Ein verführerischer Pakt
Weg schaffen zu wollen? Oder hielten sie sie wirklich für verrückt und glaubten, für sie und Beau das Richtige zu tun?
Ganz unabhängig von ihrer geistigen Verfassung war Lily fest entschlossen, das Sorgerecht für Beau niemals den Bradshaws zu überlassen. Selbst wenn sie nichts Böses vorhatten, so würden sie dennoch zerstörerisch auf sein Wesen einwirken. Ihr schauderte bei dem Gedanken, Beau könnte so werden wie Clive oder die Wertvorstellungen und das Auftreten seiner hinterhältigen Großmutter übernehmen. Jonathan war alldem nur entgangen, weil sein Vater ihn bereits mit sieben Jahren ins Internat geschickt hatte.
Plötzlich drehte sie sich um und umarmte Guy. "Versprich mir, dass du Beau vor ihnen beschützen wirst!"
"Dieses Versprechen habe ich dir längst gegeben, Lily", erinnerte er sie sanft. "An dem Tag, als du meine Frau wurdest."
Obwohl sie nicht darüber gesprochen hatten, wusste Lily, dass Guy Angst hatte, eines Tages derselben Krankheit wie sein Vater zum Opfer zu fallen und dann nicht mehr in der Lage zu sein, sein Versprechen ihr gegenüber zu halten. Angenommen, man würde sie beide irgendwann für unmündig erklären und sie müssten Beau schutzlos zurücklassen, bis er alt genug war, für sich selbst zu sorgen, was dann? Diese Möglichkeit musste auf jeden Fall in Betracht gezogen werden.
"Verzeihen Sie, Mylady, Mylord."
Guy löste sich aus der Umarmung und drehte sich um. "Ja, was ist, Lockland?"
"Ein Bote, Mylord. Ein Stallbursche von Edgefield."
"Führen Sie ihn hierher", meinte Guy stirnrunzelnd. Dann wandte er sich an Lily. "Möchtest du nach oben gehen und ein wenig ruhen, während ich das erledige? Zweifelsohne hat es irgendetwas mit Vater zu tun, wie immer."
"Nein, ich versichere dir, mir geht es gut heute. Und da ist auch noch etwas, was ich anschließend mit dir besprechen möchte."
Guy nickte und sah dem jungen Mann entgegen, der nun hinter Lockland im Garten erschien. Er trat nervös von einem Bein aufs andere und drehte seine Wollkappe zwischen den Händen. Unsicher sah er Guy an.
"Sprich, Corrie. Was ist los?" fragte Guy.
"Es … es geht um Seine Lordschaft, Sir. Es geht ihm sehr schlecht heute Morgen. Schlechter als sonst. Mr. Mimms sagt, Sie sollten am besten gleich zu ihm gehen, wenn es möglich ist."
"Er wird schon nicht im Sterben liegen", gab Guy seufzend zurück. Er hatte eindeutig keine Lust, nach Edgefield zu reiten und Lily und Beau allein auf Sylvana Hall zurückzulassen.
"Geh nur, Guy. Wir werden auch ohne dich zurechtkommen", beschwor sie ihn.
"Nein", lautete seine knappe Antwort.
Der Bursche räusperte sich. "Mr. Mimms sagt, das könne schon sein. Dass er im Sterben liegt, meine ich. Es steht wirklich nicht sehr zum Besten um ihn."
"Ich hole Beau", verkündete Lily. "Wir fahren mit." Als Guy Anstalten machte zu protestieren, winkte sie mit der Hand ab. "Wir werden dich begleiten, keine Widerrede", sagte sie bestimmt.
Ihr fiel auf, wie erleichtert er aussah, als er sich an den Boten richtete. "Geh zu den Stallungen und lass den zweirädrigen Wagen anspannen. Dann reite zurück und sage Mr. Mimms, ich bin auf dem Weg."
Lily eilte nach oben, wo Beau über seinen Aufgaben saß. Als sie schließlich aufbruchbereit waren, stellte sie fest, dass sie sich allmählich wieder wie sie selbst fühlte. Ihre Erschöpfung war neuer Tatkraft gewichen. Guy brauchte sie.
"Müssen wir wieder dem alten Earl begegnen?" flüsterte Beau, während sie die Treppe hinabliefen. Er hielt ganz fest ihre Hand.
"Keine Angst, Liebling, du brauchst ihn nicht zu sehen, wenn wir dort sind", beruhigte sie ihn. "Aber Guy sollte das nicht allein durchstehen. Der Earl ist sein Vater und alles, was ihm von seiner Familie noch geblieben ist."
"Er hat uns", erklärte Beau. "Und Angst habe ich auch keine mehr."
"Du bist eben doch mein tapferer Junge", meinte Lily lächelnd. "Ich wusste, dass wir auf dich zählen können."
"Es ist alles wieder in Ordnung mit dir, nicht wahr, Mama?" fragte er und sah sie besorgt an.
"Ja", bestätigte sie nachdrücklich. "Und ich beabsichtige, dass das auch so bleibt." Ihr Wille dazu war jedenfalls stark genug, aber ob das reichte?
Sobald sie in Edgefield Manor angekommen waren, ließen sie Beau in der Obhut von Mrs. Sparks zurück und eilten die Treppe empor. Guy hatte nur halbherzig versucht, sie davon abzuhalten, ihn zu begleiten, und dann nachgegeben.
"Gott sei Dank, dass Sie da sind", sagte der untersetzte ältere Mann, der sie vor der
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