Ein verfuehrerischer Handel
begonnen, Mylord«, berichtete einer der Lakaien. »Ich bin allerdings nicht sicher, ob es etwas nützen wird.«
Michael O’Flaherty kam mit ein paar Reitstiefeln angerannt. »Sie gehören Euch, Mylord. Ich habe sie aus dem Stall geholt.«
»Danke.«
Jemand reichte Justin ein Hemd, und er zog es über. »Sind alle aus dem Haus?« Er musterte die Gesichter der Menschen um sich herum. »Wo sind meine Schwester und ihr Sohn?«
»Ich habe gesehen, wie die Lady zur Haustür gelaufen ist, Mylord.« Eine der Dienerinnen deutete in die Richtung.
»Wahrscheinlich wartet sie vor dem Haus. Aber den Jungen habe ich nicht gesehen.«
Justin biss die Zähne zusammen. »Bleibe hier! Ich muss die beiden finden.«
»Ich suche Mrs. Whitelawn, Thomas’ Kinderfrau«, meinte Ariel und versuchte, ihre Furcht zu unterdrücken. »Vielleicht sind die beiden bei ihr.«
Justin nickte und lief um das Haus zur Vorderseite. Er hielt inne, um mit Frieda Kimble zu sprechen, der Zofe seiner Schwester. Die Frau schüttelte den Kopf, sie blickte schaudernd zu Ariel hinüber und wies mit wilden Bewegungen auf das Haus.
Justin zögerte nicht, er wandte sich um und stürzte sich erneut in die Flammen.
Dichter schwarzer Rauch umwirbelte ihn, er brannte in seinen Augen, setzte sich in seine Lungen und machte es ihm beinahe unmöglich, zu atmen.
Er presste den Ärmel seines Hemdes über die Nase und bückte sich, um unterhalb des erstickenden Rauches und der Dunkelheit vorwärts zu kommen. Thomas und Barbara waren noch immer im Haus - das glaubte wenigstens die Zofe seiner Schwester -, gefangen im Kinderzimmer des Jungen in der dritten Etage.
Justin erreichte die Eingangshalle, wandte sich um und blickte die Treppe hinauf. Das Feuer hatte im Westflügel begonnen und den Hauptteil des Hauses noch nicht erreicht. Aber Thomas’ Zimmer lag in dem brennenden Flügel. Wenn der Junge und seine Mutter noch dort waren ... Justin betete, dass Frieda Kimble sich irrte.
Die ersten Stufen hatte er erklommen, als er Schritte hinter sich hörte. Eine ihm bekannte Männerstimme ließ ihn innehalten.
»Du brauchst nicht dort raufzugehen. Deine Schwester ist nicht in Gefahr, und der Junge hält sich bei seiner Kinderfrau auf.« Justin starrte Phillip Marlin an und sah die Pistole, die sich auf seine Brust richtete.
»Ich kann mich nicht erinnern, dich auf diese Party eingeladen zu haben«, meinte Justin spöttisch, während Marlin ihn zwang, die Treppe wieder herunterzusteigen.
»Wir haben einiges zu besprechen.« Marlins Mund verzog sich. »Ich denke, das Arbeitszimmer wäre am besten.«
Justin wehrte sich nicht, durchquerte die Halle in Richtung des Arbeitszimmers, und die ganze Zeit über drückte ihm Marlin den Lauf der Pistole in den Rücken. Das Arbeitszimmer lag ebenerdig im Westflügel. Er konnte die Flammen sehen, hörte die Rufe der Diener, die draußen schwitzend und fluchend Eimer voll Wasser in das Feuer gossen, in dem Bemühen, das Haus zu retten.
Phillip deutete auf die entsprechende Tür. Justin öffnete sie, das Feuer begann gerade, hier drinnen um sich zu greifen. Die Gardinen hatten Feuer gefangen, und ein Teil des Teppichs bog sich hoch, kleine Flammen züngelten daran entlang. Die Hitze setzte ihm zu, und er hustete von dem Rauch, der an den Wänden entlang zur Decke kroch.
Marlin lächelte. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut habe!«
Justins Kinnmuskeln spannten sich an. »Oh, ich denke, das kann ich. Deinen Kumpanen ist es nicht gelungen, mich umzubringen. Wenn du etwas richtig getan haben willst, dann tue es selbst - nicht wahr?«
»So ungefähr.« Phillip spannte die Pistole. »Eine so traurige Geschichte! Der Graf von Greville, umgekommen in dem schrecklichen Feuer, das sein Haus zerstörte - als er versuchte, seinen armen, hilflosen Neffen zu retten. Welch ein Hohn, dass das Kind bereits in Sicherheit war!«
Justin betrachtete die Pistole, eine mit Silber verzierte Duellpistole, eine von einem Paar, die er auf dem Kaminsims in einem der Salons gesehen hatte. Sie hatte einen einzigen Schuss. Wenn er nur etwas näher kommen könnte, dann gäbe es die Möglichkeit, den Schuss abzuwehren. Er trat einen Schritt vor. Phillip schien es nicht zu bemerken, also tat er vorsichtig einen zweiten. Innerlich spannte er sich an und machte sich bereit, auf ihn loszugehen.
Da öffnete sich die Tür, und seine Schwester erschien auf der Bildfläche.
Abwartend entspannte Justin seine Muskeln ein
Weitere Kostenlose Bücher