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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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sorgfältig darauf geachtet, nicht aufdringlich zu wirken, um sie glauben zu machen, dass sein forsches Auftreten in der Nacht sich einem übermäßigen Alkoholgenuss verdankte, was in einem gewissen Maße ja stimmte. Auch jetzt bemühte er sich, ihr nicht zu nahe zu kommen und sie nicht zu verschrecken.
    Allerdings wirkte sie nicht eingeschüchtert, ganz und gar nicht. Sie atmete tief den Duft der zahllosen Blumen ein, und als sie wieder ausatmete, klang es fast wie ein Seufzen, wie ein wohliges jedoch. Ihre Reaktion auf die Wette war wirklich mehr als rätselhaft. Andererseits würde nur eine ungewöhnliche Frau für einen Akt Modell sitzen, dachte er und fragte sich, wie frei ihre Moralvorstellungen tatsächlich sein mochten.
    Diese Gedanken erregten ihn. Er durfte nicht über ihre Nacktheit nachdenken, ihre scheinbar lockere Moral, sondern musste sich auf den Diamanten konzentrieren und ihn für die Familie zurückgewinnen.
    Er begann mit der Jagd auf Informationen. »Sie und Miss Susanna scheinen Ihrer Cousine, Lady Elizabeth, sehr nahezustehen.«
    Sie schaute ihn an, und ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen. »Wir sind alle etwa im gleichen Alter und wuchsen gemeinsam auf Madingley Court auf.«
    »Ihre Familien lebten zusammen?«
    »Kennen Sie Madingley Court?«, fragte sie amüsiert.
    Er nickte. »Ach so, ich verstehe. Der herzogliche Palast, da ist Platz in Hülle und Fülle.«
    »Durchaus«, erwiderte sie und musterte ihn leicht verwirrt.
    »Sie drei waren also wie Schwestern«, sagte er.
    »Das sind wir immer noch«, antwortete sie mit fester Stimme. »Wir würden einander nie im Stich lassen.«
    »Offensichtlich«, meinte er. »Die beiden haben mit ihrer Erklärung gestern viel für Sie getan.«
    »Wir würden alles füreinander tun.«
    »Auch wenn damit Bloßstellung und Demütigung verbunden wären?«
    Er dachte schon, sie würde ihre Hand von seinem Arm nehmen, doch sie tat es nicht, sondern schaute nur kühl zu ihm auf.
    »Drohen Sie etwa mit etwas Derartigem?«, fragte sie. »Ich habe Sie eigentlich für einen Gentleman gehalten.«
    »Ich bin ein Gentleman, Miss Leland. Doch das aufreizende Gemälde schaltet den Teil des Gehirns aus, wo bei einem Gentleman der Anstand sitzt.«
    Er merkte, wie sie erstarrte.
    »Schließlich wussten Sie das doch, als Sie sich als Modell zur Verfügung stellten«, fuhr er mit sanfter Stimme fort. »Oder haben Sie etwa nicht weiter als bis zu diesem aufregenden Moment gedacht? Warum haben Sie so etwas überhaupt getan?«
    »Wollen Sie mich etwa belehren, Mylord? Ein wahrer Gentleman nimmt auf die Empfindungen einer Dame Rücksicht und geht über kompromittierende Dinge, die er gesehen hat, hinweg.«
    »Sie schienen mir nicht sonderlich empfindsam, oder?«
    Sie zog ihre Hand von seinem Arm, schaute zu ihm auf, und als sie mit leiser Stimme antwortete, blitzten ihre haselnussbraunen Augen vor Empörung. »Jetzt beleidigen Sie mich, ohne etwas über mich zu wissen.«
    »Dann klären Sie mich auf.«
    »Nein, Ihnen geht es doch nur um die Wette, die Sie mit Ihren albernen Freunden abgeschlossen haben.«
    »Welche Sie und Ihre albernen weiblichen Verwandten durch ihr Verhalten gestern Abend erst möglich gemacht haben.«
    »Wie missbilligend Sie klingen, Mylord.«
    »Überhaupt nicht, ich stelle nur eine Tatsache fest. Es sind nur Schuldgefühle, die Sie denken lassen, alle wollten Sie kritisieren.«
    »Schuldgefühle?«, rief sie, senkte dann Stimme und Blick. »Ich habe überhaupt keine Schuldgefühle.«
    »Und warum dann der Versuch, das Gemälde zu stehlen? Denn das mit dem Verstecken war ja offenbar nur eine dumme Ausrede.«
    »Aus dem einfachen Grund, weil es eigentlich in Frankreich sein sollte und nicht hier, wo Leute, die mich kennen, es sehen können.«
    »Aus welchem Grund haben Sie überhaupt Modell gesessen, Miss Leland? Weshalb sind Sie dieses Risiko eingegangen?«
    Sie zögerte, und in ihren lebhaften Augen las er, dass sie abwog, was sie ihm erzählen durfte und was nicht. Er verspürte fast so etwas wie Ungeduld, während er wartete, obwohl ihm dieser Wesenszug eigentlich fremd war. Überrascht blickte er auf, als sie plötzlich dichter an ihn herantrat. Er konnte die Wärme spüren, die von ihrem Körper ausging, und überlegte, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie noch einen Schritt näher kam … Und dann war sie bei ihm, drückte sich an seinen Körper. Julian glaubte, sein logisches Denkvermögen drohe sich zu verabschieden – so etwas war

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