Ein verfuehrerischer Handel
Euren etwas zweifelhaften Charme leid geworden.« Die roten Lippen verzogen sich verächtlich. »Aber keine Angst, ich bin sicher, er wird die
Angelegenheit sehr großzügig regeln. Es ist nicht die Tradition der Grevilles, eine Stadt voller verstimmter Dirnen zu hinterlassen.«
»Ich sagte es bereits - ich bin nicht seine Dirne.«
Barbara lüftete eine perfekte schwarze Braue. »Nicht? Nun, vielleicht ist es ja das, worüber er mit Euch sprechen will. Wenn er Euch noch nicht gehabt hat, dann ist er sicher entschlossen, das jetzt nachzuholen. Was auch immer, er erwartet Euch in seinem Arbeitszimmer!«
Die Lady verschwand, und die Röcke ihres wasserblauen Seidenkleides raschelten, als sie durch den Flur segelte.
Ariel holte tief Luft und bereitete sich darauf vor, dem Mann gegenüberzutreten, der mehr und mehr zu einem Teil ihres Lebens geworden war. Sie wusste nicht genau, auf welche Weise oder seit wann - eigentlich war es ihr gar nicht klar gewesen bis zu der Nacht, in der er nicht nach Hause kam. Sie hatte nicht mehr schlafen, nicht mehr essen können. Die Sorge um ihn war zu einem Dauerschmerz in ihrem Herzen geworden.
Ariel erschauerte, als sie den Flur durchmaß. Er war so wütend gewesen, als er die Kutsche verlassen hatte. Würde er jetzt endgültig von ihr verlangen, den Handel zu erfüllen? Ein Teil von ihr fürchtete sich vor der bevorstehenden Auseinandersetzung; doch ein anderer, geheimer Teil sehnte sich danach, ihn wiederzusehen - ganz gleich, was er einfordern würde.
Sie klopfte kurz an die Tür, und er bat sie, einzutreten. Justin stand an seinem Schreibtisch und kehrte ihr den Rücken zu; die Hände hatte er hinter sich verschränkt, und er starrte auf die Bücherregale, ohne sie wirklich zu sehen. Erst als sie sich näherte, wandte er sich um, und ihr Herz tat ihr weh, angesichts seiner Erschöpfung.
Er wirkte todmüde und wie geschlagen - so hatte sie ihn noch nicht erlebt. Ariel tat einen Schritt vorwärts, tiefe Betroffenheit wütete in ihrer Brust.
»Danke, dass Ihr gekommen seid«, erklärte er förmlich und bedeutete ihr, sich ihm gegenüber zu setzen. Langsam sank sie auf den Stuhl und strich ihre Röcke glatt, weil sie Zeit brauchte, um sich zu fangen. Während die Sekunden vergingen, betrachtete sie sein Gesicht und suchte vergeblich nach einem Hinweis darauf, was er dachte.
Sie rang um Worte.
»Ich habe ... wir haben uns alle Sorgen gemacht um Euch. Gottlob, Ihr seid sicher wieder zu Hause.«
Er sah sie an, seine durchdringenden grauen Augen waren dunkel, tiefe Schatten lagen darunter.
»Wirklich?«
»Ich ...« Tapfer schaute sie ihm ins Gesicht. »Ja, ich bin sehr froh!«
Er antwortete nicht darauf, doch das Aufflackern eines Gefühles, das sie nicht benennen konnte, wurde für einen Moment in seinem Blick sichtbar. Nun nahm auch er hinter seinem Schreibtisch Platz und stützte die Ellbogen auf die Platte. »Ich denke, Ihr wisst schon, warum ich Euch sehen wollte.«
Sie strich eine Falte in ihrem Rock glatt. »Eigentlich nicht genau ...«
»Die Tage vergehen. Es wird Zeit, dass wir über unseren Handel sprechen.«
Ihr Magen zog sich zusammen. Lieber Gott, sie fürchtete sich davor. Ariel fuhr sich über die Lippen und erinnerte sich an die Worte seiner Schwester. »Wenn er Euch noch nicht gehabt hat, dann ist er sicher entschlossen, das jetzt nachzuholen.« »Was ... meint Ihr damit?«
Er reckte sich ein wenig und blickte auf eine Stelle über ihrem Kopf, als wäre es die interessanteste Stelle im ganzen
Raum. »Offensichtlich habe ich mich geirrt, als ich glaubte, dass Ihr mit der Zeit die ... Zuneigung ... erwidern könntet, die ich für Euch empfinde. Da für Euch der Gedanke, meine Geliebte zu werden, so abstoßend ist...«
»Das stimmt nicht!«, unterbrach sie ihn, entsetzt über die Worte, die er gewählt hatte. »Ihr dürft nicht denken, dass es an Euch liegt, Mylord!«
»Nicht? Woran dann?«
Ariel suchte fieberhaft nach einer passenden Erklärung. »Es liegt nicht an Euch«, wiederholte sie. »Nun, vielleicht war das am Anfang so. Ich kannte Euch damals noch nicht, und um die Wahrheit zu sagen, Ihr könnt etwas einschüchternd wirken.«
Seine Mundwinkel zogen sich ein wenig hoch - es ist ein sehr feiner Mund, dachte sie und erinnerte sich daran, dass er sanfter war, als er aussah.
»Richtig, das mag sein.«
»Aber jetzt, wo ich Euch kenne, finde ich Euch ... Nun ja, ich finde, Ihr seid ein sehr attraktiver Mann, und jede Frau, die Ihr zu Eurer
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