Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I
Autoren: Y.S. Lee
Vom Netzwerk:
Gesprächsfetzen auf, mit denen sich Gäste nach ihr erkundigten. Dieeine oder andere Bemerkung war absichtlich laut geäußert, sodass ihr das Blut in die Wangen stieg und sich ihre Hände um die Teekanne krampften. Sie zwang sich zur Ruhe; Zorn und feines Porzellan passten schlecht zueinander. Mechanisch schenkte sie die nächste Tasse Darjeeling ein.
    »Da bin ich wieder, Miss Thorold!«, sagte ein untersetzter Mann mit rosigen Wangen. Er war ungefähr dreißig, hatte hellbraunes Haar und einen Vollbart und sein Gesicht war mit einem glänzenden Schweißfilm überzogen.
    Angelica lachte ungläubig. »Mr Easton! Das ist bestimmt schon Ihre sechste Tasse Tee!«
    »Gut möglich, Miss Thorold, aber ich muss feststellen, dass ich heute Abend sehr durstig bin! Muss an der Hitze liegen!«
    »Ach, tatsächlich?«
    »Oder an dem köstlichen Tee. Oder   …« Er beugte sich näher. »Vielleicht liegt es auch an der reizenden Dame, die   – autsch!« Er schrie auf, drehte sich abrupt um und starrte den Mann hinter sich finster an. »Hören Sie doch auf, mich zu knuffen!« Dann wurde seine Stimme wieder ruhiger. »Ach so. Du bist das, James.«
    James beachtete ihn nicht weiter. »Was mein Bruder sagen wollte, Miss Thorold: Es ist ein wundervolles Fest.«
    Gerade wollte Mary Angelica Tasse und Untertasse reichen, da zuckte ihre Hand und ihr Kopf schnellte hoch. Die zweite Stimme   – war die des Mannes ausdem Schrank! Die Tasse wackelte auf der Untertasse, dann stand sie still. Doch einen Augenblick später wurde sie durch eine übertriebene Geste von George endgültig umgekippt und eine Flut kochend heißer Tee ergoss sich über Marys linke Hand. So wurde ihr leiser Ausruf des Wiedererkennens von einem lauteren schmerzlichen Einziehen der Luft überspielt. Es gelang ihr, die Tasse auf dem Tisch abzustellen, ohne sie zu zerbrechen, wenn sie dabei auch Tee über Tisch und Boden verschüttete.
    Angelica sprang mit einem kleinen Aufschrei zurück. »Sie tollpatschiges Ding!«, rief sie und sah nach, ob ihr Kleid etwas abbekommen hatte.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, murmelte Mary durch zusammengebissene Zähne. »Ein kleiner Unfall.« Sie suchte nach einer Serviette, mit der sie die Pfütze aufwischen konnte.
    James griff beherzter ein. Er winkte einen vorübergehenden Diener herbei und sagte: »Wischen Sie die Pfütze auf.« Mit einem Blick auf Angelica, die sich immer noch eingehend um ihr Kleid sorgte, sagte er trocken: »Und holen Sie die Zofe von Miss Thorold. Schnell.«
    »Miss Thorold, ist alles in Ordnung?«, fragte George Easton und ergriff die Gelegenheit, nach Angelicas Hand zu grabschen. »Was für ein grässliches Missgeschick.« Er warf Mary einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Angelicas Aufschrei hatte einen Haufen besorgter Gäste versammelt: mitfühlende junge Damen, unverhohlen froh, dass es nicht ihr Kleid getroffen hatte,und galante junge Herren, die Angelica immer wieder versicherten, dass sie einfach zu reizend aussähe, wirklich. Eine Schar Damen aus der Müttergeneration drängte herbei und in ihrem Ansturm auf Angelica wurde Mary in Richtung der Balkontüren aus dem Weg gestoßen. Sie hatte nichts dagegen. Es war weniger schlimm, ignoriert als beschimpft zu werden.
    »Zeigen Sie mir mal die Verbrennung.«
    Die ruhige Stimme ließ Mary erneut zusammenzucken. Sie hob den Kopf, sah in die dunklen Augen von James Easton und war gefasst auf Spott und Verachtung. Doch stattdessen entdeckte sie   … Besorgnis? Sie streckte ihm die Hand hin. »Es tut nicht sehr weh.«
    Er runzelte die Stirn. Marys Handrücken war mit leuchtend roten Flecken überzogen. »Verbrühungen sind immer sehr schmerzhaft.« Er nahm einem überraschten Gast ein Glas Bowle ab und schaufelte zerstoßenes Eis in sein Taschentuch. »Hier.« Seine Stimme war barsch, aber seine Finger vorsichtig, als er den provisorischen Eisbeutel sanft auf Marys Hand legte.
    »Danke.« Mary sah ihn wieder verstohlen an. Er benahm sich sehr erwachsen, aber im hellen Licht des Salons sah er eindeutig viel jünger aus, als sie zunächst angenommen hatte. Er konnte ja höchstens zwanzig sein!
    »Ich entschuldige mich für die Tollpatschigkeit meines Bruders.« James Easton war groß und kantig, George untersetzt und breitgesichtig. Sie waren sichkein bisschen ähnlich   – abgesehen vielleicht von ihrem aufdringlichen Benehmen.
    »Es bedarf keiner Entschuldigung.«
    Es entstand eine längere Pause. Dann sagte er: »Das sollte sich ein Arzt ansehen.«
    »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher