Ein verführerischer Schuft
zurück. Der Junge quietschte vor Vergnügen und stürzte sich begeistert in das Spiel. Mit einem breiten Grinsen beeilte er sich, wieder auszugleichen.
Nach ein paar geschickt platzierten Würfen - von denen einer direkt auf Alicia zuflog, was ihr unwillkürlich einen Aufschrei entlockte - ließen David und Harry Jenkins mit dem Drachen stehen und kamen angelaufen.
Normalerweise hätten die beiden älteren Jungen sofort das Spiel an sich gerissen; Alicia machte sich bereit, Matthew zu verteidigen, aber Torrington, der den Schläger noch in der Hand hielt, erklärte sich zum Spielleiter. Er begrüßte die älteren Jungen und wies ihnen Feldspielerplätze zu, sodass Matthew auf der Werferposition blieb.
Was folgte, war ein Lehrstück darin, wie Jungen spielten oder spielen konnten, wenn sie durch eine fähige Hand geleitet wurden. Als Jenkins dazukam, den nicht länger benötigten Drachen in der Hand, winkte sie ihn zu sich, damit er ihren Platz einnahm. Er war zwar vielleicht doppelt so alt wie sie, aber er konnte viel besser fangen.
Mit dem Drachen in der Hand zog sie sich unter einen Baum zurück und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm. Da er im Mittelpunkt des Spieles stand, schaute sie unwillkürlich immer wieder zu Torrington, beobachtete ihn.
Es war nicht unbedingt beruhigend.
Er ließ ihren Puls schneller schlagen, stolpern und rasen. Sie war weit genug weg von ihm, um seine perfekten männlichen Proportionen würdigen zu können, die breiten Schultern, den schmaler werdenden Oberkörper und die schlanken Hüften, die langen Beine. Sie hatte ihn noch nie bei einer uneleganten Bewegung ertappt - vermutlich wusste er gar nicht, wie das ging. Seine Reflexe waren ausgezeichnet.
Sie sah sein Lachen, als er einen angeschnittenen Ball zu Harry lenkte, der ihn mit einem Freudenschrei fing. Torringtons schwarze Haare, dicht und leicht gewellt, umschmeichelten sein Gesicht; eine Locke fiel ihm in die Stirn, als er den Schläger gutmütig Harry überließ. Er nahm den Ball und rollte ihn hin und her, dann warf er ihn David zu.
Und kam über den Rasen zu ihr geschlendert, stellte sich neben sie und grinste breit.
»Feigling.«
Sie rümpfte die Nase.
»Wie Sie unterrichtet wurden, bin ich ein hoffnungsloser Fall im Fangen.«
Der Blick, den er ihr zuwarf, war rätselhaft, aber ein Ball, der zu ihnen geflogen kam, rief ihn zu seinen Pflichten zurück.
Sie versuchte, das Spiel zu verfolgen und ihre Brüder anzufeuern, wie es eine gute Schwester tun sollte, aber solange Torrington so nahe war, wurde sie immer wieder abgelenkt, ertappte sich dabei, dass sie ihn beobachtete, wie er sich bewegte, sich reckte und streckte, hinstellte, die Hände in die Hüften stemmte und ihre Brüder dirigierte.
Die Blicke, die er ihr gelegentlichen zuwarf, führten nicht dazu, dass ihr Puls langsamer ging.
Was sie jedoch wirklich mit Sorge erfüllte, war die Frage, weshalb er hier war.
Sobald David und Matthew mit dem Schläger an der Reihe gewesen waren, erklärte sie das Spiel für beendet.
»Kommt, wir müssen zum Tee nach Hause gehen.«
Ihre Brüder kamen sogleich mit geröteten freudestrahlenden Gesichtern angerannt.
»Sag mal.« David zog an ihrer Hand.
»Kann Tony nicht mit uns Tee trinken kommen?«
Alicia schaute in Davids helle Augen. Tony - Torrington war für sie Tony geworden.
Das schien ihr gefährlich. Aber David war hier in London einsam - mehr noch als die beiden anderen. Und was konnte Torrington schon tun? Sie lächelte.
»Wenn er will.«
»Kommen Sie? Bitte, kommen Sie?«, erschallte es sofort aus drei Knabenkehlen.
Tony - Torrington - trat zu ihnen und schaute Alicia an.
»Wenn eure Schwester nichts dagegen hat.«
Sie war sich nicht wirklich sicher, ob es eine gute Idee war, und er wusste das; sie erwiderte seinen Blick, ließ sich nichts anmerken.
»Wenn es für Sie in Ordnung ist, Tee mit den Kindern einzunehmen, dann kommen Sie auf jeden Fall mit uns.«
Er lächelte, nicht nur mit den Lippen, sondern auch mit den kohlschwarzen Augen; wenn sie einen Fächer hätte, hätte sie ihn jetzt eingesetzt. Er verbeugte sich.
»Danke. Ich kann mir nichts Angenehmeres denken.«
Entzückt und vollauf zufrieden mit ihrer neuen Bekanntschaft fassten die Jungen ihn an den Händen, umringten ihn und hüpften den ganzen Weg zurück in die Waverton Street neben ihm auf und nieder, durchlöcherten ihn mit Fragen über Fragen.
Zuerst hörte sie, während sie mit Jenkins hinter ihnen ging, nur zu und
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