Ein verführerischer Akt
ihm noch nie passiert.
»Wollten Sie jemals einfach nur etwas Abenteuerliches unternehmen, Mylord?«, fragte sie mit sanfter Stimme.
Er blinzelte und gab ihr die wahrheitsgemäße Antwort, ohne sich erst zu fragen, ob das auch klug war. »Nein, Miss Leland. In meinem ganzen Leben habe ich so etwas noch nie gewollt.«
Sie bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Dann nehme ich mal an, dass Sie meine Beweggründe nicht verstehen können.« Sie wirbelte herum und schickte sich an, den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und schaute über die Schulter zu ihm zurück. »Es würde verdächtig aussehen, wenn wir nicht gemeinsam bei den anderen Gästen auftauchen.«
Er trat zu ihr und hielt ihr seinen Arm hin. »Für jemanden, den es nach Abenteuern dürstet, machen Sie sich aber viele Sorgen über Gedanken und Meinungen anderer Leute.«
»Nur weil ich die Gefühle meiner Mutter nicht verletzen möchte, doch das ändert nichts an meinen geheimen Sehnsüchten, Mylord.«
Heftiges Verlangen erfüllte plötzlich seinen Körper.
»Die Tatsache, dass Sie nackt Modell stehen, verrät die Stärke und Sinnlichkeit Ihrer Sehnsüchte, Miss Leland«, erklärte er mit rauer Stimme.
Sie sah ihn nicht an. »Es geht Sie nichts an, nach wem oder was ich mich sehne.«
»Nicht nur nach Abenteuern?«
Sie gab keine Antwort.
Allzu schnell waren sie wieder bei den anderen Gästen, und sie wandte sich mit einem oberflächlichen Lächeln von ihm ab. Sein Vorhaben, ihr Vertrauen zu gewinnen, schien fürs Erste gescheitert. Er hätte die Konfrontation vermeiden müssen, aber Rebecca Leland schaffte es spielend, ihn ständig aus dem Konzept zu bringen. Sie hatte ihn so weit gebracht, dass sein Gehirn die Kontrolle über sein Sagen und Tun abgab.
Die anderen Gäste musterten sie interessiert, als sie zurückkehrten, und einige steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Susanna sah Rebecca mit großen Augen fragend an; Rose Leland strahlte zufrieden, doch Rebecca würdigte ihn keines Blickes mehr.
Kapitel 3
Entschlossen marschierte Rebecca am Abend in den überhitzten Ballsaal und war froh, ihre Schwester und ihre Cousine dicht bei sich zu wissen. Als die drei jungen Frauen zusammen mit ihren Müttern angekündigt wurden, nahm die Menge kaum Notiz von ihnen, und nicht eine Sekunde verstummte das Stimmengewirr, das den Raum erfüllte.
»Seht ihr, keiner weiß etwas, oder es ist ihnen egal«, zischelte Rebecca hinter zusammengepressten Lippen.
Sie hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, Susanna und Elizabeth klarzumachen, dass sie ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht absagen würden. Sollten sie sich etwa bis in alle Ewigkeit in Madingley House, der Londoner Residenz des Dukes, verstecken? Rebecca hätte die beiden nicht für so zaghaft gehalten. Jetzt nahm sie die Arme von Schwester und Cousine, um diverse Leute zu begrüßen.
Doch Elizabeth schien etwas auf dem Herzen zu haben. Sie zog die beiden anderen hinter eine Reihe hoher Blumenkübel. »Ich weiß, was du denkst, Rebecca, aber er hat mich heute besucht!«
»Das sagtest du bereits.« Rebecca stemmte die Hände in die Hüften. »Wir kennen Peter Derby durch Matthew ein wenig. Er ist kein schlechter Mensch, trotz dieser blöden Wette.«
Susanna stieß leise einen verächtlichen Laut aus.
Rebecca warf ihrer Schwester einen mahnenden Blick zu, bevor sie sich wieder an die Cousine wandte. »Du wirst mit ihm klarkommen, Elizabeth. Von den dreien scheint er mir der Freundlichste und Höflichste zu sein.«
»Was willst du damit sagen?«, verlangte Elizabeth von ihr zu wissen, und ihre Augen wurden ganz groß. »Wie hat Lord Parkhurst dich denn behandelt?«
Susanna drängte sich zwischen die beiden und senkte die Stimme. »Er war eine Viertelstunde lang mit ihr alleine. Mama wäre vor Aufregung fast in Ohnmacht gefallen.«
»Ich hoffe, du hast ihr gesagt, dass sie das bleiben lassen soll«, sagte Rebecca verärgert. »Es hat nichts zu bedeuten. Er mag ein Earl sein, aber er ist der biederste, langweiligste …«
»Langweilig?« Susanna kramte ihre Brille aus ihrem Retikül, setzte sie auf und musterte Rebecca, als würde die Schwester auf dem Seziertisch im Labor des Vaters liegen.
Rebecca spürte die aufsteigende Röte, die ihre Wangen überflutete, und versuchte sie zu unterdrücken, doch ohne Erfolg. »Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
»Ich brauche keine Ohren, denn ich weiß, was ich gesehen habe«, erklärte
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