Ein verführerischer Pakt
nach dem passenden Kleid für eine Teegesellschaft übermorgen Nachmittag", erklärte sie. "Das hat übrigens mit dem Klatsch zu tun." Sie senkte die Stimme, als teilte sie ihm ein Geheimnis mit. "Wusstest du schon, dass das Gerücht im Dorf umgeht, Lord Duquesne hätte die freche Göre geheiratet, die früher immer ihren Namen in die Rückenlehnen der Kirchenbänke in Edgefield einritzte?"
"Nein! Das hat er tatsächlich getan? Was glaubst du – hat der Halunke sie entführt, oder war es eher umgekehrt?"
Lily lachte fröhlich, als sie das blaue Gewand wieder hochnahm und es sich vorhielt. "Ist das perfekt für den Anlass?"
"Für Edgefield?" fragte er und betrachtete das Kleid stirnrunzelnd.
Sie musterte es ebenfalls. "Was ist? Zu viel Spitze? Oder ist die Farbe zu hell? Ich habe jetzt schon so lange Trauer getragen, da dachte ich …"
"Nein, nein, es ist sehr hübsch", versicherte er. Guy trat einen Schritt näher und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Ich finde bloß, du solltest an meiner Seite dorthin gehen, aber ich befürchte, das kommt nicht infrage."
"Leider. Es sind nur Damen eingeladen"
Er nickte nachdenklich. "Das dachte ich mir."
"Um Himmels willen, Guy, es sind alles Nachbarn und ehemalige Gemeindemitglieder meines Vaters! Sie veranstalten das vor allem mir zu Ehren. Wirklich, ich muss die Einladung annehmen."
Sein Lächeln war zurückgekehrt. "Mir wäre es lieber, wenn dich jemand begleiten würde. Wie ist es mit Mrs. Prine und Mrs. Kale? Ginge das?"
"Wenn du darauf bestehst." Insgeheim schmeichelte es ihr, dass er sich so um sie sorgte. Erstmals nach Jonathans Tod fühlte sie sich wieder richtig beschützt. Niemand, und schon gar nicht Clive, würde es wagen, ihr noch ein Haar zu krümmen, da sie jetzt mit Guy verheiratet war.
Mit diesem Mann, der trotz seines Rufes ein wahrer Gentleman war, der restlos bereit war, ihrem Wunsch nach Zurückhaltung nachzukommen, und der ihr und Beau, wie versprochen, allen erdenklichen Schutz bot. Gewiss hatten ihre Sorgen nun ein Ende, und sie konnte endlich ein neues Leben beginnen.
Guy kam zu dem Schluss, dass Lily während der Fahrt zu der fünf Meilen entfernten Kirche von Edgefield in Sicherheit sein würde, wenn die beiden anderen Frauen ein Auge auf sie warfen. Clive wusste mittlerweile, dass Guy ihm auf die Schliche gekommen war. Schon allein diese Tatsache würde ihn wohl vor weiteren Übergriffen zurückschrecken lassen, wenigstens vorerst. Trotzdem nahm Guy sich vor, nach wie vor wachsam zu sein.
Im Moment wollte er sich darauf konzentrieren, ihre Ehe zum Besseren zu gestalten. Aus diesem Grund hatte er Lily auch in ihrem Zimmer aufgesucht. Er wollte mit ihr über die vergangene Nacht sprechen. Leider hatte sich das jedoch als unmöglich erwiesen, als er merkte, wie rot sie bei seinem Erscheinen geworden war. Er wollte sie nicht noch tiefer in Verlegenheit bringen, als er das offensichtlich ohnehin schon getan hatte.
Was ihn selber betraf, so musste er sich ein klareres Bild von der neuen Situation in der Beziehung zwischen ihm und Lily machen. Sie war eine Dame, und das hatte er von Anfang an gewusst. Dennoch hatte er gehofft, ihr sonstiges Temperament würde sich auch im Schlafzimmer bemerkbar machen, zumindest ein wenig.
Seit sie auf Sylvana Hall angekommen waren, hatte es den Anschein, als sei sie ein ganz anderer Mensch geworden. Sie war nicht direkt schüchtern und zurückhaltend, aber zu sehr bedacht auf Etikette. Während ihres Londoner Abenteuers war dieses Verhalten gänzlich von ihr abgefallen, doch nun schien sie wieder in ihrem Element zu sein. Er fragte sich, ob er diese jegliche Vorsicht in den Wind schlagende Seite an ihr noch einmal erleben würde. Er hoffte es von ganzem Herzen.
Viel zu lange hatte er ein lasterhaftes Leben geführt und sich an ganz andere Formen von Beziehungen gewöhnt. Seine Erfahrungen mit Frauen von Lilys Stand waren zugegebenermaßen dürftig. Die Unverheirateten unter ihnen waren ihm aus dem Weg gegangen, weil er keine Reichtümer zu bieten hatte. Und die anderen hatte er gemieden. Er hatte keine Lust gehabt, ihre Ehemänner nur eines vorübergehenden Vergnügens wegen zum Hahnrei zu machen.
Er war an diesem Morgen von ihr gegangen, als sie noch geschlafen hatte. Nach einem kurzen Blick auf sie hatte er es vorgezogen, sie nicht noch einmal anzusehen, denn prompt war sein Verlangen nach ihr erneut erwacht. Es hatte sich auch jetzt nicht wieder gelegt, aber es war mitten am Vormittag, und sie
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