Ein verfuehrerischer Tanz
ihr.
»Du …« Er stockte, denn er gehörte weiß Gott nicht zu der Sorte Mann, die mitten in einer Scheune laut losplatzte: »Du siehst wirklich bezaubernd aus.« Er räusperte sich. »Du bist gekommen.«
»Du klingst überrascht.« Sie hob die Brauen und lächelte zaghaft. »Danke«, setzte sie hinzu und strich über ihren Rock. »Für das Reitkleid.«
Spencer winkte ab. Er wusste nicht mehr, ob er den Stoff für ihr Reitkostüm ausgesucht hatte, aber er hätte es nicht besser machen können. Der Schnitt des mitternachtsblauen Samtrocks brachte ihre Figur blendend zur Geltung. Das schmale Jäckchen war mit schimmernden Bordüren und Perlmuttapplikationen bestickt, die Amelias Gesicht erstrahlen ließen. Sie funkelte wie ein kostbarer, edel geschliffener Saphir, ihr Gesicht umrahmt von der goldenen Pracht ihrer Locken und …
Verdammt und zugenäht, was ging nur in seinem Hirn vor?
Je länger er dastand und sie schweigend anstaunte, umso hinreißender lächelte Amelia.
»Ich bin bereit für meine erste Reitstunde«, sagte sie. »Du auch?«
»Ja.« Das sagte er so leichthin, dabei schienen seine Stiefel mit dem Boden verwachsen.
Als sie näher kam, merkte er, dass ihr bezauberndes Aussehen nichts mit dem neuen Kleid zu tun hatte, sondern damit, wie sie es trug. Beim Gehen wiegte sie sich in den Hüften, und der Rock schwang verheißungsvoll hin und her. Sie verströmte Sinnlichkeit und Selbstvertrauen.
Er räusperte sich.
»Wir gehen die Sache langsam an. Also, ich habe nicht vor, dich heute schon in den Sattel zu setzen, nicht nach …« Er räusperte sich wieder. Sein Gesicht fühlte sich mit einem Mal so heiß an. Wurde er etwa rot?
»Ist das mit dem Reiten keine so gute Idee?«, fragte sie, plötzlich verunsichert. »Vielleicht sollten wir noch ein paar Tage warten.«
»Nein, nein. Jede Lady sollte wissen, wie man mit Pferden umgeht. Zu ihrer eigenen Sicherheit, zumindest.«
Und es war noch aus anderen Gründen eine gute Idee, räumte er im Stillen ein. Er freute sich schon darauf, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, nicht bloß im Bett. Er wollte ihr einen wesentlichen Teil seines Lebens nahebringen, damit sie verstand, warum ihm die Pferdezucht so viel bedeutete. Natürlich freute es ihn insgeheim ein wenig, dass Amelia auf seine Pferde eifersüchtig war, aber er wollte nicht, dass sie ihm jeden Morgen eine Szene machte, weil er im Stall nach dem Rechten sehen musste.
Sie betrachtete die hohe Decke.
»Bei Tageslicht sieht es hier ganz anders aus. Führst du mich ein bisschen herum?«
Er atmete tief durch.
»Klar, das mach ich gern.«
Er bot ihr seinen Arm, und sie hakte sich bei ihm unter. Sie schlenderten durch die Ställe und die Außengebäude, während Spencer ihr die Geschichte des Anwesens erzählte. Erbaut von seinem Großvater, hatte sein Onkel es erweitert, und er, Spencer, hatte das Gestüt aufgebaut. Er erläuterte ihr, wie ein Zuchtbetrieb funktionierte. Sie fragte nicht viel, aber ihre wenigen Zwischenfragen signalisierten echtes Interesse.
Schließlich wollte sie wissen:
»Hast du Fohlen? Ach bitte, können wir uns die Fohlen anschauen?«
Ja, natürlich. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Wie zärtlich sie zu den kleinen, staksigen Geschöpfen war und sie mit Koseworten überschüttete … Als sie sich ins Gras hockte und ein weißes Füllen durch den Zaun streichelte, überlegte Spencer kurz, ob er das Fohlen auf ihrem Rundgang durch Braxton Hall mitnehmen sollte. Damit könnte er zumindest sicher sein, dass er und seine junge Frau überall freundlich empfangen wurden.
»Wie alt ist sie?« Amelia klatschte vor Freude in die Hände, als das Fohlen einen wackligen Satz über die Wiese machte.
»Nicht ganz drei Monate. Und schon sehr aufgeweckt.«
»Sie ist wunderschön. Darf ich sie haben?« Sie wirbelte herum und strahlte Spencer an. »Für meine Reitstunden, meine ich?«
»Nein, das geht leider nicht.«
Sie zog missmutig die Stirn in Falten.
»Wenn sie ein Jahr alt wird, ist sie mindestens tausend Guineen wert«, wandte er ein. »Sie darf erst mit einem Jahr gesattelt werden, und selbst dann wäre sie kein sicheres Pferd für dich. Die kleine Stute wird einmal ein schnelles Rennpferd. Ihr Vater hat in Newmarket viele Preise gewonnen. Was du brauchst, ist ein braver, gutmütiger Wallach.«
»Hast du da wenigstens was Hübsches im Angebot?«
Er schmunzelte.
»Such dir einen aus, dann lass ich die Stallburschen Bänder in seine Mähne knüpfen.«
»Eintausend
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