Ein verführerischer Pakt
sich die Angelegenheit auf die eine oder andere Art geklärt hat. Hast du etwas dagegen?"
"Ich? Natürlich nicht. Kann ich sonst noch irgendetwas tun?"
"Mach es dir bequem und fühl dich wie zu Hause", erwiderte er mit einem etwas missglückten Lächeln. "Es tut mir so Leid, dass das ausgerechnet jetzt passiert ist, wo wir so viele andere Probleme haben. Ich verspreche dir, dass ich darüber aber meine Pflichten dir und Beau gegenüber nicht vernachlässigen werde."
Sie nahm seine Hand. "Du kümmerst dich jetzt ausschließlich um das Wohlergehen deines Vaters, hörst du?" Sie betrachtete den Mann im Bett. "Glaubst du, dieser Kräutertee könnte etwas damit zu tun haben, dass sich sein Zustand verschlechtert hat?"
Guy seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. "Wer weiß?"
"Andolous Mixturen sind hier in der Grafschaft bei vielen Leuten sehr beliebt", bemerkte Lily. Schon so lange sie denken konnte, lebte die Kräuterfrau am Rande des Dorfes. Ihr Vater hatte erfolglos versucht, mit der Fremden Freundschaft zu schließen. Andolou praktizierte ihre eigene Religion, der Kirche hatte sie abgeschworen. Es kursierten Gerüchte, sie würde sich mit schwarzer Magie befassen, doch das nahm niemand wirklich ernst. Ihre mysteriöse Herkunft schürte das Gemunkel. Dabei war sie einfach nur eine Frau von den Westindischen Inseln, von einem Mann nach England mitgebracht und dann aus irgendeinem Grund verstoßen. Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit Traditionen und Ritualen aus ihrer Heimat.
Andolou stellte wirkungslose Liebestränke und die üblichen Verdauungsmittel her, zudem baute sie ganz normale Küchenkräuter an. Diese waren ihre Haupteinnahmequelle. Auch Lily hatte schon einige bei ihr gekauft, die im Garten des Pfarrhauses nicht wachsen wollten.
"Wahrscheinlich war dein Vater so verzweifelt, dass er sich selbst eine Behandlungsmethode verordnet hat", vermutete Lily.
"Vielleicht hat er aber etwas ganz anderes gesucht", murmelte Guy, den Blick immer noch auf den Earl gerichtet. "Wir werden sehen."
Lily ließ ihren Mann mit seinem Vater allein und ging nach unten, um Anweisungen für ihren Umzug nach Edgefield zu erteilen.
Sie hatte keine Bedenken, Beau hier eine Weile wohnen zu lassen. Das nahe gelegene Dorf war in den ersten achtzehn Jahren ihres Lebens ihr Zuhause gewesen, sie kannte die Umgebung und die Leute gut. Das alte Herrenhaus erwies sich als einigermaßen komfortabel, wenn auch nicht so elegant eingerichtet wie ihr eigenes Anwesen. Sie würde sich Mühe geben, es etwas vorzeigbarer zu gestalten, wie es dem Titel seines Besitzers entsprach. Das war das Mindeste, was sie für Guy tun konnte, und es entsprach ihrer Versicherung, sich gegenseitig zu helfen.
Ein weiterer Vorteil war, dass diese Aufgabe sie etwas von den eigenen Problemen ablenken würde. Zudem wurde dadurch eine größere Distanz – räumlich, aber auch gefühlsmäßig – zu ihrer angeheirateten Verwandtschaft geschaffen. Im Hinblick auf ihren Verdacht konnte das nur gut sein. Sie hatte das Gefühl, dass sie und Beau in diesem Haus sicherer waren, in dem niemand davon profitieren konnte, sie loszuwerden. Lily beschloss, weder Beaus Gouvernante noch sonst irgendwelches Personal von Sylvana Hall herkommen zu lassen, Guys Bedienstete reichten völlig aus.
Guy legte das Buch zur Seite, in dem er gelesen hatte, und sah Lily entgegen, als sie später am Abend ins große Schlafzimmer, in dem der Earl lag, zurückkehrte. Duquesne hatte den Raum den ganzen Tag nicht verlassen.
"Wie geht es ihm?" fragte Lily leise und trat ans Bett.
Sie legte ihrem Mann die Hand auf die Schulter, eine mitfühlende Geste, die ihm wohl tat. Jede Berührung von ihr beflügelte sein Verlangen, aber er verstand jetzt, dass manches Bedürfnis weit über die körperliche Anziehung hinausging. Er legte seine Hand über die ihre und drückte sie liebevoll. Der Reiz, Kümmernisse mit einem anderen Menschen teilen zu können, würde niemals nachlassen für jemanden wie ihn, der viele Jahre lang mit allem allein hatte fertig werden müssen. Schon aus diesem Grund würde sie ihm immer lieb und teuer sein. Aber es gab natürlich noch tausend andere.
"Seit Mittag schläft er friedlich. Komm, wir setzen uns dort drüben hin", fügte er hinzu, als er merkte, dass sie beabsichtigte, bei ihm zu bleiben.
Er wählte den Sessel, der dem Bett zugewandt war, damit er seinen Vater weiterhin im Auge behalten konnte. "Sein Puls geht wieder normal, und er hat auch etwas
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