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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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sammelte sie die abgetrennten Haarsträhnen und ihre Kleidung ein und breitete die Sachen flach unter der Matratze aus, damit er sie nicht sofort fand, wenn er erwachte. Vollkommen nackt würde er wahrscheinlich eine Weile zögern, ehe er um Hilfe rief.
    Sie öffnete die Tür etwas weiter, um mehr Licht zu haben, und fand den Schlüsselbund, den er beim Sturz fallen gelassen hatte. Rasch steckte sie ihn ein.
    Mit gewaltigem Kraftaufwand gelang es ihr, den Mann auf das Bett zu hieven. Sie sah sich prüfend um. Ja, der Raum einschließlich Mr. Brinks würde einer flüchtigen Überprüfung standhalten, wenn jemand durch das Türfenster blicken sollte. In der Zelle gab es nichts, womit sie ihn hätte fesseln können, also hatte es auch keinen Sinn, ihn zu knebeln. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich zu verschwinden, ehe er aufwachte und einen großen Aufruhr auslöste. Sie hoffte nur, dass der Trank, den sie ihm eingeflößt hatte, stark genug war, um ihn eine Weile schlafen zu lassen.
    Nachdem sie ihn in der Zelle eingeschlossen hatte, steckte sie die Schlüssel in die Tasche und ging nach rechts, den kaum beleuchteten Flur entlang. Das war die Richtung, in die sie den anderen Mann hatte fortgehen hören. Auf der einen Seite des Flurs befanden sich Fenster, auf der anderen geschlossene Türen. Sie stellte fest, dass es draußen tatsächlich schon dunkel war.
    Der Gestank in der Anstalt war grauenhaft, und die immer wieder ertönenden Laute menschlichen Elends brachen Lily schier das Herz. Sie zwang sich, nicht darauf zu achten – und vor allem nicht daran zu denken, wie viele Menschen hier wohl genauso zu Unrecht eingesperrt waren wie sie eben noch.
    Im Weitergehen versuchte sie, die Gangart eines Mannes nachzuahmen. Selbstbewusst. Größere Schritte, die Zehenspitzen eher etwas nach außen gerichtet als nach innen. Sie zupfte an ihren Manschetten, denn diese Angewohnheit hatte sie oft bei ihrem Vater beobachtet. Sobald sie die Schultern straffen wollte, merkte sie, dass dadurch ihr Busen zu auffällig sichtbar wurde, und daher ließ sie sie rasch wieder sinken.
    Der Flur führte in einen größeren Saal. Lily lief an einem schlafenden Wärter vorbei, durchquerte einen weiteren Flur und erreichte schließlich die hohe Eingangshalle. Zwei Männer unterhielten sich in einer Ecke, sie befanden sich ein ganzes Stück vom Haupteingang entfernt. Einer von beiden wünschte ihr eine gute Nacht, und sie hob grüßend die Hand, ohne ein Wort zu sagen oder ihn dabei anzusehen. Doch als sie endlich an der großen Doppeltür angekommen war, dem letzten Hindernis auf ihrem Weg in die Freiheit, musste Lily feststellen, dass sie abgeschlossen war.
    Vor Schreck verschlug es ihr den Atem, aber dann fiel ihr der Schlüsselbund wieder ein. Sie zog ihn aus der Tasche, wählte den größten Schlüssel und hoffte nur, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Sie steckte ihn ins Schloss – und er ließ sich mühelos umdrehen. Grenzenlos erleichtert, aber auch ein wenig beklommen, trat sie ins Freie, eilte die steinernen Stufen zur Straße hinunter und verschwand in der Dunkelheit.
    Erst nachdem sie von Southwark aus die Themse überquert hatte und sie ganz sicher sein konnte, ihrem Albtraum fürs Erste entronnen zu sein, blieb sie stehen und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Sie kannte sich in London so gut wie gar nicht aus.
    Sollte sie es wirklich wagen, sich an Duquesne zu wenden? Hatte sie denn eine andere Wahl? Würde er ihr überhaupt helfen, wenn Clive womöglich schon überall verbreitet hatte, dass sie geistesgestört war? Immerhin hatte sie auf der Soiree der Dansons tatsächlich eine Szene gemacht, daran gab es nichts zu rütteln.
    War das einer der hysterischen Anfälle gewesen, mit der er seine Behauptung untermauern würde? Ehrlich gesagt war sie an jenem Abend nicht sie selbst gewesen, und sie konnte sich kaum noch daran erinnern, was sie gesagt oder getan hatte. Wie lang hatte er wohl schon geplant, sie einfach verschwinden und wegsperren zu lassen? Hatte er sie vielleicht auch an dem besagten Abend unter Drogen gesetzt, damit es den Anschein hatte, sie wäre verrückt?
    Lily lehnte sich mit dem Rücken an die Ziegelwand eines geschlossenen Kurzwarengeschäfts und zitterte plötzlich am ganzen Leib. Tränen strömten ihr über die Wangen, ihre Kehle war wie zugeschnürt und die Knie drohten unter ihr nachzugeben. Wie sie es auch drehen und wenden mochte, sie kam zu keinem Entschluss,

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