Ein verfuehrerischer Tanz
und ihr Höhepunkt kam, bevor sie Atem schöpfen konnte. Erst überwältigend intensiv, dann weich und warm umspülend wie eine Welle.
Oh ja!
Er legte seine Hand auf ihren Bauch.
»Das habe ich vermisst.«
Sie strich ihm übers Haar und lächelte. Sie teilten nun seit Wochen jede Nacht das Bett, aber »das« hatten sie noch nie gemacht. Sie wusste allerdings, was er meinte. Er hatte sie vermisst. Unvermittelt hatte sie einen Riesenkloß im Hals.
»Spencer?«
Er hob den Kopf und blickte sie fragend an.
»Bitte sprich weiter«, bat sie. »Es ist so ein schöner Moment, und du kannst ihn zerstören. Sag irgendetwas Arrogantes und Unsensibles, dann bin ich vielleicht noch zu retten. Sonst verschenke ich noch mein Herz an dich.«
Er lächelte sie vielsagend an.
»Oje.« Sie ließ den Kopf auf das Kissen zurücksinken. »Es ist schon passiert. Ich habe mich in dich verliebt.«
»Erst jetzt?«, sagte er schmunzelnd und setzte sich auf. »Gott sei Dank. Besser spät als nie.« Er fuhr sich durch die Haare. »Also bei mir ist das erheblich schneller gegangen.«
»Was?« Mit einem Ruck richtete sie sich kerzengerade im Bett auf. »Wie meinst du das? Seit wann?«
»Von Anfang an, Amelia. Ich habe mich vom Fleck weg in dich verliebt.«
»Nein, das nehm ich dir nicht ab.«
»Du glaubst mir nicht?« Er schaute auf seine Weste, aus deren Tasche ein weißer Zipfel hervorlugte.
»Wieso bist du eigentlich noch angezogen?«, beschwerte sie sich scherzhaft. Sie zog das Stück Leinenstoff heraus und machte große Augen. Es war das Taschentuch, das sie ihm auf der Terrasse zugesteckt hatte. Mit ihren Initialen versehen und mit Efeu und einer kleinen Biene bestickt. Trug er es seit jenem ersten Abend etwa immer bei sich? Als eine Art Erinnerungsstück an seine Liebste? Sie hätte es nicht zu glauben vermocht, hätte sie es nicht mit eigenen Augen gesehen.
Sie musterte ihn verblüfft.
»Spencer …«
Er wurde tatsächlich rot und räusperte sich nervös.
»Los, sag schon. Gib’ s mir. Du hast mich bereits als romantischen, sentimentalen Idioten beschimpft. Was hast du noch Schönes für mich auf Lager?«
»Du bist ein netter Mann.«
»Gott, das wollte ich hören.« Theatralisch warf er sich auf das Bett, als hätte sie ihn mitten ins Herz getroffen. »Sag das bloß nicht im Beisein anderer, sonst schleppe ich dich wegen Verleumdung vor Gericht.«
»Keine Sorge«, antwortete sie kichernd und kuschelte sich an seinen warmen Körper. »Das bleibt unser kleines Geheimnis.
Zufrieden seufzend schlang er einen Arm um ihre nackten Schultern.
»Darf ich dir auch etwas Nettes sagen? Oder krieg ich dann gleich wieder zu hören, dass ich dich behandle wie ein Pferd.«
»Kommt drauf an, was dir so vorschwebt.«
»Mein Liebling? Mein Schatz? Meine Süße?« In seiner Stimme schwang Skepsis mit.
»Nein, diese Kosenamen sind mir viel zu abgenutzt.«
Er sah sie an.
»Was ist mit meine Zauberfee? Meine Blume? Mein Goldstück?«
Sie lachte.
»Willst du mich auf den Arm nehmen?«
Sie schaute in seine dunklen funkelnden Augen, und ihr stockte der Atem, als sie erkannte, welch heftigen, innigen Gefühle sich darin widerspiegelten. Sorgsam versteckt, aber die Mühe wert, sie hervorzulocken.
Seine Stimme wurde ernst.
»Meine Frau. Mein Herz.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Meine beste Freundin.«
»Oh Spencer.« Ihr wurde warm ums Herz. »Das Letzte gefällt mir am besten.«
»Mir auch, Amelia. Mir auch.« Ihre Lippen fanden sich zu einem langen, liebevollen Kuss.
18
D as ist Briarbank.«
Als sie eine ausgreifende Handbewegung machte, tänzelte Amelias Pferd nervös zur Seite. Spencer lenkte Juno zu ihr und erblickte einen rauschenden Strom, der sich durch ein hügeliges Tal schlängelte. An einer Flussbiegung stand ein altes Steincottage. Rauch stieg aus dem Schornstein und zog über die Bäume und das Wasser hinweg.
»Es ist schön, nicht?«
Ja, dachte er, während er die Aussicht genoss. Schön war gar kein Ausdruck dafür.
Sie standen auf der Anhöhe, auf der sich die Ruinen von Beauvale Castle erhoben. Früher hatten die langsam verfallenden Türme des Kastells der Verteidigung gedient. Sie überblickten das Tal des Flusses Wye, und von den hohen Felsen konnte man kilometerweit in jede Richtung sehen. Endlose Wälder, grüne Wiesen und Weiden erstreckten sich vor ihnen. Dunkel vermooste Felsspalten schluckten das Sonnenlicht, und auf den Feldern mit Sommerweizen wiegten sich die goldenen Ähren in der lauen
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