Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
traten in die Eingangshalle.
    Tony ließ Dalziel hinaus und schloss die Tür hinter ihm ab, dann kehrte er in die Bibliothek zurück.
    Er ging geradewegs zu einem der Regale und ging davor in die Hocke, überflog die Buchrücken, dann zog er einen dicken Band heraus. Er stand auf und durchquerte den Raum zu einer Stelle, wo der Lichtschein der Lampe stärker war. Er schlug den Wälzer auf - eine Sammlung von den Grafschaften Englands - und blätterte sie durch, bis er zu den Seiten kam, die Oxfordshire zeigten. Es dauerte nicht lange, bis er Chipping Norton entdeckt hatte, und Banbury ganz oben im Norden des Landes.
    Er brauchte ein paar Minuten, in denen er immer wieder vor-und zurückblätterte, um die Karten von Gloucestershire, Oxfordshire und Warwickshire zu vergleichen, bis er sich mit der Geografie vertraut gemacht hatte. Die einzige Gegend in Warwickshire, die »nicht weit von Banbury« entfernt lag, war außerdem gar nicht weit von Chipping Norton und daher auch nicht weit von Bledington.
    Alicia Carringtons Heim und das von Ruskin lagen nicht mehr als zehn Meilen auseinander.
    Tony schloss das Buch und starrte vor sich hin.
    Wie wahrscheinlich war es, dass - unter Berücksichtigung des gesellschaftlichen Lebens auf dem Lande - Alicia Carrington geborene Pevensey und Ruskin so dicht beieinander gelebt hatten, sich aber nie begegnet waren?
    Die Frage beantwortete sich eigentlich selbst. Ruskin hatte in jüngster Vergangenheit nicht viel Zeit in Bledington verbracht, und außer der Information, dass sie und ihre Schwester aus der Gegend stammten, konnte Alicia Carrington auch gemeint haben, dass ihr Zuhause jetzt dort lag. Das Zuhause, das sie mit ihrem Ehemann gehabt hatte; vermutlich bezog sie sich auf sein Haus, nicht notwendigerweise den Teil des Landes, in dem sie und ihre Familie - die Pevenseys - den größten Teil ihres Lebens verbracht hatten. Natürlich. So musste es sein.
    Er stellte den Kartenband wieder ins Regal und begab sich dann zur Tür.
    Selbstverständlich würde er das überprüfen.

    Das würde jedoch warten müssen. Als Erstes musste er jetzt Ruskins Büro durchsuchen, und das so schnell wie möglich, ehe doch irgendwie Gerede über eine interne Untersuchung von Ruskins Arbeit aufkommen konnte.
    Die Zoll- und Finanzbehörde in Whitehall war gut bewacht und äußerlich gesichert, aber für jemanden, der wusste, wie man von innen vorging, waren die Räume wesentlich leichter zugänglich. Noch besser sogar, Ruskins Büro lag im Erdgeschoss nach hinten hinaus, und das eine schmale Fenster lag gegenüber einer Mauer.
    Um vier Uhr morgens war das Gebäude kalt und leer. Der Pförtner schnarchte leise in seinem Zimmer unten; eine Lampe anzuzünden war sicher.
    Tony durchsuchte den Schreibtisch, dann systematisch das ganze Zimmer. Alles, was ihm irgendwie wichtig schien, sammelte er in der Mitte des Schreibtisches; als es nichts mehr zu finden gab, steckte er die Sachen in die Taschen seines Umhanges. Dann drehte er die Lampe aus, verließ heimlich das Gebäude und begab sich nach Hause, ohne eine Spur seines Tuns zu hinterlassen oder etwas, das darauf hindeutete, dass das Büro durchsucht worden war.

    Trotz der späten Stunde, zu der er erst ins Bett gekommen war, war er bereits früh wieder unterwegs, befand sich auf dem Weg zur Bury Street. Es war eine mondäne Wohngegend für Junggesellen, in der Nähe der Clubs in Mayfair und des Sitzes der Regierung. Nummer 23 war ein schmales, aber gepflegtes dreistöckiges Haus. Er klopfte an und erklärte der Vermieterin, dass er mit Mr. Ruskin gearbeitet habe und geschickt worden war, um in seiner Wohnung nachzusehen, ob dort noch Behördenunterlagen seien.
    Sie führte ihn zu einer Reihe von Räumen im ersten Stock. Er dankte ihr, als sie ihm die Tür aufschloss.
    »Ich bringe den Schlüssel zurück, wenn ich gehe.«
    Mit einem Blick, der die Qualität seines Rockes und seiner Stiefel gekonnt einschätzte, nickte sie.
    »Ich lasse ihn Ihnen hier.«
    Er wartete, bis sie die Treppe wieder hinunterging, dann betrat er Ruskins Diele und schloss hinter sich die Tür.
    Wieder war seine Suche gründlich, aber anders als in Ruskins Büro fand er Hinweise darauf, dass jemand vor ihm da gewesen war. Er fand einen Stapel alter Schuldscheine, die in einer Geheimschublade im Schreibpult auf Briefen jüngeren Datums lagen.
    Dalziel und Whitley hätten niemand anderem, weder von offizieller noch von inoffizieller Seite der Regierung, gestattet, sich in eine

Weitere Kostenlose Bücher