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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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allem Claudia.
    »Claudia«, wandte Spencer sich an das Mädchen. »Geh jetzt.«
    »Aber …«
    »Ich sagte, du sollst gehen. Sofort.«
    Sein Ton war rasiermesserscharf, und Amelia tat das Mädchen leid. Sicher, Spencer hatte seine Gründe, weshalb er Claudia wegschickte, trotzdem gehörte es sich nicht, dass er sie so unhöflich vor einem Gast behandelte.
    »Es wird alles gut«, flüsterte Amelia und tätschelte begütigend Claudias Hand. »Wir sehen uns beim Essen.«
    Claudia stand auf, in ihren Augen glitzerten Tränen.
    »Nein, darauf könnt ihr lange warten.«
    Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Zimmer, und Spencer seufzte missmutig. Amelia dachte, dass sie ihm dringend beibringen musste, wie man sich gegenüber pubertierenden jungen Mädchen verhielt. Mit Fohlen konnte er gut umgehen, aber bei Halbwüchsigen versagte er. Das musste sich ändern, am besten schon, bevor er eigene Kinder hatte.
    Gütiger Himmel, allein bei der Vorstellung, sein Kind unter dem Herzen zu tragen, machte ihr Herz einen kleinen, freudigen Satz.
    »Gut, das wäre geklärt.« Die Ellbogen auf die Knie gestützt, beugte Spencer sich vor. »Und du bist hier, weil du wissen willst, wie ich Amelia behandle?«
    Jack rutschte auf der Stuhlkante hin und her.
    »Ja.«
    »Noch so ein Witz, und ich muss lachen. Du, der nichtsnutzige Bruder, lässt sie einfach auf dem Ball zurück, ohne Anstandsdame, ohne Droschke und ohne einen Groschen. Spielst mit hohen Einsätzen und verlierst Unsummen und kommst nicht einmal zu ihrer Hochzeit. Und du … willst wissen, wie ich Amelia behandle? Das kann nicht dein Ernst sein, oder?«
    Jack blinzelte nervös.
    Spencer schnellte zu ihr herum. »Amelia, fühlst du dich gut von mir behandelt?«
    Nach einem Augenblick der Verblüffung antwortete sie:
    »Ja, ich kann mich nicht beschweren.«
    »Da hast du die Antwort, Jack. Damit hat sich der Grund für deinen Besuch erledigt. Du bist heute Nacht mein Gast, und morgen reist du wieder ab.«
    »Morgen schon?«, platzte Amelia heraus. »Aber … aber er ist den ganzen weiten Weg mit der Postkutsche gekommen. Ich hatte so gehofft, er könnte ein paar Wochen bleiben. Er trägt sich mit dem Gedanken, in Cambridge sein Studium wieder aufzunehmen …«
    »Morgen. Ende der Diskussion.« Das klang endgültig. Doch als sein Blick ihren auffing, ging die Diskussion weiter.
    Warum?, lautete ihre stumme Frage. Warum bist du plötzlich so kalt und arrogant, nach dem schönen Morgen, den wir gemeinsam verbracht haben? Wenn ich dir wirklich etwas bedeute, wieso kannst du dann nicht meiner Familie ein bisschen entgegenkommen?
    Allerdings las sie etwas in seinen Augen, auf das sie sich keinen Reim machen konnte.
    Mit einem Mal wurde ihre stumme Kommunikation unterbrochen, als etwas Metallisches klirrend zwischen ihnen auf den Tisch fiel.
    Amelia hielt erschrocken die Luft an. Es war eine kleine runde Messingmünze mit einem eingravierten Pferdekopf.
    Leos verschwunden geglaubte Münze.
    »Oh nein …« Sie griff danach.
    Jack kam ihr zuvor und legte seine Hand auf die Münze.
    »Ich habe das, was du haben willst, Morland. Und ich weiß, was sie dir wert ist.«
    »Das wage ich zu bezweifeln«, erwiderte Spencer.
    Unverhohlene Feindseligkeit flammte zwischen den beiden Männern auf und machte Amelias Hoffnungen auf einen glücklichen, idyllischen Sommer mit einem Schlag zunichte.
    »Wie kommst du überhaupt an diese Münze?«, fragte sie verwundert. »Die Ermittler haben ganz London nach diesem Stückchen Messing durchkämmt.«
    »Stimmt. Sie hätten mich bloß danach fragen müssen.« Jacks Lippen verzogen sich zu einem süffisanten kleinen Lächeln, dass Amelia angst und bange wurde. Er hatte doch nicht etwa mit dem Mord an Leo zu tun? Nicht ihr eigener Bruder!
    Sie ließ die Ereignisse des fraglichen Abends Revue passieren und atmete erleichtert auf. Jack war den ganzen Abend mit ihr zusammen auf dem Ball gewesen. Sicher, er war früher gegangen, gegen halb elf. Mr. Bellamy und Lord Ashworth waren eine knappe Stunde später eingetroffen, und da war Leo schon einige Zeit tot. Demnach konnte Jack es nicht gewesen sein. Blieb noch die Frage zu klären …
    »Wie kommst du an diese Münze?«
    »Tja, das ist eine vertrackte Geschichte«, antwortete ihr Bruder mehr an Spencer gerichtet. »Ich war vor ein paar Tagen bei einer …« Er stockte und warf Amelia einen Blick zu. »Bei einer Bekannten. Sie schuldete mir Geld, und ich habe diese Münze in ihrer Börse gesehen. Ich habe ihr eine

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