Ein verführerischer Pakt
Tür zum großen Schlafzimmer begrüßte. "Es geht ihm mittlerweile noch schlechter. Ich habe den Doktor rufen lassen, aber er ist bislang nicht eingetroffen."
"Mr. Mimms, der Kammerdiener meines Vaters", stellte Guy ihn hastig Lily vor. "Und das ist meine Frau, Lady Lillian."
"Mylady." Der Mann verneigte sich, wurde dann aber durch ein lautes Aufstöhnen im Schlafzimmer abgelenkt. Sofort kehrte er zu dem Kranken zurück, und Guy und Lily folgten ihm.
Das Gesicht des Earls war grau wie Asche. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, auch sein Nachthemd war durchgeschwitzt, so weit Lily es sehen konnte. Trotz allem war er immer noch ein gut aussehender älterer Herr mit markanten Gesichtszügen. Sein graues Haar war dick und widerspenstig, und die auffällig geschwungenen Brauen und die langen Wimpern erinnerten sie stark an Guy.
Lily erkannte, dass sie unbewusst gehofft hatte, ihr Mann sei vielleicht von jemand anderem gezeugt worden – so etwas kam durchaus vor in höheren Adelskreisen, wenn gelangweilte oder vernachlässigte Damen ihr Vergnügen außerhäusig suchten und fanden –, aber davon konnte in diesem Fall nicht die Rede sein. Die große Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn war nicht zu übersehen. Jetzt konnte sie Guys Angst erst richtig verstehen. Was, außer dem Titel und dem Aussehen seines Vaters, konnte er sonst noch alles geerbt haben!?
Guy legte die Finger seitlich an den Hals des Earls. Dann drehte er sich zu dem Diener um. "Sein Herzschlag geht unregelmäßig, und er fühlt sich kalt an."
Tatsächlich fing der Kranke heftig zu zittern an. Guy deckte ihn noch gründlicher zu. Seine Miene war sehr besorgt, und Lily konnte verstehen, warum. Der Earl lag vielleicht nicht im Sterben, aber ihm ging es alles andere als gut. Seine Augäpfel bewegten sich sehr schnell unter den geschlossenen Lidern, als würde er träumen. "Mimms!" rief er plötzlich laut und fing an, um sich zu schlagen.
Erst jetzt fiel Lily auf, dass er mit Leinenbändern, die um die Handgelenke gewickelt waren, an den Bettpfosten festgebunden war. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, sich loszureißen, beruhigte er sich wieder.
Guy nahm den Diener beiseite und sprach leise mit ihm. "Haben Sie ihm das Laudanum verabreicht?"
"Ja, Sir, schon vor über einer Stunde. Es schien keine große Wirkung auf ihn zu haben, außer dass ihm übel wurde." Mimms rang erregt die Hände. "Ich habe Angst, ihm noch mehr davon zu geben. Er hat sich bereits so sehr daran gewöhnt, dass die Dosis, die ihn beruhigen würde, mittlerweile fast lebensbedrohlich ist. Vielleicht würde es helfen, wenn ich noch etwas von den Kräutern hätte, aber diese sind leider aufgebraucht."
"Kräuter? Was für Kräuter?" wollte Guy wissen. "Was haben Sie ihm denn sonst noch gegeben?"
Mimms erbleichte, weil Guys Stimme so barsch geklungen hatte, und er wich erschrocken einen Schritt zurück. "Nur Kräutertee, Sir, nichts Schlimmes! Er trinkt ihn schon seit Jahren, zwei-, manchmal auch dreimal die Woche."
Guys Augen wurden schmal. "Hat Dr. Ephriam das verordnet?"
"Nein, Sir, es war nicht seine Idee, obwohl er Bescheid weiß." Mimms brach der Schweiß aus und er zupfte nervös an seinem hohen, steifen Kragen. "Seit unserer Zeit in Indien bevorzugt der Earl einen bestimmten Tee, ein ziemlich bitteres Gebräu. Es ist jedoch schwierig, ihn in größeren Mengen zu beschaffen. Mistress Andolou stellt ihn für ihn her."
Guy legte dem Kammerdiener seines Vaters fest die Hand auf die Schulter. "Hören Sie, Mimms, hat dieser Tee irgendeinen Einfluss auf das Verhalten meines Vaters? Sie können das am allerbesten beurteilen. Sagen Sie mir die Wahrheit!"
Mimms schluckte. "Ich glaube schon, Mylord." Er schüttelte den Kopf. "Manchmal träumt er danach von … von Ihrer verstorbenen Mutter. Für ihn ist sie dann wieder am Leben. Er ist süchtig nach diesen Träumen."
Guy zielte mit seiner nächsten Frage ins Blaue. "Aber das ist noch nicht alles, oder?"
"Ab und zu werden diese Träume sehr schlimm."
Guy drehte sich zu seinem Vater um und betrachtete ihn. "Hatte er heute auch so einen Traum?"
"Früh am Morgen, Sir. Wie ich schon sagte, ich wollte gehen und …"
"Machen Sie das jetzt", trug Guy ihm auf. "Holen Sie diesen Tee von Andolou. Ich bleibe beim Earl. Sagen Sie ihr, ich komme später, um mit ihr über die verwendeten Kräuter zu sprechen."
Mimms beeilte sich, das Aufgetragene zu erledigen.
Guy wandte sich an Lily. "Ich fürchte, wir müssen hier bleiben, bis
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