Ein verfuehrerischer Handel
Lady auch mit der Gattin einverstanden wäre, die er gewählt hatte.
Man schrieb die letzten Novembertage. Justin war noch nicht einmal zehn Tage verheiratet, als er einen Brief von Clay erhielt. Es gab finanzielle Probleme in dem Geschäft mit der Mine, in das sie zusammen eingestiegen waren. In dem Brief, den Justin in seinem Arbeitszimmer las, entschuldigte sich Clay, dass er ihn schon so bald nach seiner Hochzeit störte; aber seine Anwesenheit in London sei dringend nötig, wenn das Minenunternehmen so weiterlaufen sollte, wie sie es geplant hatten.
Justin fluchte. Er wollte nicht weg, noch nicht. Obwohl die Nächte ohne Ariel die reine Hölle und selbst die Tage angespannt waren, so glaubte er doch, Fortschritte gemacht zu haben. Es gab Zeiten, da sah sie ihn wirklich ohne diesen unsicheren, vorsichtigen Ausdruck an, der ihn so oft schmerzte.
Diese Momente wollte er häufiger herbeiführen, das war seine Absicht. Er wollte ihr Vertrauen gewinnen, ganz gleich, was es kostete. Aber das Projekt der Mine war wichtig. Er und Clay, als Eigentümer der Mine, waren verantwortlich für die Sicherheit der Männer, die dort arbeiteten.
Justin hatte die Zeche eingehend geprüft, ehe der Verkauf abgeschlossen wurde; er war mit einer Liste von Verbesserungen zurückgekommen, die realisiert werden mussten, um die Sicherheit in der Mine zu gewährleisten. Die Arbeiten hatten begonnen, und auf Justins Wunsch sollten sie in aller Eile abgeschlossen werden.
Eine Mine, die sicher war, verringerte die Gefahr eines Einsturzes. Auf lange Sicht würde damit auch der Gewinn höher sein. Das hatte ganz und gar nichts mit der Tatsache zu tun, dass es Dutzende, ja, sogar vielleicht Hunderte von Menschenleben kosten könnte, wenn die Stützbalken nicht sorgfältig repariert wurden. Es war ganz einfach eine Sache des Geldes, sagte sich Justin - genau wie alle anderen Entscheidungen auch, die er traf.
Clays Nachricht klang dringend; deshalb befahl er einem Lakai, ein Pferd für ihn satteln zu lassen, und begab sich auf die Suche nach Ariel. Er entdeckte sie im Wintergarten, wo sie an dem Profil arbeitete, das sie von ihm angefertigt hatte. Sorgfältig setzte sie Aufhellungen auf die Gipsplatte mit leichten Strichen goldener Farbe. Er blieb an der Tür stehen, um sie zu beobachten; ihm gefiel ihre Konzentration, weswegen sie ihre fein geschwungenen Brauen zusammenzog und sich ihre Zungenspitze aus einem Mundwinkel stahl, während sie arbeitete. Ihre Lippen waren leicht geöffnet; sie waren genauso rosig und feucht wie ihre Zungenspitze.
Sein Unterleib regte sich. Justin biss die Zähne aufeinander bei der ungewollten Erregung, die er fühlte.
Genau in diesem Augenblick schaute Ariel auf und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. »Ich habe dich gar nicht gehört.«
Zögernd tat er ein paar Schritte auf sie zu. »Du arbeitest!
Es sieht so aus, als seist du bald fertig.« »Beinahe. Es muss aber noch gerahmt werden.«
Justin nickte, und seine Gedanken gingen zu dem bevorstehenden Abschied; er wünschte, er bräuchte sie nicht zu verlassen. »Es ist etwas dazwischen gekommen. Ich muss für ein paar Tage nach London.«
»Geschäfte?« Sie legte den Pinsel beiseite und wischte die Hände an der Schürze ab, die sie vor ihr graues Wollkleid gebunden hatte.
»Das Projekt mit der Mine, das Clay und ich planen. Eine Sache der Banken - es geht um Geld, das wir für die Verbesserungen brauchen.«
»Wie lange wirst du wegbleiben?«
»Nicht lange. Ein paar Tage. Ich reite los, sobald ich meine Sachen gepackt habe.«
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich, wurde unsicher. »Ich wünschte, du müsstest nicht weg.«
Er streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger über ihr Kinn. »Ich auch.« Aber es musste sein, und je eher er abreiste, desto schneller wäre er zurück.
»Wahrscheinlich soll ich dich nicht begleiten?«
Justin hatte daran gedacht, sie mitzunehmen; doch weil er ständig so sehr nach ihr verlangte, würde ihn das nervös und ungeduldig machen; zusätzlich waren die Wege schlammig, viele Wolken am Himmel und die Temperaturen niedrig. »Ich reite schneller, wenn ich allein bin. Außerdem könnte das Wetter noch unangenehmer werden. Mir wäre es lieber, wenn du hier bleibst.«
Ariel blickte weg. »Vielleicht hast du Recht. Weihnachten steht vor der Tür - ich muss die Geschenke fertig machen, die ich vorbereite.«
»Bringst du mich zur Tür?«
Ariel nickte, sie akzeptierte seinen Arm und ging mit ihm durch den Flur zur
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