Ein verfuehrerischer Handel
gesäubert werden.
Sie kletterten eine wackelige Holztreppe hinauf in die erste Etage. Als sie oben ankamen, war der Anblick der gleiche: Staub und Abfall überall, unterbrochen von Reihe um Reihe mechanischer Spinnereimaschinen - Jenny-Maschinen -, die eng nebeneinander standen, und dazwischen bewegten sich die Arbeiter, die diese Maschinen bedienten.
Justin biss die Zähne zusammen, angesichts der Bedingungen in dem überfüllten Raum; dann wandte er seine Aufmerksamkeit Ariel zu, die viel zu still neben ihm stand. »Vielleicht wäre es besser, wenn Ihr doch in der Kutsche auf mich wartet«, meinte er sanft, weil er ihre Betroffenheit merkte.
»Ich möchte auch noch den Rest sehen«, erklärte sie und schüttelte störrisch den Kopf.
»Seid Ihr sicher?«
»Jawohl.«
Justin hatte nichts dagegen. Wenn sie weiter mitkommen wollte, so war das ihre Entscheidung. Dennoch erschütterte sie das Schicksal der Arbeiter sichtlich. Entschlossen, seine Aufmerksamkeit auf die Ursache seines Besuches zu richten, zwang er sich zu äußerster Konzentration; er stellte Wilbur Clayburn Frage um Frage, und bei jeder Antwort wurde seine Laune düsterer.
Sie erklommen eine weitere Treppe und gelangten auf die zweite Etage der Fabrik, wo der grobe Holzboden von Menschen überzuquellen schien. Männer und Frauen drängten sich hier dicht an dicht, und verarbeiteten das Garn, das in der unteren Etage gesponnen worden war, zu den verschiedensten Sorten von Fäden.
Justin rieb sich die Augen und wünschte sich kurzfristig, er hätte sich niemals auf ein solches Geschäft eingelassen. An jeder nur möglichen Stelle um ihn herum beugten sich die Arbeiter über ihre Maschinen, atmeten die staubige Luft ein, und in jedem einzelnen Gesicht lag ein Hauch von Verzweiflung.
»Es ist so dunkel hier«, meinte Ariel, und ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Hätte man das Gebäude nicht mit mehr Fenstern ausstatten können?«
Innerlich verfluchte er sich, weil er sie mitgenommen hatte. Das war wohl kaum ein Ort für eine Lady - ganz gleich, woher Ariel auch stammte, jetzt war sie eine Dame. Dennoch hatte sie darum gebeten, diese Fabrik besichtigen zu dürfen, und er bewunderte sie für ihre Anteilnahme.
»Die Fabrik wurde aus Notwendigkeit so gebaut«, erklärte er ihr. »Wenn die Maschinen nicht in der Nähe des Antriebsrades stehen, gibt es Probleme.« Er betrachtete die großen Scheiben, die eigentlich genug Sonne hereinlassen sollten. »Die Lichtverhältnisse könnten jedoch verbes-sert werden, wenn man diese Fenster einmal säubern würde.«
Wilbur Clayburn erntete einen bösen Blick. »Wenn wir hier fertig sind, werde ich Euch eine Liste der Dinge anfertigen, die zu erledigen sind. Das Erste wird sein, diese Fabrik von oben bis unten zu säubern, einschließlich der verdammten Fenster!«
»Aber das wird Tage dauern, Mylord. Die Fabrik befindet sich bereits in einem finanziellen Engpass. Wir können es uns nicht leisten, die Produktion hintanzustellen.«
»Da diese Fabrik jetzt mir gehört, entscheide ich, was wir uns leisten können und was nicht. Ihr, Mr. Clayburn, werdet ganz einfach meine Anweisungen befolgen!«
Clayburn sah verärgert aus. »Jawohl, Mylord.«
Wieder richtete Justin seine Aufmerksamkeit auf die Trostlosigkeit ringsum. »Wie viele Menschen beschäftigt das Unternehmen?«
»Zweihundert, Mylord, einschließlich der Mühlenbauer, Mechaniker, Aufseher und Arbeiter.«
»Ich habe auch eine ganze Anzahl Kinder gesehen zwischen den Leuten.«
»Ungefähr dreißig, Mylord. Wir brauchen sie, damit sie die zerrissenen Fäden anknüpfen oder die aufgerollten Garnrollen ziehen und sie auf die leeren Kerne setzen. Nur sie sind klein genug, um in die engen Zwischenräume zu passen.«
»Wie viele Stunden arbeiten sie?«
Clayburn runzelte die Stirn. »Wie viele Stunden? Nun ja, sie arbeiten wie alle anderen - so zehn Stunden am Tag. Das hält sie von Schwierigkeiten fern.«
Justin blickte zu Ariel hinüber, deren Augen sich ungläubig geweitet hatten. »Ich glaube, für heute habe ich genug gesehen, Mr. Clayburn. Heute Nachmittag werde ich noch
einmal zurückkommen, mit dieser Liste, über die wir gesprochen haben. In der Zwischenzeit würde ich mir gern die Geschäftsbücher ansehen. Lasst sie mir bitte von jemandem in die Kutsche laden!«
Clayburn nickte. »Aye, Mylord!«
Ariel starrte auf Scharen von Menschen, die sich über die Webstühle beugten. Ihr Kopf fuhr hoch, als Justin nach ihrem Arm griff und sie
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