Ein verfuehrerischer Handel
würde.
Dann hatte er an einem Morgen eine anonyme Nachricht erhalten.
Kommt morgen um drei Uhr zum Cock’s Crow. Eure Geliebte erwartet Euch dort.
Die Nachricht war nicht in Margarets zierlicher Handschrift verfasst; dennoch lag etwas in diesen Worten, das ihn neugierig machte. Pünktlich um drei Uhr hatte er das kleine, abgelegene Gasthaus erreicht, und der Inhaber, der offensichtlich von jemandem dafür bezahlt wurde, hatte ihn zu einem Zimmer in der oberen Etage geführt. Er öffnete die Tür und sah das zerknüllte Federbett und die Laken, die auf dem Boden lagen - dann Margaret und Phillip, die einander nackt in Armen hielten.
Kalte Wut hatte ihn gepackt.
Eigentlich war Justin bereit, die beiden umzubringen.
Stattdessen hatte er sich nur leicht verbeugt. »Ich entschuldige mich für die Störung! Offenbar seid ihr beide beschäftigt.« Margaret hatte gezittert vor Entsetzen, doch Jus-tin blickte über sie hinweg. »Ihr werdet feststellen, dass die Lady sehr talentiert ist«, fuhr er, an Marlin gewandt, fort. »Ab und zu ist sie ein wenig übereifrig, aber dennoch sehr begabt.« Zu Margaret hatte er gesagt: »Ich glaube, meine Liebe, du hast den perfekten Partner gefunden.« Dann hatte er auf dem Absatz kehrtgemacht, sein Herz war unwiederbringlich zerbrochen.
Verächtlich dachte Justin daran zurück. Das war eine Zeit gewesen, in der er wirklich noch die Meinung hegte, ein Herz zu haben.
Nun nahm er einen Schluck von seinem nächsten Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. Er blickte zum Feuer und überlegte, ob er ein wenig näher heranrücken sollte. Selbst seine Fingerspitzen fühlten sich taub an.
Die Bedienung der Taverne erschien - ein kleines, rothaariges Mädchen mit großen Brüsten und einer tief ausgeschnittenen Bluse, die einen Ausblick auf ihren herrlichen Busen bot. »Möchtet Ihr noch ein Bier, mein Schöner?«
Vor seinen Augen drehte es sich. Der Alkohol hatte seine Sinne benebelt, sodass es ihm schwer fiel, zu denken, und genau das wollte er. »Ich brauche ein Zimmer. Habt Ihr noch eines?«
»Ja, oben stehen ein paar sehr hübsche Zimmer zur Verfügung.« Sie deutete zu der Treppe am Ende des Schankraumes.
Justin schob ihr den Rest des Geldes zu, mehr als genug, um die Unterkunft für eine Nacht und weitere Getränke zu bezahlen. »Das sollte genügen - auch für das Bier, das ich noch haben will.«
Sie nahm das Geld, sah den stattlichen Betrag und schenkte ihm ein verführerisches Lächeln. »Für so viel Geld könnt Ihr sogar noch einen kleinen Bonus verlangen, wenn
Ihr das möchtet.« Sie nahm ihre Brust in die Hand und drückte sie bedeutungsvoll, die Spitze zeigte sich unter dem Stoff ihrer Bluse.
Der verlorene Trinker schüttelte den Kopf. »Ein anderes Mal vielleicht!«
Die Rothaarige zuckte nur die Schultern. »Wie Ihr meint!« Sie kehrte mit einem frischen Krug Bier zurück und stellte ihn vor Justin. Er nahm wieder einen Schluck von dem bitteren Gebräu und lehnte sich gegen die Wand, ließ den Alkohol durch seine Kehle rinnen und fragte sich, ob er wohl die Kälte vertreiben würde. Dabei wünschte er, dass er im Tiefschlaf versänke, ohne von Ariel zu träumen.
Es war Lust, das wusste er, die ihn zu solch einer außergewöhnlichen Verhaltensweise getrieben hatte. Jede andere Regung hatte er seit langem unterdrückt. Er hatte jedoch ein Gewissen, und wenn es um Ariel ging, so plagte ihn dieses sehr, bekämpfte sein Verlangen.
Justin widmete sich erneut seinem Humpen und fragte sich, wer wohl auf Dauer gewinnen würde.
Zwei Tage verstrichen.
Eine weitere Herbstnacht brach an, windig und kalt hüllte sie das Haus in einen grauen Nebel der Einsamkeit. Allein in ihrem Zimmer warf Ariel sich ruhelos in ihrem Bett hin und her und konnte nicht einschlafen. In der unheimlichen Stille ringsum strengte sie sich an, etwas zu hören, irgendein Anzeichen, dass der Graf heimgekommen war. Leider gab es keines.
Barbara verbrachte diesen Abend außer Haus. Sie kehrte nur sehr selten vor der Morgendämmerung zurück. Der kleine Thomas lag wohl behütet in seinem Bett; er hatte Ariel dazu überredet, ihm vor dem Schlafen eine Geschichte vorzulesen. Doch von Justin fehlte jede Spur.
Niemand sonst schien sich deswegen Sorgen zu machen. »Er ist der Graf«, hatte der Butler nur gesagt, »und hat das Recht auf ein Eigenleben.« Aber wenn ihm nun etwas zugestoßen war? Es war schon Mitternacht gewesen, als er vorgestern die Kutsche verlassen hatte. Die Straßen
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