Ein verführerischer Schuft
in der Ecke gestopft.«
Die anderen sahen ihn an, dann griffen sie nach den Briefen. Ihre Gesichter wurden immer ausdrucksloser, während sie sie lasen und dann rundum weiterreichten. Schließlich, als alle fünf Briefe auf den Tisch zurückgeworfen worden waren, beugte sich Christian vor und sah Tony an:
»Sag mir, warum Mrs. Alicia Carrington nicht A.C. sein kann.«
Tony empörte sich nicht; Christian spielte nur den Advokaten des Teufels.
»Sie war weniger als zwei Jahre verheiratet - davor war sie Alicia Pevensey, das ist überprüfbar.« Er deutete auf die Briefe.
»Alle fünf wurden geschrieben, während sie noch Alicia Pevensey war.«
Christian nickte.
»Und ihr Ehemann - wie hieß der?«
»Alfred.« Tony gefiel es nicht, so zu tun, als ob es Alfred Carrington je gegeben hätte, aber das Leben war leichter, wenn er Alicias Erfindung unterstützte.
»Allerdings ist er vor zwei Jahren gestorben, daher war auch er nicht der A.C., der Ruskin Informationen abgekauft hat. Weiterhin haben die Carringtons weder Verbindungen, durch die sie aus solchem Wissen Nutzen hätten ziehen können, noch genug Reichtum, um A.C.s Spiel zu spielen. Die Zahlungen erstrecken sich gleichmäßig über den gesamten Zeitraum - wir suchen nach einem Mann, der sich A.C. abkürzt und der am Leben ist.«
»Und zudem nichts Gutes im Schilde führt.« Charles schnippte gegen einen der Briefe vor ihnen.
»Das hier gefällt mir ganz und gar nicht.«
Tony ließ einen Augenblick verstreichen, dann sagte er leise:
»Mir auch nicht.«
Nach einer kleinen Pause fuhr er fort:
»Sei es, wie es wolle, die Briefe bestätigen, dass die Spur, der wir folgen, die richtige ist. Sie zeigt, dass A.C. Kapitäne der französischen Marine und französische Freibeuter benutzt hat, um Schiffe zu kapern, vermutlich unter Verwendung von Informationen, die Ruskin lieferte.« Er vervollständigte seine Ausführungen mit dem Wissen bezüglich der beteiligten Franzosen.
»Warte einen Moment«, unterbrach ihn Tristan.
»Was haben wir denn bislang? Wie könnte ein Plan, auf dem fußend, was wir herausgefunden haben, funktionieren?«
Sie erwogen verschiedene Szenarien, verwarfen die meisten, hielten andere durchaus für möglich.
»Gut«, sagte Tony schließlich.
»Das hier scheint also das wahrscheinlichste Vorgehen zu sein: Ruskin lieferte die Information über Schiffskonvois, besonders hierbei den Zeitpunkt, zu dem ein bestimmtes Schiff den Verbund verlassen würde, um den Heimathafen anzulaufen.«
Charles nickte.
»Das und auch, wenn Fregatten abberufen wurden, um der Flotte beizustehen, sodass die Handelsschiffe praktisch schutzlos waren.«
»Die Kaufleute hätten sich zwar Mühe gegeben« - Jack blickte entschieden grimmig - »aber gegen eine feindliche Fregatte hätten sie keine Chance gehabt.«
»Bewaffnet mit besagtem Wissen richtet A.C. es also so ein, dass ein ausländischer Kapitän ein bestimmtes Handelsschiff kapert. Sobald das vollbracht ist und Ruskins Information sich als richtig erwiesen hatte, hat A.C. ihn bezahlt - und er und A.C. waren beide zufrieden.« Tony verzog das Gesicht.
»Wir müssen noch herausfinden, weshalb A.C. so daran interessiert war, bestimmte Händler auszuschalten, indem er verhindert, dass ihre Fracht London erreicht.«
Er schaute Jack an, der nickte.
»Wir brauchen die Einzelheiten zu der Fracht, nicht nur eine allgemeine Beschreibung. Der einzige Weg, diese Details nach so langer Zeit noch herauszubekommen, führt über Lloyd’s - sie bewahren die Aufzeichnungen auf.«
»Kannst du erfahren, was wir wissen müssen, ohne weiteres Aufsehen zu erregen?« Tony blickte Jack fest an.
»Wir haben weder eine Ahnung, wer A.C. sein könnte, noch welche Kontakte er haben könnte.«
Jack zuckte die Achseln.
»Ich hatte nicht vor, jemanden zu fragen - ich weiß, wo sich die Aufzeichnungen befinden. Es gibt keinen Grund, dass ich nicht einmal spät in der Nacht vorbeischaue und nachsehe.«
Charles grinste.
»Ein Mann ganz nach unser aller Herzen - sind Sie sicher, dass Sie nicht unserem Club beitreten möchten?«
Jack antwortete mit einem Grinsen.
»Im Moment habe ich alle Hände voll zu tun.«
»Wie lange wirst du brauchen, das zu beschaffen, was wir benötigen?«, erkundigte sich Tony.
Jack überlegte kurz.
»Zwei Tage. Ich muss erst ein paar Sachen auskundschaften, ehe ich hineingehen kann. Es wäre nicht gut, wenn ich erwischt würde.«
»Nein, allerdings nicht.« Christian sah zu Tony.
»Diese
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