Ein verführerischer Pakt
Richter verwies Lily auf einen der Stühle direkt vor dem Tisch, so dass sie ihn, die Ausschussmitglieder und den Konstabler genau vor sich hatte. Clive und Bernadette sollten ebenfalls in der ersten Reihe Platz nehmen.
Wieder klopfte Galen auf den Tisch. "Ich bin Lord Justice Galen Jelf und werde den Vorsitz dieser Anhörung übernehmen. Die sechs Mitglieder des Untersuchungsausschusses und Konstabler Frick werden die Zeugen vernehmen und zu einem Urteil gelangen, das endgültig ist." Er hielt kurz inne und fügte dann hinzu: "Es sei denn, die Beklagte erhebt später Strafanzeige gegen den Ankläger vor der ersten Kammer des Obersten Gerichts."
Ein Raunen ging durch den Saal, und Clive Bradshaw sperrte erschrocken den Mund auf. Guy lächelte. Diese Reaktion ließ den Schluss zu, dass Clives Motive alles andere als selbstlos waren.
Galen fuhr fort: "Diese Anhörung ist im Prinzip nicht formell, dennoch werde ich keine Störungen dulden, weder während der Zeugenvernehmung noch nach Verkündigung des Urteils. Jeder, der diese Anhörung unterbricht, wird umgehend verhaftet und vor Gericht gestellt." Wieder eine kurze Pause. "Wir sind hier zusammengekommen, um über den geistigen Zustand von Lady Lillian Upchurch Bradshaw Bollings, Viscountess Duquesne, zu befinden." Er sah von den Papieren vor sich auf und richtete seinen dunklen, durchdringenden Blick auf Clive. "Der Vorwurf des Wahnsinns aufgrund einer geistigen Erkrankung der Viscountess wird erhoben von Mr. Clivedon Bradshaw, dem Bruder ihres ersten Gemahls, Baron Bradshaw. Sein Antrag lautet, sie in eine geschlossene Anstalt zur Behandlung und eventuellen Heilung einweisen zu lassen. Ist das korrekt, Mr. Bradshaw?"
Clive stellte sein Glas auf dem Boden ab und erhob sich. "Jawohl."
Galen senkte erneut den Kopf und blätterte in seinen Unterlagen. "Mr. Bradshaw, erläutern Sie uns bitte, warum Sie es auf sich genommen haben, in Lady Lillians Interesse, wie Sie es nennen, zu handeln, obwohl sie doch einen ausgezeichneten Ehemann hat, dem es sicher aufgefallen wäre, wenn sie Hilfe benötigt hätte?"
Leises Gelächter ertönte im Saal, das Galen trotz seiner anfänglichen Vorwarnung ignorierte.
Clive sah hilflos zu seiner Mutter.
"Bitte, Mr. Bradshaw, wir warten", beharrte Galen.
Clive räusperte sich und straffte die Schultern. "Er … er ist wahrscheinlich selbst zu stark betroffen. Immerhin ist sein Vater auch …"
"Das ist nicht das Thema dieser Anhörung, Mr. Bradshaw. Bitte beschränken Sie sich auf einen Vorwurf pro Tag."
Lauteres Gelächter diesmal, doch Galens Miene blieb versteinert. Guy unterdrückte nur mit Mühe ein Schmunzeln.
"Sie haben die Frage nicht beantwortet, Sir", mahnte Galen. "Welchen Vorteil versprechen Sie sich davon, Lady Lillian einkerkern zu lassen?"
" Einkerkern ist wohl kaum das richtige Wort, Mylord. Sie sollte nur zu ihrer eigenen und zur Sicherheit ihrer näheren Umgebung eingewiesen werden, bis sie wieder genesen ist, falls das je der Fall sein sollte." Clive begann, nervös von einem Bein aufs andere zu treten.
Galen nickte. "Ich verstehe. Sehr lobenswert von Ihnen. Aber sagen Sie uns doch bitte, Mr. Bradshaw, wer dann die Verantwortung für ihren Sohn, den jungen Baron, seinen Besitz und sein Vermögen übernimmt?"
Clive schluckte hörbar. "Lord Duquesne, ihr Ehemann, nehme ich an."
"Von dessen Eheschließung mit ihr Sie nichts wussten, als Sie sie am neunundzwanzigsten des letzten Monats fesselten und in eine Anstalt in London brachten, ist das richtig?"
"Nein! So etwas habe ich nicht getan, Mylord. Das einzige Mal, dass ich Lady Lillian in eine Anstalt begleitete, war, als meine Mutter und ich sie aus dem Haus des Vikars abholten und mit ihr nach Plympton fuhren."
Guy musste einräumen, dass diese Antwort ehrlich klang. Bernadette hingegen zerknüllte ihr Taschentuch und machte ein ziemlich verkniffenes Gesicht. Konnte es sein, dass sie das alles eingefädelt hatte? Er behielt sie genau im Auge, während Galen Clive mit immer weiteren Fragen bestürmte und dieser von Minute zu Minute unruhiger wurde.
Als nächster war Dr. Ephriam an der Reihe, der erklärte, Lady Lillian hätte in der Tat phasenweise ein übertrieben hysterisches Verhalten gezeigt, was deutlich auf eine geistige Erkrankung hinweisen würde.
Ein Zeuge nach dem anderen wurde nun aufgerufen, um Lilys Anfälle zu beschreiben, sowohl während der Soiree, zu der Clive sie begleitet hatte, als auch während der Teegesellschaft im Pfarrhaus.
Lily war
Weitere Kostenlose Bücher