Ein verführerischer Schuft
diesem Punkt einfach seiner Führung vertrauen.
»Ich weiß nicht genau, was geschehen wird oder wann.« Tony schaute die Jungs der Reihe nach eindringlich an, dann sah er zu Adriana.
»Es ist möglich, dass überhaupt nichts passiert - es könnte uns gelingen, den Verantwortlichen zu fassen, ehe er seinen nächsten Schritt macht.«
Das glaubte er keinen Augenblick; Alicias leises Stirnrunzeln verriet, dass sie es ähnlich einschätzte wie er.
Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Brüder und wiederholte:
»Aber man kann gar nicht zu vorsichtig sein - ich möchte, dass ihr alle auf der Hut seid, und bitte keine Panik, wenn es irgendwelche neuen Entwicklungen gibt. Ich und die anderen sind nicht weit.«
Die Jungen nickten mit großen Augen und ernsten Mienen.
Jenkins kam in dem Moment herein; Alicia rang sich ein Lächeln ab und besprach mit ihm den Unterricht, dann sah sie die Jungen an und verlangte:
»Und jetzt ab mit euch ins Schulzimmer.«
Tony bekräftigte den Befehl mit einem Blick. Die Jungen tranken ihre Milch aus und standen auf, machten vor ihm ihren Diener und entfernten sich dann.
Tony schaute von Adriana zu Alicia.
»Könnte ich bitte einen Moment mit dir sprechen?«
Sie blinzelte erstaunt, sah ihrerseits Adriana an, erhob sich von ihrem Stuhl.
»Ja, natürlich. Wenn du mit in den Empfangssalon kommen willst?«
Er stand ebenfalls auf und verabschiedete sich von Adriana, die völlig unbeeindruckt schien von seiner ungewohnten Gegenwart, dann folgte er ihr durch die Eingangshalle. Sie blieb vor dem Salon stehen, er winkte ihr einzutreten, folgte und schloss hinter ihnen die Tür.
Sie hielt an und drehte sich zu ihm um, er stellte sich vor sie und sah ihr in die Augen.
»Egal, was ich eben gesagt habe, ich rechne fest damit, dass etwas geschieht.« Er schnitt eine Grimasse, ließ sie seine Sorge sehen.
»Ich weiß nur nicht, was genau oder wann es sein wird.«
Sie musterte sein Gesicht, dann sagte sie:
»Danke, dass du mit ihnen gesprochen hast. Jetzt sind wir gewarnt.«
»Meine Leute draußen haben mir eine brauchbare Beschreibung dieses angeblichen Schreibers geliefert, aber es muss Tausende wie ihn in London geben - ich rechne nicht damit, dass wir ihn werden aufspüren können, und seinen Auftraggeber noch viel weniger.« Er machte eine Pause, fragte sich, ob sie bei dem, was er als Nächstes plante, erkennen würde, was dahinterstand - und kam zu dem Schluss, dass es ihm gleich war.
»Mit deiner Erlaubnis werde ich noch einen Lakaien schicken - er wird innerhalb der nächsten Stunde eintreffen. Maggs sagte, es seien noch Kammern auf dem Dachboden frei. Ich möchte, dass es Maggs möglich wird, jedem seltsamen Besucher zu folgen, der vielleicht hier vorstellig wird.«
Sie sah ihn an, und eine kleine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen.
»Wir haben doch Jenkins. Ich bin sicher, er ist allem gewachsen, was …«
»Deine Brüder.« Rücksichtslos griff er auf das eine Argument zurück, das - und das wusste er genau - ihren Widerstand zu brechen vermochte.
»Mir wäre es lieber, Jenkins konzentrierte sich darauf, auf sie aufzupassen, und ich möchte lieber nicht, dass du und Adriana ohne jeglichen männlichen Schutz zurückbleibt.«
Sie erwiderte seinen Blick nachdenklich, wog Vor- und Nachteile ab. Ihre Lippen wurden schmal, aber nur kaum merklich. »Nun gut. Wenn du es wirklich für nötig hältst.«
»Das tue ich.« Absolut und eindeutig nötig. Wenn er glaubte, er könne sie dazu bringen, sich einverstanden zu erklären, würde er sie mit einem Dutzend Männer zu ihrem Schutz umgeben.
»Ich bleibe in London - Gervase sollte in Kürze aus Devon zurückkehren, und mit ein wenig Glück hat auch Jack Hendon etwas zu berichten.«
»Wenn du irgendetwas erfährst, wirst du mir Bescheid geben, ja?«
Er lächelte, zeigte seine weißen Zähne.
»Ich werde höchstpersönlich kommen und dich auf den neuesten Stand bringen.« Er betrachtete ihr Gesicht.
»Falls etwas geschieht, werden Scully, der neue Lakai, oder Maggs den Männern, die draußen Wache stehen, Bescheid geben - sie werden mich finden. Und ich komme dann so rasch wie möglich.«
Einen Augenblick blieb ihre Miene ernst, nüchtern angesichts der Bedrohung, der möglichen, aber unbekannten Schwierigkeiten, die ihr und ihrer Familie bevorstehen mochten - mit denen sie und er fest rechneten. Und ihre grünen Augen wirkten stumpf, dann lächelte sie aber, und sie strahlten wieder.
»Danke.« Sie legte ihm
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