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Ein verführerischer Pakt

Ein verführerischer Pakt

Titel: Ein verführerischer Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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mitzunehmen. Sie verband viele glückliche Erinnerungen mit dieser Kirche, und sie war sich sicher, dass sie ihrem Sohn ebenfalls gefallen würde.
    Nachdem sie Mrs. Oliver zur Tür begleitet hatte, ging Lily wieder nach oben und überlegte, was sie zu der Teegesellschaft anziehen sollte. Nichts Ausgefallenes, eher etwas Gesetztes. Eventuell das blaue Kleid aus Merinowolle mit dem Spitzenkragen. Sie hatte sich so wohl gefühlt in dem blauen Reitkostüm, das einmal Guys Mutter, der Countess, gehört hatte.
    Fast alles, was in ihrem Schrank hing, konnte man der Bezeichnung "Halbtrauer" zuordnen, und es wurde Zeit, dass sie damit Schluss machte. Es war jetzt zwei Jahre her, seitdem Jonathan nicht mehr am Leben war. Die ersten zwölf Monate hatte sie ausschließlich Trauer getragen, wie es sich gehörte. Im zweiten Jahr hatte sie angefangen, das strenge Schwarz hier und da etwas aufzulockern, mit einer Bordüre etwa oder in letzter Zeit auch mit Accessoires in anderen, dennoch gedeckten Farben. Die bunten Kleider, die sie angezogen hatte, bevor sie Witwe geworden war, würden ihr jetzt bestimmt neu und ungewohnt vorkommen. Sie fing an, die Truhe zu durchstöbern, die so lange Zeit verschlossen geblieben war.
    "Lily?" Guy steckte den Kopf zur Tür hinein.
    Sie sah, dass er seinen Reitanzug trug. Obwohl sie merkte, dass sie errötete, gelang es ihr, Haltung zu bewahren. Das hier ist ein Morgen wie jeder andere auch, sagte sie sich tapfer, vermied es aber dennoch, Guy in die Augen zu sehen. Sie musste so tun, als sei nichts geschehen, und konnte nur hoffen, dass er nicht darauf bestand, darüber zu reden. Bestimmt war er Gentleman genug, um das nicht zu tun.
    Tief durchatmend entschied sie sich sicherheitshalber doch für ein Thema, das ihn ablenken sollte. "Du hast unseren Besuch verpasst. Bist du etwa mit Beau zusammen gewesen?"
    Er zog ein wenig den Kopf ein, als hätte er ein schlechtes Gewissen. "Ich dachte mir, ich könnte ihm ein bisschen bei seinen Lektionen helfen. Er ist sehr fleißig. Und blitzgescheit obendrein. Gleich werden wir ausreiten, wie wir es verabredet hatten."
    Sie unterdrückte ein Schmunzeln. "Ach ja? Nun, wenigstens hat er sich noch nie vorm Unterricht gedrückt und ist stattdessen durch die Felder gestreunt. Was macht er jetzt gerade?"
    "Er zählt die Preise für Getreide zusammen. Ich habe ihm Zahlen aus deinen Rechnungsbüchern gegeben." Er trat näher und befühlte den Stoff des Kleides, das sie eben zur Begutachtung hochhielt.
    "Aber diese Bücher sind viel zu kompliziert für einen Siebenjährigen, Guy!" gab sie freundlich zu bedenken und legte ihm die Hand auf den Arm. Sie konnte nicht anders, sie musste ihn einfach berühren, wenn er so dicht neben ihr stand. "Seine Kenntnisse in Mathematik sind noch sehr begrenzt, wir dürfen ihn nicht überfordern."
    "Ich brauchte nur fünf Minuten, um ihm zu erklären, wie man das macht. Der Junge verblüfft mich, Lily!" stellte er kopfschüttelnd fest. "Manchmal denke ich fast, da steckt ein Dreißigjähriger in einem falschen Körper!"
    Jetzt musste sie doch hellauf lachen. In mancher Hinsicht kam ihr Guy eher wie ein Junge vor als Beau. Sie fand es liebenswert, dass ihr Mann trotz all der Entbehrungen in seinem Leben nicht verbittert geworden war und sich noch immer an so einfachen Dingen wie den Fähigkeiten eines Kindes erfreuen konnte.
    Guy war vollkommen anders als die Männer, die sie bisher gekannt hatte. Er war nicht wortkarg und streng wie ihr Vater und auch nicht auf Besitztum und Etikette bedacht wie Jonathan. Und mit Clive hatte er nicht das Geringste gemeinsam. Jeremy Longchamps, Jonathans Freund und ihr früherer Verehrer, konnte den Vergleich mit Guy überhaupt nicht erst antreten. Sie kam zu dem Schluss, dass Duquesne ziemlich einzigartig war.
    Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie wenig Männer sie in ihrem Leben wirklich gekannt hatte. Wie man mit einem wie Guy umzugehen hatte – dafür fehlte ihr jegliche Erfahrung. Wenn man das bedachte, hatte sie sich bislang vielleicht doch nicht so schlecht geschlagen.
    Sie war sehr erleichtert darüber, wie unbefangen er trotz der vergangenen Nacht wirkte, gar nicht anzüglich oder zweideutig, wie sie insgeheim befürchtet hatte. Sämtliche Verlegenheit fiel von ihr ab. "Komm, setz dich eine Weile zu mir, dann erzähle ich dir Klatschgeschichten!"
    "Klatsch?" Er schmunzelte. "Das hört sich gut an! Was machst du hier eigentlich?" fragte er, als sie das Merinogewand auf das Bett legte.
    "Ich suche

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