Ein verfuehrerischer Handel
Finger über den Namen. »Das ist wirklich ein hübscher Name.« Er drückte das kleine Schiff an seine Brust und strahlte. »Danke, Onkel Justin!«
»Gern geschehen.« Justin sah sich noch einmal um, er suchte nach Ariel. »Wo ist deine Tante? Hast du sie gesehen?«
»Sie ist oben in ihrem Zimmer. Ich glaube, sie fühlt sich nicht gut.«
Justin runzelte die Stirn. Er zerzauste dem Jungen das Haar und rannte dann förmlich die Treppe hinauf, dann durch den Flur. Er klopfte einmal, öffnete die Tür und trat ein.
Ariel saß vor dem Fenster, sie war mit einer Stickarbeit beschäftigt. Sie wandte sich um, als sie ihn bemerkte.
»Ariel... Liebling, geht es dir gut? Thomas hat gesagt, du fühltest dich nicht wohl.« Er kam zu ihr hinüber, wollte sie vom Sofa in seine Arme ziehen, doch etwas in ihrem Blick ließ ihn innehalten.
Umständlich legte Ariel die Stickarbeit beiseite. Er fand, dass sie blass aussah. »Mir geht es gut. Ich habe nicht... ich habe dich nicht kommen gehört.«
Er fragte sich, ob sie wohl die Wahrheit sagte? Und wenn das nicht so wahr, warum?
»Ich bin wie der Teufel geritten, um nach Hause zu kommen. Eigentlich wollte ich schon eher zurück sein, aber es gab da eine Versammlung, an der ich unbedingt teilnehmen musste. Außerdem waren die Papiere in der Bank noch nicht fertig für meine Unterschrift. Auf keinen Fall wollte ich mich noch einmal nach London aufmachen.«
Sie stand vom Sofa auf und lächelte ihn an, aber es war nicht das Lächeln, das er sich vorgestellt hatte. Es war voller Unsicherheit, Schatten umgaben ihre Augen.
»Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
»Ich bin nur ein wenig müde, das ist alles ... und habe Kopfschmerzen. Heute würde ich gern früh zu Bett gehen ... falls du nichts dagegen hast.«
Wie schade! Er hatte gehofft, wahnsinnig gehofft, dass sie ihn ungeheuer vermisst hatte während dieser Tage. Dass sie ihn, wenn er zurückkehrte, willkommen heißen würde -ohne Unsicherheit, ohne zu zögern -, auch in ihrem Bett. Aber das kam nun nicht in Frage, und wenn sie wirklich krank war, brauchte sie Ruhe und Fürsorge.
Es gelang ihm, sich zu einem Lächeln zu zwingen. »Ruhe dich aus. Morgen früh wirst du dich sicher wieder besser fühlen.«
Aber als sie doch die übliche Fröhlichkeit vermissen ließ, wuchs seine Sorge. Sie ging ihm den größten Teil des Tages aus dem Weg, und am Abend beim Essen verhielt sie sich so abweisend, dass er sie verließ und sich in sein Arbeitszimmer zurückzog.
Er fragte sich immer wieder, was wohl in den Tagen seiner Abwesenheit geschehen war, dass sie sich jetzt noch mehr von ihm zurückzog als zuvor.
Gib ihr ein wenig mehr Zeit, ermahnte er sich. Doch tief in seinem Inneren fürchtete er, dass die wenigen Gefühle, die sie noch für ihn empfunden hatte, langsam verwelkt waren und jetzt überhaupt nicht mehr existierten.
Der Dezember brachte kalte Winde und eisigen Regen. Trotz des unfreundlichen Wetters sah Ariel ihren Ehemann nur sehr selten. Seit seiner Reise in die Stadt mied sie ihn absichtlich. Leider schien er sich nichts daraus zu machen. Sie hatte schreckliche Angst, dass Barbara Recht haben könnte, und dass er nach London gereist war, um mit einer anderen Frau zusammen zu sein. Das Vertrauen, das sich langsam wieder zwischen ihnen einstellen wollte, war jetzt vollkommen dahin.
Dennoch gab es Anlässe, bei denen sie sich trafen. Wie zum Beispiel an dem Abend, als Barbara verkündete, dass sie eine Party geben würde - eine Abendgesellschaft zum ersten Advent, nannte sie es -, um den offiziellen Beginn der Weihnachtszeit zu feiern. Nichts Extravagantes, hatte Barbara versprochen, nur ein Empfang für ihre engsten Freunde.
Zuerst hatte Justin protestiert, doch Barbara hatte darauf bestanden.
»Die Einladungen habe ich schon vor einer Woche weggeschickt. Mir ist nie der Gedanke gekommen, dass du etwas dagegen haben könntest. Wir haben jedes Jahr eine Adventsparty in Greville Hall. Es ist praktisch eine Familientradition.« Sie lächelte ein wenig gezwungen. »Aber davon hast du ja keine Ahnung, nicht wahr?«
Justin biss die Zähne zusammen und antwortete nicht.
»Vielleicht ist es sogar besser so«, meinte er zu Ariel, als Barbara das Zimmer verlassen hatte. »Wir werden sowieso früher oder später nicht darum herumkommen, uns wieder in der Gesellschaft zu zeigen. Vielleicht ist eine kleine
Runde hier im Haus eine gute Gelegenheit, damit zu beginnen.«
So, wie die Dinge zwischen ihnen standen, war Ariel kaum
Weitere Kostenlose Bücher