Ein verfuehrerischer Handel
Licht des Feuers wie Obsidian leuchteten.
Ihr Herz schlug viel zu schnell, ihr Mund war plötzlich ganz trocken. »Danke ... Mylord! Ihr braucht Euch nicht weiter zu bemühen. Den Rest schaffe ich selbst.«
Er verbeugte sich ein wenig, nickte steif, als würde er ihre Entscheidung bedauern. »Wie Ihr wünscht. Gute Nacht, Miss Summers!«
Ariel zählte seine geschmeidigen Schritte, als er ihr Schlafzimmer verließ. Erst als sich die Tür fest hinter ihm geschlossen hatte, stieß sie den Atem aus, den sie die ganze Zeit angehalten hatte.
7
Am nächsten Tag erreichten sie ihr Ziel, die kleine Stadt Cadamon, in einem schmalen Flusstal südöstlich von Birmingham. Es war schon spät, als die ersten Häuser in Sicht kamen. Statt gleich zu der Fabrik zu fahren, hielt der Graf an einem Gasthaus in der Nähe an, dem Wayward Sparrow, das bei weitem nicht so wohnlich ausgestattet war wie der King’s Way gestern.
Der Graf schnupperte missbilligend, als er Ariels kleinen Reisekoffer in das winzige, stickige Zimmer über der Küche trug, in dem sie schlafen sollte, und ihn dann auf die unebene Federmatratze stellte. Sein eigenes Zimmer befand sich nur wenige Türen weiter, und wahrscheinlich sah es nicht besser aus als ihres.
»Für diese Unterkunft muss ich mich entschuldigen. Ich hatte gehofft, sie wäre angemessener. Offensichtlich geht es der ganzen Stadt schlecht, seit die Textilfabrik so wenig einbringt.«
»Das Zimmer ist schon in Ordnung, Mylord.« Sie hatte leider schon in einer viel schlimmeren Unterkunft gelebt. Die Hütte, die sie mit ihrem Vater geteilt hatte, war nur ein Schuppen gewesen, obwohl sie damals ihr Bestes getan hatte, um sie gemütlich zu machen.
»Ich werde Euch ein Bad heraufbringen lassen«, meinte er. »Ihr könnt Euch den Reisestaub abwaschen und Euch ein wenig ausruhen. In einer Stunde werden wir essen, Ihr bekommt dann Bescheid.«
Sie hatte keine Gelegenheit abzulehnen - er ging aus dem Zimmer und dann den Flur hinunter, in sein eigenes Quartier. Eine Stunde später kehrte er zurück, sein Haar war noch feucht vom Bad im Zuber und glänzte wie polierter Gagat im
Kontrast zu der weißen Halsbinde. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß; sein Blick glitt über das schlichte blaue Musselinkleid, das sie angezogen hatte und ruhte dann einen Augenblick lang auf ihren Brüsten. Ein eigenartiges kleines Zittern begann in ihrem Bauch und breitete sich über ihren Körper aus. Ihr Atem schien plötzlich zu stocken.
»Hungrig?«, fragte er, und sein Blick kehrte zu ihrem Gesicht zurück.
Ariel zwang sich zu einem Lächeln. »Eigentlich schon. Vielleicht ist das Essen besser als die Unterkunft.«
Er nickte. »Das wollen wir hoffen.«
Glücklicherweise war dies der Fall. Sie aßen köstliche Taubenpastete und Cheshire Käse, dazu genossen sie eine Flasche schweren portugiesischen Weines. Der Graf hielt eine angenehme Unterhaltung aufrecht; zuerst sprach er über das Wetter, das die Ankunft des Herbstes erahnen ließ; dann überlegte er laut, was er wohl vorfinden würde, wenn er die Fabrik besuchte.
»Mir ist klar, dass viele Reparaturen nötig sein werden; aber genau das weist auch auf das Potenzial der Fabrik hin.«
»Besitzt Ihr mehrere Fabriken?«
»Noch nicht, aber ich wäre vielleicht daran interessiert, noch weitere zu kaufen. Zuerst will ich einmal sehen, was ich mit dieser hier anfangen kann. Der morgige Tag wird sehr spannend.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Für mich heißt das früh aufstehen - halb sechs. Ich möchte dort sein, wenn die Arbeit beginnt, und weiß nicht, wie lange ich wegbleiben werde. Könnt Ihr es hier aushalten, bis ich zurückkomme?«
Ariel schluckte den Käse hinunter, auf dem sie gekaut hatte. »Warum kann ich nicht mitkommen?« Die Worte drangen ihr von allein aus dem Mund. Sie hatte gar nicht ge-
wusst, dass sie sie aussprechen würde. »Ich habe noch niemals eine Textilfabrik gesehen. Es ist sicherlich hochinteressant.«
Der Graf sah sie zweifelnd an. Er nippte an seinem Wein, dann stellte er den Zinnbecher zurück auf den Tisch. »Geschäftliche Dinge gehören wohl kaum zu dem üblichen Zeitvertreib einer Lady.«
»Das ist wahr. Aber wir wissen beide, dass ich ein Bauernmädchen bin und keine Lady, und ich finde die Aussicht, etwas über Geldanlagen zu erfahren, sehr verlockend.«
»Halb sechs ist enorm früh.«
Sie lächelte. »Bis ich in die Stadt umzog, bin ich immer schon lange vor der Morgendämmerung aufgewacht. Das hat mir zusätzlich
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