Ein verfuehrerischer Handel
einem Turm geworden; es brachte ihr Bemerkungen von den anderen Spielern ein: einem dürren Kahlkopf in einem zerschlissenen blauen Rock, einer üppigen Blondine mit langen Ohrringen und einem attraktiven braunhaarigen Mädchen in einem tief ausgeschnittenen roten Seidenkleid, das im gleichen Alter zu sein schien wie Ariel. Die mit Diamanten und Saphiren besetzte Halskette, die auf ihrem üppigen Busen lag, sah kostspielig aus; doch entsprechend der Art, wie sie mit dem Mann flirtete, der hinter ihr stand, fragte sich Ariel, ob sie vielleicht für diese Juwelen ihre Gunst verkauft hatte.
Es war ein beunruhigender Gedanke, der der Wahrheit erschreckend nahe kam. Ariel zwang sich, ihn beiseite zu schieben - genauso wie den Vorschlag der Frau, ihren Ein-satz zu verdoppeln. Es bestand immer die Möglichkeit, dass sie verlieren würde, und sie hatte die Absicht, ihren Gewinn zu behalten. Mit diesem Ziel im Kopf und erfreut über die Summe, die sie bereits beisammen hatte, entschuldigte sie sich und verließ den Tisch mit den Händen voller Chips.
Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge zu dem Fenster, hinter dem der Kassierer saß; dort tauschte sie die Chips ein und steckte das Geld in ihre Tasche. Als sie durch den Raum schritt, um den Grafen zu suchen, fiel ihr Blick auf einen großen Blonden, der mit zwei Frauen an seiner Seite durch die Eingangstür trat. Beim Anblick von Phillip Marlin mit einer Blondine an einem und einer Rothaarigen mit einem Pferdegebiss am anderen Arm, blieb Ariel wie angewurzelt stehen.
Gütiger Himmel, das kann doch nicht wahr sein!
Aber natürlich war es wahr.
Abrupt blieb Phillip stehen, als er sie entdeckte; im ersten Augenblick sah er aus wie ein kleiner Junge, der mit der Hand in der Keksdose erwischt worden ist. Sein Haar war ein wenig zerzaust, seine Haltung ein wenig zu entspannt, und sie stellte fest, dass er getrunken hatte. Mit einem kurzen Wort an seine Begleiterinnen ließ er sie an einem der Tische zurück und kam auf sie zu, bis er vor ihr stehen blieb. Er sprach so leise, dass nur sie ihn hören konnte.
»Ariel... um Himmels willen, was tut Ihr hier? Und warum habt Ihr unser Treffen abgesagt?«
Sie schaute sich um in der Hoffnung, dass der Graf sie nicht sähe, weil sie wusste, wie wütend er dann wäre. »Das ist eine lange Geschichte, Phillip, und der jetzige Zeitpunkt ungeeignet, sie zu erzählen.« Ihr Blick ging zu den schwülstigen Frauen. »Außerdem liegt es auf der Hand, dass es für Euch momentan wichtigere Dinge gibt.«
Phillip Marlin lief rot an. »Was stellt Ihr Euch eigentlich
vor? Seit Wochen warte ich darauf, von Euch zu hören. Als dann schließlich Eure Nachricht kam, habt Ihr in letzter Minute Eure Meinung geändert.«
»Ich konnte nicht weg. Zuerst hatte ich geglaubt, ich würde es heute Abend schaffen, aber ...«
»Aber Greville hatte andere Pläne.«
»Jawohl.« Noch einen Blick warf sie auf die beiden Frauen. »Und offensichtlich Ihr auch!«
Er musterte seine Begleiterinnen, die beide Satinkleider in grellen Farben trugen und dazu Federn im Haar; sie sahen aus wie Freudenmädchen, was sie, wie Ariel annahm, wohl auch waren.
»Ein Mann hat eben seine Bedürfnisse, Ariel! Das könnt Ihr doch sicher verstehen.«
Vielleicht konnte sie das - oder auch nicht. Zum ersten Mal fragte sie sich, wie es um seine wahren Gefühle für sie bestellt sein mochte.
»Diese Frauen bedeuten mir nichts«, sprach er weiter, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Ihr seid es, die mir am Herzen liegt! Ich wollte Euch sehen. Wir könnten uns morgen Nachmittag im Pig-and-Rooster-Gasthaus treffen, wie Ihr es vorgeschlagen habt.«
Aber Ariel fühlte sich plötzlich unbehaglich. »Ich weiß nicht... ich ... ich bin nicht sicher, ob ich wegkomme.«
»Drei Uhr«, sagte er. »Ich werde ein privates Esszimmer reservieren lassen. Sagt dem Eigentümer nur, dass Ihr gekommen seid, um mich zu treffen, dann wird er für den Rest sorgen.«
»Aber ich bin nicht sicher ...«
»Ihr müsst kommen, Ariel, meine Liebe! Bitte, enttäuscht mich nicht.«
Aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung, und Ariel sog scharf die Luft ein. Keiner von beiden hatte den Grafen
gehört, der leise näher gekommen war, aber sie ahnte, dass er den letzten Teil ihrer Unterhaltung aufgeschnappt hatte.
Mit hartem Blick musterte er Phillip Marlin. »Miss Summers wird morgen beschäftigt sein. Und auch jeden Tag danach. Sie wird Euch nicht treffen, Marlin. Nicht morgen und auch an keinem anderen
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