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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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leid, dass ich dich angebrüllt habe«, sagte er, er blieb ein paar Schritte vor Junos Box stehen, »aber ich war um deine Sicherheit besorgt. Wie ich schon sagte, Juno beißt. Und sie tritt, aber das hast du ja selbst gesehen. Sie mag keine Fremden. Oder besser gesagt, sie mag eigentlich niemanden.« Er seufzte schwer. »Sie ist ein richtiger Satansbraten.«
    Skeptisch blickte Amelia zu der Stute, und Juno schnaubte kurz, wie zur Bestätigung des Gesagten.
    »Und wieso behältst du sie dann?«
    »Weil sie keiner haben will. Sie ist das erste Pferd, das ich in England gekauft habe. Mein Vater hat mir ein kleines Erbe hinterlassen, und als ich volljährig war, habe ich von dem Geld genommen und Juno auf einer Pferdeversteigerung gekauft. Ich war jung und dumm – es war eine Bauchentscheidung, ohne Sinn und Verstand. Sie war vier Jahre alt, hatte einen erstklassigen Stammbaum und ein paar Rennerfolge vorzuweisen. Ich dachte, ich hätte ein gutes Geschäft gemacht. Aber ich wusste nicht, dass sie launisch ist und unberechenbar und gefährlich sein kann. Sie hat ein Jahr in der Obhut eines inkompetenten Stallmeisters verbracht, der sie in einen dunklen, feuchten Stall gesperrt, kaum geritten und oft geschlagen hat.«
    Er stockte, atmete tief durch und fühlte, wie die alte Wut wieder in ihm hochkochte. Als er sich wieder gefangen hatte, fuhr er fort: »Als ich sie kaufte, hatte sie kein Vertrauen mehr zu Menschen. Sie ließ sich von niemandem satteln. Wer ihr zu nahe kam, riskierte seine Finger. Als Zuchtstute kam sie nicht in Frage. Mein Onkel wollte sie erschießen lassen, aber das habe ich nicht gebilligt.«
    »Du hast dich dagegen gewehrt?« Amelia streichelte sanft seinen Arm.
    »Oh, meine Motive waren längst nicht so edel, wie es vielleicht klingen mag«, entgegnete er. »Ich war stolz. Ich hatte die verdammte Stute gekauft und wollte diese Investition nicht in den Sand setzen.« Er ließ Amelia los, ging zu Juno und hielt ihr eine Hand hin. Sie stupste ihn an, und er kraulte sie am linken Ohr.
    »Ich fühlte mich persönlich für sie verantwortlich, also hab ich sie erst einmal ein Jahr lang draußen auf die Weide gestellt«, fuhr er fort. »Ich habe sie nicht trainiert und ihr nichts abverlangt, ihr Futter und Wasser gegeben und mich behutsam um sie gekümmert. Selbst als ich ihr Vertrauen hatte, dauerte es noch ein Jahr, bis ich sie langsam einreiten konnte. Mit der Zeit ließ sie sich Halfter und Trense anlegen, schließlich auch den Sattel … Nach dem Ausreiten wurde sie zutraulicher. Als hätte sie bloß auf ihre Chance gewartet, einen Reiter im Galopp über ein offenes Feld zu tragen. Folglich ritt ich regelmäßig mit ihr aus, und wir kamen zunehmend besser miteinander aus. Inzwischen ist es uns zur Gewohnheit geworden. Sie lässt sich von den Stallknechten füttern und striegeln, aber reiten lässt sie sich ausschließlich von mir.«
    Er blickte zu Amelia, und sie schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln. Für seine Verhältnisse hatte er verdammt lange geredet, und sie hatte ihm geduldig zugehört.
    »Sie wird allmählich zu alt«, sagte er, »um geritten zu werden, schon gar nicht von einem Mann mit meiner Statur. Ich war immer ein bisschen zu schwer für sie, aber wenn ich nicht mit ihr ausreite, wird sie unausstehlich. Dann frisst sie nicht und keilt aus. Eigentlich sollte ich sie nicht mehr reiten, aber ich weiß nicht, was passiert, wenn ich ganz damit aufhöre.« Er streichelte Junos Nüstern. Dann trat er zurück und verschränkte die Arme. »Und hier kommt Osiris ins Spiel.«
    »Osiris?«, fragte sie erstaunt.
    »Schwierig, dir das zu erklären.«
    Wieder wartete sie höflich ab.
    Und er holte zu einer längeren Erklärung aus, was gar nicht so schwierig war, wie er dachte. »Ich habe versucht, mehr über Junos erste Lebensjahre zu erfahren, weil ich wissen wollte, ob sie irgendetwas bezähmen könnte oder sie jemandem früher vertraut hat. Einem Stallmeister, vielleicht auch einem Jockey. Es war nicht einfach, aber ich habe herausgefunden, auf welchem Gestüt sie aufgewachsen ist. Der damalige Stallmeister war zwar nicht mehr im Dienst, aber er lebte in der Nähe. Er konnte sich noch gut an sie erinnern und erzählte mir, sie sei schon immer schwierig gewesen, habe aber, als sie zwei war, eine starke Bindung zu einem jungen Hengst aufgebaut. Pferde sind so ähnlich wie Menschen, weißt du. Sie gehen Freundschaften ein und vergessen diese nicht, auch wenn sie getrennt werden.«
    Er stockte, denn

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