Ein verfuehrerischer Handel
vertraut sie dir. Du hättest darauf bestehen können, dass sie den von ihr vorgeschlagenen Handel erfüllt - aber das hast du nicht getan. Du hast eine großzügigere Lösung gewählt. Und das könnte wirklich ein gewisses Maß an Vertrauen in ihr geweckt haben.«
»Schon möglich ... wenn es den Tatsachen entspräche. Genau genommen habe ich sehr selbstsüchtig gehandelt, und nur mein Gewissen beruhigt. Das war wohl kaum eine edle Geste.«
Clay sagte nichts darauf. Justin beurteilte sich immer sehr hart und gnadenlos, stellte sich ständig im schlechtesten Licht dar. Selbstverständlich wusste Clay, warum sein Freund so entschieden hatte - weil ihm an diesem Mädchen etwas lag, weil er sie bewunderte und respektierte - und daran war überhaupt nichts Selbstsüchtiges.
Justin seufzte. »Himmel, je mehr sie mir vertraut, je offener und argloser sie in meiner Nähe ist, desto mehr verlange ich nach ihr. Meine Vorstellung von Großmut schwindet immer mehr, das kann ich dir sagen. Jedes Mal, wenn sie mich anlächelt, würde ich ihr am liebsten die Kleider vom Leib reißen, sie auf den Teppich zerren und ihren süßen Körper besitzen. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.«
Clay nippte an seinem Brandy. »Wenn du dich so sehr nach ihr sehnst, dann könntest du sie ja heiraten.«
Unter seiner dunklen Haut wurde Justin ganz blass. »Sie heiraten?«
»Warum nicht? Du bist Junggeselle. Ariel ist in dem richtigen Alter. Natürlich gibt es da allerdings immer noch zu bedenken - auch wenn ich das nicht gern andeute -, dass sie von Anfang an geplant hat, dich in diese Falle zu locken.«
»Das ist lächerlich. Ich bin wohl kaum ein Kandidat auf dem Heiratsmarkt. Ariel weiß das.«
»Nun, du hast mir doch erzählt, wie klug sie ist. Dein Vater war wohl kaum einfach zu überzeugen, und dennoch hat sie es geschafft, bei ihm ihren Willen durchzusetzen.« Er grinste. »Und damals war sie erst vierzehn!«
Justin brummte nur. »Eine Ehe kommt nicht in Frage.«
»Warum denn nicht?«
»Weil eine solche Verpflichtung ein gewisses Maß an Gefühlen voraussetzt. Und alles, was ich für Ariel aufbringe, ist eine gesunde Lust.«
Abermals ließ Clay den Rauch seiner Zigarre zur Decke steigen. Er hatte nicht die Absicht, sich mit seinem Freund zu streiten, das würde sowieso nichts nützen. So weit Mr. Clayton Harcourt das beurteilen konnte, empfand sein Freund weit mehr als nur eine gesunde Lust für Ariel Summers. Justin würde das jedoch niemals zugeben - nicht einmal vor sich selbst.
»Vielleicht sollten wir noch einmal einen Besuch bei Madame Charbonnet arrangieren«, schlug Clay vor, einfach nur, um seine Theorie zu überprüfen. »Die Frauen dort sind sehr schön, und wir beide kennen ihre Talente.«
Justins Miene wurde abweisend. »Das kommt nicht in Frage. Wenigstens im Augenblick ...«
Er wollte keine andere Frau, sondern seine schlanke blonde Assistentin. Dass er seine Gefühl für Ariel Summers leugnete, überraschte Clay nicht. Nach dem Mangel an Aufmerksamkeit seitens seines Vaters, der Vernachlässigung durch seine Mutter und Margaret Simmons’ Betrug hatte Justin seine Gefühle so tief in sich vergraben, dass er sie jetzt nicht wiederfinden konnte. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sie zu Tage traten, überzeugte er sich selbst davon, dass es etwas ganz anderes war - etwas wesentlich pragmatischeres als menschliche Gefühle.
Clay nippte fleißig an seinem Brandy; er überlegte, ob er Mitleid mit seinem Freund haben oder ob die ganze Sache ihn belustigen sollte. »Lass dir ein wenig Zeit«, riet er nun. »Diese Dinge regeln sich normalerweise von selbst.«
Justin antwortete nicht. Clay fragte sich, wann wohl der
Geduldsfaden seines Freundes risse. Es war bestimmt nur eine Frage der Zeit, bis sich Justins süßer, vertrauensvoller Engel flach auf dem Rücken in den Kissen des Grafen von Greville wiederfinden würde.
Doch vielleicht, so argumentierte Clay, war es tatsächlich das, was dieses kleine Luder gewollt hatte.
Der Oktober war angebrochen, der Herbst hatte Einzug gehalten, doch Ariel bemerkte das kaum. Heute Morgen summte sie vor sich hin, als sie durch den Flur in das Arbeitszimmer ging und eines der Geschäftsbücher zurückbrachte, das sie gestern noch mit zu sich genommen hatte. Sie arbeitete hart, manchmal sogar bis in den Abend hinein; aber zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, wie viel Spaß ihr das machte.
Es war ein herrliches Gefühl, etwas Produktives zu tun, das Wissen zu
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