Ein verführerischer Schuft
werde Maggs heute Nachmittag herschicken.«
Sie blinzelte verständnislos.
»Maggs?«
»Der Lakai.«
»Ah.« Sie nahm die Schultern zurück, nickte.
»Ja, natürlich. Danke.«
Er grinste, senkte den Kopf und küsste sie rasch - stahl ihr einen letzten Kuss - dann richtete er sich auf und sah ihr in die leicht glasigen Augen.
»Ich finde selbst den Weg zur Tür.«
Mit knapper Not gelang es ihm, sich sein Grinsen zu verkneifen, er kam sich eindeutig tugendhaft vor, öffnete die Zimmertür, hob grüßend eine Hand wie zum Salut und ging hinaus, zog die Tür hinter sich zu.
Alicia starrte auf das Holz. Dahinter hörte sie seine Schritte sich entfernen, dann das Öffnen und Schließen der Haustür.
Er war fort.
Vernunft und Verstand kehrten zurück; die letzten paar Minuten - wie viele es gewesen waren, konnte sie beim besten Willen nicht sagen - spielten sich in ihrem Kopf erneut ab.
Und sie war ernstlich entsetzt.
Ihre Lippen pochten, ihre Haut prickelte, ihr Busen … Sie konnte immer noch seinen heißen Mund auf ihrer Brustspitze spüren …
Mit einem halblauten Stöhnen schloss sie die Augen und ließ sich gegen die Tür sinken.
Was wollte, was sollte sie nur tun?
7
»Meine liebe Mrs. Carrington, darf ich Ihnen Sir Freddie Caudel vorstellen?«
Lady Hertford lächelte Alicia strahlend an, die daraus schloss, dass Sir Freddies Aufmerksamkeit zu erringen ein echter Coup war. Sie reichte ihm mit einem höflichen Lächeln die Hand.
Sir Freddie nahm ihre Finger und verneigte sich anmutig. Ein Gentleman in mittleren Jahren, der auf eine ruhige, vornehme Art und Weise attraktiv aussah.
Alicia lächelte. Innerhalb weniger Minuten hatte sie herausgefunden, dass Sir Freddie der Abkömmling eines alteingesessenen Hauses war und daher gesellschaftlich höchstes Ansehen genoss, ein politisches Amt in der Regierung bekleidete und Umgangsformen und Haltung besaß, von denen jüngere Männer nur träumen konnten. Zudem hielt er nach einer Braut Ausschau, die aus guter Familie sein sollte, jung und schön.
Nicht wirklich überraschenderweise war sein Auge auf Adriana gefallen.
Alicia zögerte, fragte sich, ob sie Mitleid haben und Sir Freddies Interesse im Keim ersticken sollte, denn soweit sie es beurteilen konnte, war Adriana dabei, ihr Herz an Geoffrey Manningham zu verlieren.
Sir Freddie war ihrem Blick gefolgt zu der Stelle, wo Adriana neben Lord Manningham stand.
»Natürlich ist mir klar, dass Jugend und Schönheit sich oft zueinandergesellen, doch andererseits haben Sie Damen ja oft schon Klugheit bewiesen, indem Sie sehr genau hinschauen.«
Alicia erwiderte den arglosen, leicht belustigten Blick aus Sir Freddies blauen Augen. Geoffrey war vielleicht jünger, aber Sir Freddie war unbestreitbar distinguiert. Seine Manieren waren korrekt, wiesen aber eine gewisse Ungezwungenheit auf, ein angenehmes Selbstvertrauen, das man nur durch jahrelangen Verkehr in den besten Kreisen erwerben konnte.
Sir Freddie konnte Geoffrey zur ernsthaften Konkurrenz erwachsen.
Um Adrianas Herz, dem ihre Hand folgen würde.
Mit lächelnden Lippen neigte Adriana den Kopf.
»Wenn Sie sich zu dem Kreis um meine Schwester gesellen wollen, so habe ich keine Einwände.«
Sie bezweifelte ernsthaft, dass Sir Freddie Erfolg haben würde, aber es würde keinesfalls schaden, zu versuchen, Manningham ein paar Steine in den Weg zu legen.
Sir Freddie bot ihr seinen Arm.
»Wenn Sie mich bitte vorstellen wollen?«
Alicia legte ihm die Fingerspitzen auf den Ärmel und ließ sich von ihm zu Adriana führen.
Adriana war ausgesucht höflich, wie sie es zu allen war, die ihre Aufmerksamkeit zu erlangen suchten. Nachdem die Vorstellung erfolgt war, zog sich Alicia wieder zurück und stellte sich zu Lady Hertford an die Wand.
»Er genießt höchstes Ansehen«, vertraute ihr Ihre Ladyschaft im Flüsterton an.
»Marcus hat mir gesagt, er könne gelegentlich sehr steifnackig sein, aber dabei immer ganz Gentleman.«
Adriana bezog Miss Tiverton mit in die Unterhaltung mit Sir Freddie ein; Lady Hertford lächelte entzückt.
»Ihre Schwester ist so ein reizendes junges Mädchen. Wer weiß? Wenn Sir Freddie sie nicht für sich einzunehmen vermag, vielleicht schaut er dann zu Helen. Natürlich muss man sein Alter bedenken, aber wenn Männer seines Schlages nach einer Frau Ausschau halten, kann man wenigstens sicher sein, dass sie es ernst meinen. Und seine Besitzungen sind wirklich recht ansehnlich, glaube ich - sie sind seit Generationen in der
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