Ein verführerischer Pakt
würde wohl kaum ihre Aufgaben unterbrechen wollen, um seinen lustvollen Anwandlungen nachzugeben.
Bei diesem Gedanken musste er lächeln, aber es war ein grimmiges Lächeln, das deutlich widerspiegelte, wie es in ihm aussah. Er und Lily hatten noch einige Probleme zu lösen, doch das waren alles Dinge, die man lieber in der Nacht klärte.
Als er auf die Stallungen zuging, stand Beau bereits wartend da und schlug sich mit seiner kleinen Reitgerte an die Stiefel. Der Junge grinste. "Und wohin wollen wir jetzt?"
"Ich dachte, du hast noch Schulaufgaben zu erledigen?"
"Schon alles fertig", verkündete Beau stolz.
"Ich muss meinen Vater besuchen", teilte Guy ihm mit. "Und danach will ich ein paar geschäftliche Dinge in Maidstone regeln."
"Sehr gut. Ich möchte ihn gern kennen lernen." Er stieg auf einen Schemel, schwang sich von dort aus in den Sattel seines Ponys und schob die kleinen Füße in die Steigbügel.
"Deine Mutter wird sich Sorgen machen, wenn du so einfach verschwindest."
"Ich habe Mrs. Prine Bescheid gesagt, dass ich mit dir ausreite."
Guy gab nach und nickte. Nachdem er selber aufgesessen hatte, schlug er die Richtung ein, in der sich der Besitz seines Vaters befand. Beau schloss rasch auf und trabte auf seinem Pony vergnügt neben ihm her. "Ist er wirklich verrückt?"
Guy fühlte sich versucht, ihn sofort wieder zurückzuschicken. "Wer hat gesagt, dass er verrückt ist?"
Beau zuckte die Achseln. "Ich habe die Dienerschaft belauscht. Sie haben das aber nicht böse gemeint. Einer, aber ich kann mich nicht erinnern, wer es war, hat gemeint, es sei eine Schande, dass du die ganze Arbeit eines Earls aufgehalst bekommen hättest, den Titel dazu jedoch nicht." Er schnalzte mit der Zunge, um das Pony anzutreiben. "Ich finde, ein Viscount sollte ruhig etwas tun, auch wenn der Titel höherrangiger ist als der eines Barons. Mir macht es jedenfalls nichts aus, beschäftigt zu sein."
Guy nickte. "Akzeptiert."
"Also, ist er nun verrückt?"
Guy beantwortete die Frage mit derselben Offenheit, mit der sie gestellt worden war. "Ja, das ist er. Du wirst sicher lieber unten warten wollen, während ich nach ihm sehe."
"Eigentlich nicht. Ich habe noch nie einen Irren gesehen. Natürlich habe ich meine Mutter schon in einem völlig umnachteten Zustand gesehen, aber ich könnte mir denken, bei Frauen äußert sich das Verrücktsein anders, nicht wahr?"
Guy war bemüht, sich vor dem Jungen nichts von seinem Entsetzen anmerken zu lassen. "Moment. Was willst du damit sagen? Was ist das für eine Geschichte mit deiner Mutter?"
"Beim Picknick", erwiderte Beau und ließ sein Pony im Schritt gehen. "Sie hatte einen Anfall, Onkel Clive musste sie mit Gewalt festhalten. Ich war sehr besorgt, bis er mir alles erklärte. Komisch, an dem Tag war er richtig nett." Der Junge schüttelte verwundert den Kopf. "Gar nicht so wie sonst."
Hatte Lily ihm einen weiteren Vorfall verschwiegen? Ein leichtes Unbehagen machte sich in Guy breit. "Wann war das denn gewesen?"
"Im letzten Monat. Wir brachten sie nach Hause und anschließend ins Bett. Als sie irgendwann wach wurde, war sie wieder genau wie früher."
Guy versuchte, diese unangenehmen Neuigkeiten schweigend zu verarbeiten. Nach einer Weile fragte er den Jungen: "Gab es noch mehr solcher Anwandlungen deiner Mutter?"
"Ich weiß nicht. Ich hatte erst Angst, ihre Verrücktheit sei schuld daran gewesen, dass sie fortgegangen war, ohne sich von mir zu verabschieden. Jetzt aber glaube ich, sie wollte nur weg, um sich mit dir zu treffen."
Hörte er da etwa eine Spur Eifersucht aus Beaus Worten heraus? Guy lächelte ihn an, um ihm seine Sorgen zu nehmen. "Ich weiß genau, dass sie aufgehalten wurde. Sie hatte nie vorgehabt, so lange fortzubleiben, sonst hätte sie dir auf jeden Fall Bescheid gesagt."
Beaus Miene erhellte sich hoffnungsvoll. "Vielen, vielen Dank, dass du sie zurückgebracht hast. Sie wirkt jetzt ziemlich normal, findest du nicht auch?"
Guy zwang sich zu einem bestätigenden Nicken. "Ja." Er musste unbedingt herausfinden, ob sie während des Picknicks irgendetwas Besonderes gegessen oder getrunken hatte. Bestimmt hatte sie das.
Sie ritten schweigend weiter bis zum Haus seines Vaters, wo sie die Pferde an einen Pfosten nahe des Hintereingangs zur Küche festbanden. "Es wäre sicher das Beste, wenn du bei der Haushälterin bleibst", schlug Guy dem Jungen vor.
Ein Blick dieser klaren, blauen Augen, die ein Abbild von Lilys waren, traf Guy, ehe Beau sich sichtlich
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