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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Heimweg. Den größten Teil der Reise war Lord Greville still und abwesend. Er hatte bis weit in die Nacht über den Geschäftsbüchern gesessen, nahm Ariel an. Dunkle Ringe unter den Augen zeugten davon, und insgesamt sah er ziemlich müde aus.
    Einige Stunden lang war er so tief in Gedanken versunken, dass sie sich schon fragte, ob er überhaupt noch wusste, dass sie da war. »Woran denkt Ihr?«, fragte sie schließlich, weil sie das Schweigen keinen Augenblick länger ertragen konnte.
    Greville blickte auf; er blinzelte, als sei er bemüht, seine Gedanken zu sammeln. »Um ganz ehrlich zu sein, ich habe über diese verdammten Geschäftsbücher der Fabrik nachgedacht. Ich hatte vor, sie heute noch im Gasthaus zu Ende durchzusehen - aber wenn ich das tue, muss ich wieder die halbe Nacht aufbleiben.«
    »Was genau kontrolliert Ihr in den Büchern?«
    »Ich überprüfe die Zahlen. Ich stelle Hochrechnungen an, die auf den geplanten Veränderungen basieren, und noch mehr solcher Dinge.«
    Eifrig neigte Ariel sich ihm zu. »Wenn das so ist, warum lasst Ihr mich nicht helfen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht...«
    »Warum? Ihr wisst doch, wie gut ich mit Zahlen umgehen kann. Ich könnte Euch unendlich viel Zeit einsparen.«
    Er betrachtete sie so eingehend, dass sie es sich verbieten musste, unter seinen Blicken unruhig auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen. Vielleicht hätte sie ihm das Angebot doch nicht machen sollen. Am Ende würde sie bis spät abends mit ihm zusammensitzen, nur sie beide, allein in seinem Zimmer. Wenn sie bedachte, was der Graf von ihr erwartete, war das eine gefährliche Situation.
    »Ihr habt gesagt, Ihr könntet schnell multiplizieren und dividieren«, meinte er und ließ ihre Frage unbeantwortet. »Wie bewerkstelligt Ihr das?«
    Ariel lächelte. »Dafür gibt es keine einfache Formel. Es ist eine Kombination verschiedener Tricks. Jeder dieser Tricks hängt von der Zahl ab. Um zum Beispiel mit fünfundzwanzig zu multiplizieren, teilt man die Zahl, die man multiplizieren möchte, einfach durch vier und ergänzt sie dann nur mit der richtigen Anzahl von Nullen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nehmt zum Beispiel achtundzwanzig mal fünfundzwanzig. Man teilt die Zahl achtundzwanzig durch vier -das ist sieben - und fügt die entsprechenden Nullen hinzu. Sieben ist das Zwischenergebnis. Die richtige Antwort lautet siebenhundert.«
    Er stellte eine ähnliche Rechnung im Kopf an, und seine Mundwinkel zogen sich hoch. »Wirklich ein toller Trick!«
    »Kennt Ihr auch den schnellsten Weg, um eine beliebige zweistellige Zahl mit elf zu multiplizieren?«
    »Nein, aber sicher werdet Ihr ihn mir netterweise verraten.«
    »Wenn wir vierundzwanzig mal elf rechnen wollten, dann würden wir ein Loch zwischen die Zwei und die Vier machen und die beiden Zahlen zusammenzählen - das ist sechs - anschließend diese Summe in die Mitte schieben. Das ergibt zweihundertvierundsechzig. Wenn natürlich die Zahl in der Mitte mehr als nur einstellig ist, dann muss man übertragen. Achtunddreißig mal elf, zum Beispiel, macht vierhundertachtzehn.«
    Der Graf beugte sich vor. »Du meine Güte - Ihr wärt ja ein Schrecken beim Kartenspiel.«
    Sie blinzelte schelmisch. »Vielleicht können wir einmal eine Partie wagen.«
    »Sicher hat man Euch doch nicht in der Schule darin unterrichtet?«
    »Meine beste Freundin, Kassandra Wentworth, hat es mir
    beigebracht. Ich spiele am liebsten Lu, aber ich kann auch Whist. Rot und Schwarz, und Macao. Wenn wir ein paar Karten hätten, würde die Reise sicher kurzweiliger vonstatten gehen.«
    Er lachte leise. »Hat Eure Freundin Kassandra Euch auch das Glücksspiel beigebracht?«
    »Natürlich. Kitt liebt das Risiko. Es ist etwas, das ihre Stiefmutter verabscheut, und deshalb geht Kitt immer eines ein, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.«
    »In Euren Briefen steht, dass Ihr sie am Anfang überhaupt nicht gemocht habt.«
    Ariel nickte. »Am Anfang nicht. Aber Kitt ist so ganz anders, als es zuerst scheint. Ihre Eltern ignorieren sie. Kitt benimmt sich so herausfordernd, nur um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.« Sie blickte hinaus in die vorüberziehende Landschaft, doch sie sah sie nicht. »Weil sie meine einzige Freundin ist, vermisse ich sie schrecklich.«
    Der Graf schwieg, doch sein Blick wurde wieder nachdenklich. Vielleicht ging ihm durch den Kopf, dass Kassandra Wentworth eine Lady aus gutem Hause war. Das bedeutete, dass sie und Ariel nicht mehr Freundinnen bleiben konnten -

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