Ein verführerischer Akt
ihm fest und wünschte, ihn nie, nie mehr loslassen zu müssen. Zu wundervoll war das Gefühl, das er ihr bereitete, und Frieden und Dankbarkeit erfüllten sie.
Plötzlich stemmte er sich hoch, ragte auf Hände und Knie gestützt über ihr auf, das Gesicht zu einer angespannten Maske verzerrt. Den Kopf gesenkt rang er mühsam nach Atem.
Rebecca, die glücklich einfach daliegen und die eben erlebten Empfindungen ausklingen lassen wollte, schaute ihn verwundert an. Was war geschehen? Julian wirkte wie erstarrt, fast so, als würde er Schmerzen haben. Das konnte nur bedeuten, dass er nicht das Gleiche wie sie empfunden hatte, oder?
War sie zu selbstsüchtig gewesen, hatte nur genommen, ohne zu geben? Musste ein Mann in sie eindringen, um dieses Gefühl ebenfalls zu erleben? Sie wusste ein wenig über das Bescheid, was einen in der Hochzeitsnacht erwartete, denn es war nicht im Sinne ihrer Mutter gewesen, dass die Töchter völlig ahnungslos blieben.
»Julian?«
Sie berührte seine Schulter, doch er rückte von ihr weg und ließ sich neben ihr auf den Rücken fallen, legte einen Arm über sein Gesicht und rührte sich nicht mehr. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich. Sie setzte sich auf, während ihr Blick über seinen Körper glitt und da verharrte, wo seine Erektion noch immer seine Erregung verriet.
Sie berührte seine Brust und spürte, wie er innerlich erbebte.
»Julian.« Sie sprach seinen Namen voller Zärtlichkeit aus und beobachtete erstaunt, wie er zitterte. »Du bist nicht …« Sie wusste nicht, wie sie es in Worte fassen sollte. »Ich habe es gespürt … aber du nicht.«
Heiser flüsternd erwiderte er: »So ist es besser.«
Verwirrt rückte sie näher, bis sie sich über ihn beugen konnte, ohne jedoch sein Gesicht zu sehen. »Ich hätte nie gedacht, durch dich so etwas zu fühlen. Ich möchte das Gleiche für dich tun.«
»Nein.« Schnell sprang er vom Bett.
Sie setzte sich auf. Das grobe Hemd, das sie trug, bedeckte kaum ihre Schenkel, und ihre Unterhose blitzte provozierend darunter hervor. Julian umfasste sie mit hungrigem Blick.
»Rebecca, du hast nichts falsch gemacht, sondern dich nur der Lust hingegeben. Ich wollte, dass es so für dich ist – vielleicht nicht ganz so schnell«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.
»Ich habe so eine … wachsende Anspannung gespürt, ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll«, sagte sie verlegen, »aber du nicht.«
Sein Lächeln wirkte etwas gezwungen, wenngleich ernst gemeint. »Stimmt. Doch ein Mann muss es nicht zu Ende bringen, um Lust zu empfinden. Vergiss das nie.«
»Aber …«
»Zieh dich an, Rebecca – allerdings bitte nicht diese Jungensachen.«
Einen Moment lang wollte sie sich weigern, verzichtete dann darauf, um ihn nicht unnötig zu reizen. Sie beschloss, die Sachen in die Tasche zu packen und für eine spätere Gelegenheit aufzuheben.
Niemals würde sie die Gefühle vergessen, die er bei ihr ausgelöst hatte, und sehnsüchtig wünschte sie sich, noch mehr zu erleben und zu erfahren. Allerdings war es vermutlich besser, sich Zeit zu lassen und ihn langsam zu erobern. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, erreichte sie das in der Regel auch. Und sie wollte ihn.
Die Welt der Leidenschaft war etwas Neues für sie, verwirrend und überraschend gleichermaßen. Glaubte Julian etwa, dass sie sich zuvor bereits einem anderen Mann hingegeben hatte? Roger vielleicht?
Sie vermochte es nicht zu sagen, merkte aber, dass er sie – Tugendhaftigkeit hin oder her – beschützen zu müssen glaubte. Sie hielt das für einen schönen Charakterzug, obwohl er nicht zu dem Abenteuer passte, dem sie sich hier gerade hingab. Vielleicht sollte sie ihn im Unklaren über ihre Erfahrungen mit Männern lassen, dachte sie. Möglicherweise würde er ihr eher erliegen, wenn sie ihm die Wahrheit über ihre Jungfräulichkeit vorenthielt.
Plötzlich wirkte der Tag viel verheißungsvoller. Sie befanden sich auf der Flucht vor Verbrechern, versuchten die Wahrheit über einen gestohlenen Diamanten herauszufinden – und sie war zumindest teilweise in das Geheimnis eingeweiht worden, was sich zwischen Männern und Frauen abspielte. Ihr Leben schien nie aufregender gewesen zu sein.
Das Fuhrwerk rollte durch den frühen Abend, und Julian genoss es, Rebecca neben sich zu spüren. Mit schwankendem Körper und heruntergesunkenem Kopf war sie neben ihm eingeschlafen, und er hatte sie an sich gezogen. Jetzt ruhte sie entspannt an seiner Schulter, einen Arm um
Weitere Kostenlose Bücher