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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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warten.«
    Sie ging voran und sah mit einer gewissen Erleichterung Adriana aufschauen, als sie eintraten. Adriana und Tony begrüßten sich; wie erwartet hatte Adriana die neuesten Modezeichnungen studiert, wie sie es immer tat, bevor sie sich die nächsten Kleider nähten.
    Sie nahmen alle drei Platz; angenehme, beinahe vertraute Ungezwungenheit legte sich über sie. Von der Ecke des Sofas, wo sie saß, beobachtete Alicia, wie Adriana Tony nach seiner Meinung zu verschiedenen Kleiderstilen fragte, die in der jüngsten Ausgabe von La Belle Assemblée zu sehen waren. Er antwortete bereitwillig; es wurde rasch klar, dass er mehr von Damenkleidung verstand, als man bei einem Herrn annehmen würde …
    Sie brach den Gedankengang ab. Er war ganz mit den Zeichnungen beschäftigt, die Adriana vor ihm ausgebreitet hatte; daher nutzte sie die günstige Gelegenheit, ihn ausgiebig zu mustern.
    Sie wünschte sich, sie könnte auch in seinen Kopf schauen.
    Seit sie sich vergangenen Abend getrennt hatten, plagte sie eine Frage: Was dachte er von ihr? Wie sah er sie? Was waren seine Absichten, seine Erwartungen? Was glaubte er, wohin sie beide sich bewegten?
    Unter den gegebenen Umständen waren das berechtigte Fragen; denn von den Antworten darauf hing ab, inwieweit sie ihre Täuschung aufrechterhalten und ihr Ziel erreichen konnte, Adriana gut zu verheiraten.
    Tony - Viscount Torrington - konnte leicht den ganzen Plan zum Scheitern bringen. Wenn er davon erfuhr und sich dazu entschied. Gegenwärtig gab es keinen Grund, weswegen er über ihr entscheidendes Geheimnis stolpern sollte. Dieses Geheimnis war jedoch genau der Umstand, der ihr weiteres Vorangehen am meisten komplizierte.
    Wie der Rest der guten Gesellschaft hielt er sie für eine Witwe.
    Letzte Nacht war eine deutliche Warnung gewesen, wenn sie die Scharade lang genug fortsetzen wollte, um Adriana sicher unter die Haube zu bringen, und dann untertauchen, dann würde sie ihr Zusammensein mit Torrington so weit wie möglich einschränken müssen.
    Und was sie nicht verhindern konnte, darauf musste sie eben antworten, als sei sie wirklich eine Witwe; sie konnte nicht alles, was sie bislang erreicht hatten, den ganzen Erfolg bis zum jetzigen Zeitpunkt, für irgendwelche zimperlichen Befindlichkeiten aufs Spiel setzen.
    Das Donnern von Schritten auf der Treppe kündete von der baldigen Ankunft ihrer Brüder. Sie platzten ins Zimmer, durcheinanderredend und mit lauten Rufen. Jenkins folgte ihnen mit dem Teetablett auf dem Fuße. Innerhalb weniger Sekunden war der Salon voller rauer, aber herzlicher Wärme und Gemütlichkeit. Wenn überhaupt irgendetwas nötig war, sie daran zu erinnern, warum sie die Rolle spielte, die sie übernommen hatte, dann befand sich das hier in den lächelnden und glücklichen Gesichtern ihrer Brüder vor ihr.
    Torrington - an ihn mit seinem Titel zu denken half dabei, wenigstens im Geiste einen vernünftigen Abstand einzuhalten - schenkte seine Aufmerksamkeit den Jungen, beantwortete Fragen, unterhielt sich angeregt mit ihnen über alles Mögliche, was sie beschäftigte, und das auf eine Weise, dass die Jungen es nicht nur verstanden und akzeptierten, sondern auch noch Freude daran hatten.
    Als Vormund über drei Angehörige des männlichen Geschlechts hatte sie schon lange erkannt, dass sie unergründliche Wesen waren; wenn sie jetzt Tony - nein, Torrington! - auf dem Boden sitzen sah und Muffins, die dick mit Brombeermarmelade bestrichen waren, essen, dann wuchs ihr Erstaunen nur.
    Er ertappte sie dabei, wie sie ihn beobachtete; ihre Blicke trafen sich, verfingen sich, dann lächelte er. Eine flüchtige, ganz persönliche und beinahe intime Geste, dann schaute er wieder zu David, der ihm die Frage gestellt hatte, wann die Tiere im Zoo am wahrscheinlichsten gefüttert wurden.
    Zur Enttäuschung der Jungen musste Tony einräumen, dass er das nicht wusste; zu ihrem Entzücken versprach er aber, es herauszufinden.
    Es war Zeit, einzuschreiten. Sie beugte sich vor.
    »So, jetzt ist es genug. Es ist Zeit für euren Unterricht!«
    Mit übertriebenem Stöhnen rappelten ihre Brüder sich auf; mit leuchtenden Augen schüttelten sie nacheinander Tony die Hand. Mit seinem Versprechen ausgestattet, dass er ihnen so rasch wie möglich mitteilen würde, was er in Erfahrung bringen konnte, begaben sie sich mit erstaunlicher Bereitwilligkeit zu ihren Büchern.
    Verwundert schaute Alicia ihnen nach. Jenkins kam und holte das Teetablett.
    Als er ging, sprang Adriana

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