Ein verfuehrerischer Handel
sobald er Ariel zur Geliebten nahm.
Das Mathematikgenie versank in Schweigen, ihre gute Laune schien plötzlich verschwunden zu sein. Sie hatte angeboten, ihm heute Abend zu helfen, und obwohl er noch nicht seine Zustimmung signalisiert hatte, so fasste er es doch ins Auge.
Was würde Phillip dazu sagen, wenn er wüsste, dass sie allein mit dem Grafen in seinem Gastzimmer wäre? Bis jetzt hatte Phillip die Tatsache übersehen, dass sie ohne Anstandsdame in Lord Grevilles Haus lebte. Was würde er sagen, wenn er herausfand, dass sie mit ihm zusammen nach Cadamon gereist war?
Es war ja nicht ihre Idee gewesen, tröstete Ariel sich. So lange sie in seiner Schuld stand, musste sie tun, was er ihr befahl. Außerdem hatte sie keine Familie, kein Geld und keinen anderen Ort, wohin sie flüchten konnte.
Oh, Phillip, was soll ich nur tun?
Aber es kam keine Antwort, und Phillips schöne Züge und sein blondes Haar verblassten langsam in ihr. Stattdessen kehrte ihre Aufmerksamkeit immer wieder zu dem großen, bedrohlichen Mann zurück, der ihr gegenübersaß. Sie erinnerte sich an die sanfte Art, mit der er sie an der Tür ihres Zimmers geküsst hatte, und verspürte dabei ein eigenartiges Flattern im Bauch. Wenn sie allein wären, auf was für eine Idee würde er dann wohl kommen?
Sie betrachtete sein hartes, kantiges Profil, und wieder verspürte sie dieses eigenartige innerliche Flattern. Ob es Furcht war oder Erwartung, konnte sie nicht sagen.
8
Der Nachmittag verging. Sie spielten Gin Romme, und auch wenn es nicht leicht war, den Grafen zu schlagen, so hielt sich Ariel doch wacker - Greville schien das Spiel wirklich Freude zu machen. Ariel betrachtete sein Gesicht und dachte wieder einmal, wie gut er doch aussah, obwohl er sich gänzlich unterschied von Phillip.
»Wenn wir zurückkommen, hättet Ihr dann etwas dagegen, wenn ich Euch einen Schattenriss Eures Profils anfertigen würde, Mylord?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Einen Scherenschnitt?«
»Ich habe in der Schule gelernt, wie man so etwas macht, und bin ziemlich gut darin.«
Sein Mundwinkel zuckte. Aufgrund seiner Größe stieß er immer, wenn er sich reckte, mit dem Kopf beinahe gegen das Dach der Kutsche. »Allmählich glaube ich, dass Ihr in sehr vielen Dingen gut seid, Miss Summers.«
»Dann werdet Ihr es mir gestatten?«
»Für mich klingt diese Bitte eigenartig. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwann einmal jemand ein Bild von mir gewollt hat.«
»Nicht? Aber es gibt doch sicher eine Person, die ein solches Bild lieben würde.«
Sein Blick ging zum Fenster, und es beunruhigte sie, wie traurig er plötzlich aussah. »Ich fürchte, nein.«
»Ihr habt eine Zeit lang bei Eurer Großmutter gelebt. Ist sie gestorben?«
Seine Miene lichtete sich. »Nein, sie lebt noch, obwohl ich sie schon seit Jahren nicht mehr besucht habe. Natürlich kümmere ich mich um ihre finanziellen Belange, und ab und zu schreiben wir einander.«
»Wenn das Bild fertig ist, werden wir es ihr schicken.«
Er betrachtete sie auf eine so eindringliche Art, wie es ihm zur Gewohnheit geworden zu sein schien. »Wie Ihr wünscht!«
Ariel lächelte. »Zu Hause fange ich gleich damit an. Vielleicht beim Licht des Feuers.«
Etwas in diesen wilden grauen Augen regte sich. Sein Blick glitt über ihren Hals und ihre Schultern und ruhte für einen Augenblick auf ihren Brüsten. Ihre Spitzen wurden hart und richteten sich auf, drängten sich gegen den Stoff ihres Kleides und prickelten.
Sie dachte an ihr Angebot, ihm zu helfen und malte sich aus, wie es wäre, allein mit ihm zu sein. Sie dachte an den bohrenden Blick seiner grauen Augen, der über ihren Körper glitt so wie in diesem Augenblick, und wusste mit abso-luter Gewissheit, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte.
Justin hielt die Tür auf und wartete, dass Ariel ihm vorausging in das Zimmer, das er im King’s Way auf der halben Strecke nach London gemietet hatte, wo sie auch schon zuvor abgestiegen waren. Er wollte sich nun doch von ihr bei den Geschäftsbüchern helfen lassen, daher hatte er einen zweiten Tisch bestellt. Eines der Geschäftsbücher der Fabrik lag bereits offen aufgeschlagen vor ihm, daneben standen ein Federkiel und Tinte, das Ganze erhellte eine Walöl-Lampe.
»Ich weiß Eure Hilfe zu schätzen«, begann er. »Wenn wir beide daran arbeiten und ein wenig Glück haben, sind wir in ein paar Stunden fertig.«
»Das mache ich gern, Mylord.« Er sah, wie sie den Raum durchquerte und es
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