Ein verfuehrerischer Handel
seinen lüsternen Appetit zu stillen. Mein Bruder zieht es vor, immer nur eine nach der anderen zu benutzen. Natürlich wird er jetzt, wo er verheiratet ist, versuchen, ein wenig diskreter zu sein.«
»Das ist nicht wahr.«
»Du gewöhnst dich besser daran, Mädchen! Sie sind alle gleich, eine bekannte Tatsache!«
Ariel antwortete nicht. Ihre Hände zitterten. Ihr Kopf fühlte sich blutleer an und wie betäubt. Barbara log. Sie wollte nur Schwierigkeiten machen. Aber als Ariel in diese harten Greville-Augen blickte, entdeckte sie, dass Lady Barbara jedes Wort, das sie geäußert hatte, glaubte. Sie war überzeugt von Justins Untreue, und wenn seine Schwester daran so hartnäckig festhielt, lieber Gott, dann könnte es auch die Wahrheit sein.
Eine Woge der Übelkeit stieg in ihr auf. Ariel setzte sich wieder hin.
»Du siehst aus, als könntest du eine Tasse Tee vertragen«, meinte Barbara zuckersüß. »Ich werde dir von Perkins eine gute, starke Tasse Tee bringen lassen.« Sprach’s und verschwand mit schwingenden Hüften durch die Tür.
Entgeistert starrte Ariel ihr nach, sie fühlte sich ganz krank. Sie wollte an Justin glauben, so wie sie es früher einmal getan hatte, aber Himmel, es war so schwer! Nur ein einziges Mal hatte er sie geliebt, seit sie verheiratet waren. Er schien nach ihr zu verlangen, dennoch hatte er sie verlassen und war nach London geritten. Niemals hatte sie die grausamen Worte vergessen, die er an jenem Morgen in London gesprochen hatte.
»In der letzten Nacht sind Clayton und ich ... einigen recht unterhaltsamen Gefährten begegnet.«
»Du sprichst doch nicht von ... Frauen?«
»Es tut mir Leid, meine Liebe, aber du wusstest doch, dass so etwas früher oder später geschehen würde. Du warst recht gut, wirklich ... aber der Geschmack eines Mannes ändert sich nun einmal.«
Ariel erschauerte. »Der Geschmack eines Mannes ändert sich nun einmal.« Es stimmte, das wusste sie. Der verstorbene Graf war Beweis genug dafür.
Und zwei Tage später, als Justin sich immer noch nicht blicken ließ und sie nichts von ihm hörte, glaubte sie Barbaras Unterstellungen tatsächlich.
Sie konnte nicht schlafen, nicht arbeiten. Ihr Appetit schwand vollkommen dahin - zusammen mit ihren Hoffnungen und Träumen.
Als Justin am nächsten Abend in strömendem Regen in Greville Hall ankam, seine Kleidung ihm vor Nässe am Körper klebte und sein Umhang triefte, blieb sie oben in ihrem Zimmer, anstatt ihn in der Eingangshalle zu begrüßen -wie sie es vorgehabt hatte. Sie wollte ihn nicht sehen, fürchtete sich vor dem, was sie in seinem Gesicht lesen würde.
Möglicherweise war sie ein noch größerer Dummkopf gewesen als zuvor, und wenn das stimmte, dann würde ihr Herz nie wieder heilen.
Justin nahm den Umhang von seinen Schultern und reichte ihn Perkins, der ihn von sich weghielt und seine buschigen grauen Brauen hochzog, als er das tropfende Stück durch den Flur trug. Justin hoffte, dass Ariel auf ihn wartete; er sah sich in der Halle um, doch anstatt seine Frau zu erblicken, nach der er sich so sehr sehnte, kam der kleine Thomas auf ihn zugelaufen.
»Onkel Justin!«
Das Kind sprang in die Luft, und Justin fing es auf, schaukelte es ein wenig und hielt es dann auf Armeslänge von sich. »Ach, du große Güte, du bist ja ein ganzes Stück gewachsen, während ich weg war.«
Thomas lachte fröhlich, als Justin ihn wieder auf die Beine stellte.
»Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«
Justin hob den Zeigefinger. »Warst du denn auch brav in der Zwischenzeit?«
Das Lächeln des kleinen Jungen erlosch. »Mama hat gesagt, ich war böse. Sie hat mich ohne Essen ins Bett geschickt.« Er grinste und zeigte ein Loch, wo früher einmal ein Zahn gewesen war. »Tante Ariel hat mir heimlich eine Hammelpastete gebracht und ein Stück Apfelkuchen, aber das darfst du Mama nicht erzählen.«
Justin drückte die Schulter des Jungen. »Dein Geheimnis ist bei mir in Sicherheit.« Er steckte die Hand in die Tasche und zog ein kleines Holzschiff daraus hervor, das er dem Kind aus London mitgebracht hatte. Es war aus orientalischem Teakholz gefertigt, mit winzigen Segeln aus Stoff und schwarz angestrichenen Seilen, die das Tauwerk darstellten.
»Es ist wunderschön!« Thomas betrachtete das Schiff voller Bewunderung.
»Nein, nicht es, es ist eine Sie. Schiffe sieht man immer als Frau. Dieses hier heißt Mirabelle. Siehst du? Der Name steht mit Goldbuchstaben am Bug.«
»Die Mirabelle !« Thomas fuhr mit dem
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