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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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…«
    »Ich weiß, ich weiß … Aber du bist nicht mein Herr und Gebieter und deshalb …«
    Das Schankmädchen näherte sich ihnen. Das lockige Haar hing ihm unfrisiert über den Rücken. Es strich sich eine Strähne hinter das Ohr und bedachte Rebecca mit einem müden Lächeln. »Willst du was trinken, Junge?«
    Rebecca sagte: »Ein Bier, bitte«, doch Julian rief im gleichen Moment: »Er nimmt einen Cider.«
    Rebecca verzog das Gesicht, widersprach allerdings nicht.
    »Dass du betrunken wirst, ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann«, erklärte Julian leise, sobald sich das Mädchen entfernte.
    »Hast du etwa Angst, dass ich dich wieder ausnutze?«, fragte sie und warf ihm unter dem Mützenschirm ein provozierendes Lächeln zu.
    Er dachte daran, wie willig und sehnsuchtsvoll sie unter ihm gelegen hatte. Aber wenn sie das Thema unbedingt zur Sprache bringen wollte, bitte … Vielleicht konnte er bei dieser Gelegenheit Wissenswertes über sie erfahren. »Mich ausnutzen?«, wiederholte er und trank einen Schluck Bier. »Hast du das bei Roger Eastfield gelernt?«
    Er sah, wie ihr Lächeln verblasste. »Ich habe ihn niemals ausgenutzt. Er bat mich, für ihn Modell zu sitzen, und ich willigte ein.«
    Er nickte und kratzte sich das stoppelige Kinn, während er sie musterte. Sie wich seinem Blick aus, nickte aber dem Schankmädchen zu, als dieses den Cider vor sie hinstellte. Rebecca nahm einen Schluck und fing an zu husten, denn obwohl der Apfelwein nicht viel Alkohol enthielt, war er trotzdem nicht ganz ohne.
    »Ich habe darüber nachgedacht, warum du wohl für das Gemälde gesessen hast«, meinte er.
    Sie runzelte die Stirn. »Du kennst meine Gründe.«
    »Mir sind noch mehr eingefallen.«
    »Wenn du der Meinung bist, dieses Thema wieder aufwärmen zu müssen, kann das ja wohl nicht dein erstes Bier sein.«
    Er lächelte. »Dein ganzes Leben lang hast du dich zart und schwach gefühlt. Das Gemälde und Eastfields Interesse bewiesen dir das Gegenteil. Und das gefiel dir.«
    Sie verdrehte die Augen und nahm einen kleinen Schluck von ihrem Cider.
    »Hat es dich wütend gemacht, dass du so zerbrechlich wirktest?«, fragte er.
    »Wovon redest du überhaupt?«, entgegnete sie scharf.
    »Vielleicht warst du ja bloß wütend auf deine Mutter, weil sie dir dieses Gefühl vermittelte.«
    »Meine Mutter hat überhaupt nichts falsch gemacht, aber warum fragst du ständig nach ihr?«
    »Also gibst du ihr keine Schuld?«
    »Schuld? Für meine Kindheit? Sie hat mich vergöttert und mich während all der Jahre meiner Krankheiten hingebungsvoll gepflegt.«
    Sie musterte ihn aus schmalen Augen. »Du scheinst auf meine Mutter ziemlich fixiert zu sein. Heißt das, dass du deiner Mutter für irgendetwas die Schuld gibst und deshalb der Meinung bist, alle anderen müssten das ebenfalls tun?«
    »Ich und meiner Mutter für irgendetwas die Schuld geben? Für unsere schwierigen Lebensumstände trug sie ja kaum die Verantwortung.«
    »Nicht? Für was denn dann?«
    »Du versuchst das Thema zu wechseln. Ich glaube, du hast dich bereiterklärt, für das Gemälde Modell zu sitzen, um dir irgendetwas zu beweisen. Und jetzt bestehst du aus dem gleichen Grund darauf, mich bei meinen Nachforschungen zu begleiten.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was der Mut, nackt zu posieren, und diese Reise miteinander zu tun haben sollen.«
    »Mut ist genau das entscheidende Wort.« Er senkte seine Stimme noch mehr. »Du wagst eine ganze Menge, nicht wahr? Du riskierst es, dass man uns zusammen erwischt, dass zwei Verbrecher uns schnappen, besitzt sogar die Unverfrorenheit, dieses … Ding am Hals zu tragen, statt es mir zur Aufbewahrung zu überlassen.«
    Provozierend sah sie ihm ins Gesicht, nahm einen kräftigen Schluck des Apfelweins und sagte: »Ich riskiere gerne mal etwas – ganz im Gegensatz zu dir.«

Kapitel 14
    Rebecca wusste, dass sie sich zu weit vorwagte, nicht nur weil sie Julian hier in dieser Umgebung, in dem Schankraum, provozierte.
    Doch er musterte sie nur gleichmütig und meinte: »Ich brauche nichts zu riskieren. Ich überdenke jede Situation und reagiere dann angemessen, ganz im Gegensatz zu dir.«
    Er reagierte angemessen? Sie hätte liebend gerne überhaupt eine Reaktion von ihm erhalten, nachdem er sie nun schon den zweiten Tag auf Armeslänge von sich hielt. Sie verstand es nicht. Warum bescherte er ihr Momente höchster Lust, um dann eine Wiederholung zu verweigern? Flüchtete er etwa vor ihr?
    Oder vor sich selbst?
    Nachdem Wut

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