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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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wir bis morgen warten? Dann könnten wir uns etwas verdienen.«
    Er sah sie finster an. »Wir werden nichts dergleichen tun.« Er schaute die Straße hinunter zu den Anlegeplätzen am Kanal, wo eine unüberschaubare Zahl von Frachtkuttern vor Anker lag. »Ich kann hier nicht herumsitzen und warten. Vielleicht erfahren wir ja etwas in diesem Institut.«
    Sie brauchten über eine Stunde, um im dichten Verkehr zum Royal Manchester Institute zu gelangen, einem beeindruckenden Gebäude im neoklassizistischen Stil, vor dem Künstler ihre Arbeiten feilboten. Sie brauchten nur ein paar Fragen zu stellen und erhielten sogleich bereitwillig Auskunft über Roger Eastfield, denn alle waren stolz auf den wachsenden Ruhm dieses Sohnes der Stadt. Es dauerte nicht lange, und sie erfuhren die Adresse der Mutter, wo Roger sich angeblich derzeit aufhielt.
    »Es ist nur eine halbe Stunde Fußweg von hier«, sagte Julian und versuchte seine Ungeduld zu zügeln.
    »Aber wenn wir nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen sind …«
    Überrascht von ihrem Zögern sah er sie an. »Willst du nicht endlich die Wahrheit erfahren?«
    »Doch, nur sind wir nicht die Einzigen, die wissen, dass ich den Diamanten bei mir trage.«
    »Grund genug, Eastfield aufzusuchen und ihn zu warnen«, erklärte er grimmig. »Und unterwegs brauchst du nichts zu befürchten, denn ich beschütze dich schließlich«, drängte er, weil seine Intuition ihn zur Eile mahnte.
    Sie schien nicht ganz überzeugt, nickte aber zustimmend.
    Während sie durch die Straßen gingen, senkte sich langsam die Dämmerung herab. Zumindest befanden sie sich in einer eher gutbürgerlichen Gegend, wo kleine Vorgärten die Straßen säumten.
    Jemand streifte Julian, als er an ihm vorbeilief, und im ersten Moment glaubten beide, es vielleicht mit einem Taschendieb zu tun zu haben, doch es handelte sich um einen respektabel gekleideten Herrn, der mit einer Hand seinen Hut festhielt. Ihm folgten zwei Kinder sowie eine Frau, alle offenbar in höchster Eile.
    »Was ist denn los?«, fragte Rebecca verwirrt.
    Ehe Julian antworten konnte, rief jemand: »Feuer!«
    Sein Unbehagen wuchs. »Schnell«, sagte er zu Rebecca, packte ihren Arm und zog sie mit sich, damit sie ihren Schritt beschleunigte.
    Der dunkle Himmel vor ihnen nahm allmählich ein bleiches, unnatürliches Licht an.
    »O Gott«, hauchte Rebecca. »Das ist hoffentlich nicht etwa …«
    Sie stockte und brachte keinen Ton mehr heraus. Sie liefen, so schnell sie konnten, und als sie am Ende der Straße um eine Ecke bogen, sahen sie sich einer wachsenden Menschenmenge gegenüber, die sich vor einem zweistöckigen Haus versammelt hatte. Rauch quoll aus den Fenstern, aber noch war kein Feuer zu sehen. Und desgleichen keine Feuerwehr, um es zu bekämpfen.
    Niemand schien zu wissen, ob sich jemand im Haus befand, aber alle stimmten darin überein, dass es sich um das Anwesen der Familie Eastfield handele. Bestürzt sah Rebecca an der Fassade hoch.
    »Komm mit«, sagte Julian und zog sie hinter sich her in die nächste Seitenstraße.
    Sie stellte keine Fragen, folgte ihm zum Garten hinter dem Haus. Sie fanden die kleine Pforte in der Mauer unverschlossen, und so gelangten sie ohne Schwierigkeiten zum Hintereingang des Gebäudes. Als Julian die Tür aufriss, schlug ihnen schwarzer, erstickender Qualm entgegen.
    Rebecca griff nach seinem Arm. »Was machst du denn da? Du kannst da nicht rein!«
    »Ich muss.« Er nahm sein Halstuch ab, tauchte es in ein kleines Wasserbecken und band es sich dann so um den Hals, dass es sich jederzeit schnell über Mund und Nase ziehen ließ.
    Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. »Du könntest sterben! Wir haben den Diamanten, was willst du denn noch?«
    »Da drinnen sind vielleicht Menschen vom Feuer umzingelt, Rebecca.«
    Sie öffnete den Mund, doch kein Laut kam über ihre Lippen, und verzweifelt rang sie die Hände, während ihre Blicke panisch über die Rückseite des Hauses schweiften. »Schau zuerst durch die Fenster!«
    »Keine Zeit.« Er packte sie an den Oberarmen und schüttelte sie leicht. »Bleib hier, versprich es mir!«
    In der Ferne hörten sie die Glocke der Feuerwehr und in der Nähe die Schreie der Menge sowie das Dröhnen und Knirschen eines in seinen Grundfesten erschütterten Hauses.
    »Ich … ich verspreche es«, rief sie und warf sich in seine Arme.
    Er nahm ihren Kopf in beide Hände, neigte ihn nach hinten und gab ihr einen ungestümen, leidenschaftlichen Kuss. Ihre Tränen

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