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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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und Schmerz über seine Zurückweisung nachgelassen hatten, wurde ihr klar, dass es bei der ganzen Sache mehr um seine Befindlichkeit ging. Er war kein Mensch, der die Beherrschung verlor. Trotzdem wäre es beinahe passiert – nur in allerletzter Minute gelang es ihm, sich zusammenzureißen und sie wegzustoßen, bevor das geschah, was er nicht glaubte zulassen zu dürfen. Wirklich und richtig mit ihr zu schlafen.
    Bedauerte er das plötzliche Ende ihres Liebesspiels genauso sehr wie sie? Sie hatte in der letzten Nacht kaum schlafen können, weil sie mit ihren Gedanken nur bei ihm gewesen war – bei dem, was er getan hatte, welche Empfindungen er bei ihr ausgelöst hatte, obwohl sie nicht einmal ganz ausgezogen gewesen waren! Tag und Nacht wurde sie von Fantasien heimgesucht, in denen sich, von keiner Kleidung behindert, nur warme, feuchte Haut aneinanderrieb.
    Heute Nacht würde er wieder neben ihr schlafen. Sie freute sich schon auf die Herausforderung, auf das Wagnis, denn sie wollte sich seinen launenhaften Entscheidungen nicht mehr einfach fügen.
    »Hast du die Sprache verloren?«, fragte er trocken. »Das kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Wir befinden uns an einem zu öffentlichen Ort, als dass ich dir sagen könnte, was ich von deiner Behauptung halte, du würdest immer angemessen reagieren«, entgegnete sie zuckersüß.
    Ein Blick genügte, um an seiner Miene zu erkennen, dass er an das Gleiche dachte wie sie.
    Sie nahm noch einen Schluck Cider, und der Alkohol schien ihren Mut zu steigern. »Andererseits war, mich zu küssen, ja vielleicht die angemessene Reaktion.«
    Er lächelte schwach. »Sprich leiser.«
    »Oder fändest du es richtiger, mich völlig zu ignorieren? Und hast dich bloß für eine Weile vergessen?«
    »Ich ignoriere dich nicht, ich beschütze dich.«
    »Du beschützt mich vor dir?«, fragte sie ungläubig. »Außer in Bezug auf die Wette habe ich längst keine Angst mehr vor deinen Absichten.«
    Er trank sein Bier aus und gab dem Schankmädchen ein Zeichen, ihm noch eines zu bringen.
    »Oder machst du dir selbst Gedanken wegen deiner Absichten, George?«, fragte sie leise.
    »Du sprichst in Rätseln … Lionel.«
    Sie kicherte.
    Er warf einen Blick in ihren halb leeren Krug. »Wir müssen dafür sorgen, dass du etwas zu essen bekommst.«
    »Mir geht’s gut.« Sie schaute sich um. »Was tut man denn sonst so in einem Schankraum außer trinken?« Sie richtete den Blick auf eine Gruppe von Männern, die in einer Ecke standen. »Die spielen bestimmt Dart. Ich habe noch nie dabei zugeschaut.«
    Sie war schon von der Bank aufgesprungen, ehe er sie aufhalten konnte. Julian fluchte leise und folgte ihr widerstrebend, um bei ihr zu bleiben, stand jedoch wie das drohende Verhängnis hinter ihr. Rebecca genoss jeden Augenblick.
    Später aß sie heißen Eintopf am Feuer, trank einen weiteren Cider und konnte Julian sogar dazu überreden, dass sie ein paar Pfeile auf die Scheibe werfen durfte, als gerade kein anderer spielte. Insgesamt war es ein unterhaltsamer Abend, fand sie – viel amüsanter jedenfalls, als sich mit irgendwelchen dummen Handarbeiten zu beschäftigen und den Männer den ganzen Spaß zu überlassen.
    Als sie schließlich in ihr Zimmer zurückkehrten, ließ sie sich rücklings aufs Bett fallen und stellte fest, dass der Raum sich um sie zu drehen schien. Das Gefühl brachte sie zum Lachen.
    »Du bist betrunken«, sagte er und baute sich vor ihr auf.
    Verbarg sich hinter seinem Lächeln etwa eine leichte Enttäuschung? Sie fragte sich, warum.
    Sie warf die Arme nach hinten und sagte: »Ich bin bisher nie betrunken gewesen. Ich will alles erleben, George. Schau mal, ich erinnere mich sogar an deinen Namen!« Sie kicherte erneut.
    Er verdrehte die Augen. »Geh schlafen, Lionel.«
    Nachdem sie Hose und Jacke ausgezogen hatte, tat sie zunächst, als würde sie gleich schlafen, rollte sich dann auf die Seite und schaute zu, wie er seine Kleidung ablegte. Einmal warf er über die Schulter einen Blick zurück, rasch schloss sie die Augen und rührte sich nicht, öffnete sie erst wieder, als sie hörte, wie er Wasser in eine Schüssel goss. Sie hätte eigentlich Schuldgefühle haben müssen, weil sie ihn in einem so intimen Moment beobachtete, doch es wollten sich keine einstellen. Ihr Geist war seltsam überhitzt und ihr Gewissen ausgeschaltet.
    Julian trug nach wie vor seine Hose, und sie schob die Lippen vor Enttäuschung vor. Wie sollte sie auf diese Weise je genug über Männer

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