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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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der Zeit wahrscheinlich sogar Kinder, entdeckte er in sich eine wachsende Zaghaftigkeit, wie er sie nicht kannte. Eigentlich war er noch nie ängstlicher gewesen als in diesem Augenblick, wo er allein in dem abendlichen Garten saß und über die eigenartige Wendung des Schicksals nachdachte, die es ihm nun auf einmal beschert hatte.

20
    Ein Gewitter brach los. Die große Zypresse im Garten schwankte gefährlich, sie beugte sich dem bitteren Nordwind, der durch das Tal fuhr. Regen prasselte hernieder und schlug gegen die Fenster. Unheimliche Blitze erhellten die trübe Landschaft, und der Donner rollte von den Hügeln.
    Es war beinahe Nacht. Der Vikar war erst spät eingetroffen, doch Justin weigerte sich, noch einen Tag länger zu warten. In einem kleinen, aber sehr eleganten Salon, der in Blassblau und Gold gehalten war, sollte gleich die Trauung beginnen.
    Nur wenige Leute nahmen teil: Barbara und Thomas, Clayton Harcourt, der auf Justins Bitte hin aus London gekommen war, Ariels kleine Zofe Silvie, die Haushälterin, Mrs. Wilson, und der Butler, Harold Perkins - die letzten drei standen als Bedienstete ein wenig abseits. Der Vikar, ein Mann namens Richard Woods, wartete darauf, mit der Trauung zu beginnen; seine rundliche Frau Emily, die schon jetzt zu weinen begann, hatte sich neben Clay postiert.
    Die Trauung sollte nun ihren Anfang nehmen. In wenigen Minuten würde aus Ariel Summers, geboren als Bauernmädchen, Tochter eines verarmten und ungebildeten Pächters, Ariel Ross werden, die fünfte Gräfin von Greville.
    In einem Kleid aus blassblauem Samt mit hoher Taille, das mit naturfarbener Spitze besetzt war, stand Ariel neben Justin - ihre Hände zitterten ein wenig, ihr Gesicht war kalt und taub. Als der Vikar mit der Zeremonie begann, starrte Justin geradeaus, sein Kinn angespannt; sein Blick verriet nichts von seinen Gedanken.
    Ariel versuchte, ihre eigene Unruhe zu unterdrücken und sich auf die Worte des Vikars zu konzentrieren.
    »Christus hat gesagt, >So wie der Vater mich geliebt hat, so hat er auch Euch geliebt. Dies ist mein Befehl - von diesem Zeitpunkt an -, dass Ihr einander lieben sollt.«<
    »... dass Ihr einander lieben sollt.« Es war Gottes Befehl, und Ariel wusste in ihrem Herzen, dass sie sich daran halten würde. Sie liebte Justin Ross. Aber sie wollte, dass auch er sie liebte. Aus den Augenwinkeln entdeckte sie Clay Harcourt, der sie anlächelte, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Vor einiger Zeit hatte er sie herausgefordert, hatte in ihr die Idee geweckt, Justin das Lieben zu lehren. Vielleicht würde sie jetzt gar nicht hier stehen, wenn dieses Gespräch damals nicht stattgefunden hätte.
    »Reicht euch die rechte Hand«, befahl der Vikar. Sie fühlte, wie Justin ihre Rechte ergriff, fest und kräftig. Ihre Hand zitterte. »Willst du, Justin Ross, Graf von Greville, diese Frau, Ariel Summers, zu deiner Ehefrau nehmen? Sie bei dir halten, von diesem Tage an, in guten und in schlechten Zeiten, in Reichtum und Armut, in Gesundheit und Krankheit, sie lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?«
    »Ich will«, sagte Justin mit dröhnender Stimme.
    Der Vikar wandte sich an sie, wiederholte den Eheschwur und bat sie um ihre Antwort. »Ich will«, bestätigte sie leise.
    »Darf ich den Ring haben?«
    Justin zog ihn aus der Tasche seiner Brokatweste und reichte ihn dem Vikar. Im Licht der Kerzen versprühten elegante Saphire blaues Feuer, Diamanten glänzten wie reines, klares Eis. Ariel starrte überrascht auf das Juwel - noch nie hatte sie so etwas Überwältigendes gesehen.
    »Dieser Ring wird gegeben als Zeichen, dass Ihr diesen Schwur halten werdet. Mylord, gelobt Ihr das?«
    Wieder antwortete Justin: »Ich gelobe es.«
    »Ihr dürft jetzt den Ring an ihren Finger stecken.« Der Vikar reichte Justin den Ring zurück, und er schob ihn an Ariels linke Hand. Er fühlte sich kühl an und ein wenig schwer, doch nicht unangenehm. Wiewohl dezent, war er so herrlich, dass Ariel Tränen in die Augen stiegen.
    Wo hatte er diesen Ring her? Für Justin gab es keine Gelegenheit, ihn zu kaufen. Clay musste ihn aus London mitgebracht haben. Es verwunderte sie, dass er einen Ring ausgewählt hatte, der so perfekt zu ihr passte.
    Wieder ertönte die Stimme des Vikars. »Da Ihr, Justin Ross und Ihr, Ariel Summers, zugestimmt habt, in heiliger Ehe zu leben - geschworen im Angesicht Gottes und in Anwesenheit dieser Menschen hier -, so erkläre ich euch im Namen des Vaters, des Sohnes und des

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