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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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einen Schritt zurück.
    Das war ihre Gelegenheit, um zu türmen. Sie rannte auf die nächstbeste Brücke zu und hörte, wie er ihr mit donnernden Schritten folgte. Er war seiner Größe wegen im Vorteil; wenn er nicht sehr verletzt war, würde er sie einholen. Um schneller zu sein, ließ sie ihre Umhängetasche fallen.
    Auch wenn sie ganz mit der Flucht beschäftigt war und die Nebelfetzen ihr wie Spinnweben ums Gesicht wehten, zerrte doch etwas an ihrer Erinnerung. Ihr Angreifer kam ihr irgendwie bekannt vor. Umdrehen und nachsehen wollte sie allerdings nicht.
    Die Stimme?
    Seine Kopfform?
    Etwas zog fest hinten an ihrer Jacke   – seine Hand möglicherweise. Sie ließ die Jacke von den Schultern gleiten, ohne das Tempo zu vermindern.
    Ehe er sie einholte, ahnte sie schon schaudernd, was geschehen würde. Beim ersten Mal war es genauso gewesen   – bei dem Mal, als man sie erwischt hatte. Erst die Furcht, dann die Gewissheit. Und dann trat es ein.
    Eine Hand krallte sich hinten in ihr Hemd undbrachte sie abrupt zum Stehen. Die Nähte schnitten ihr in die Arme, sie wurde zurückgerissen und landete mit dumpfem Aufschlag an einem harten, kantigen Körper.
    »Verdammte Närrin!«, schnarrte eine vertraute Stimme. »Hören Sie auf, sich zu wehren, dann tu ich Ihnen auch nicht weh.«
    Mary, die die Ellbogen bereits erhoben hatte, erstarrte. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie dankbar oder entsetzt sein sollte. »Lassen Sie mich raten«, sagte sie matt. »Sie möchten gerne Walzer tanzen.«

Acht
    N och nie zuvor hatte James das Bedürfnis verspürt, einem Mädchen den Hals umzudrehen. Jetzt war es jedoch ziemlich stark, daher hielt er Mary mit geballten Fäusten bei ihrem groben Baumwollhemd, um dem Impuls nicht nachzugeben.
    »Sie und ich«, knurrte er, wobei er sie zu sich herumriss, damit sie ihn ansah, »müssen uns unterhalten.«
    »Vielleicht nachher«, schlug sie vor. »Nach dem Essen und der Wohltätigkeitstombola.«
    Trotz ihrer schnippischen Worte stand ihr die Panik in die Augen geschrieben. Gut so. Im Moment wollte er ihr ordentlich Angst einjagen. Er hielt sie fest beim Hemd gepackt   – ohne konnte sie ja wohl schlecht davonlaufen, oder?   – und schob sie vor sich her, während er ihre verstreuten Habseligkeiten aufsammelte. Jacke. Tasche.
    Sie marschierten zum Lagerhaus zurück, bis sie im Nebel eine schwarze Droschke erspähten.
    Sie erstarrte, als sie das Gefährt sah. »Oh nein.«
    »Oh doch.«
    »Da steig ich nicht mit Ihnen ein.«
    »Warum nicht?«
    Sie wand sich unter seinem Griff. »Es   … gehört sich nicht.«
    Er hätte fast losgelacht, aber mit dem Schlag auf seine Nase war ihm der Humor schmerzlich abhandengekommen. »Mitten in der Nacht als Junge verkleidet in London herumzurennen, das gehört sich aber wohl?«
    Darauf fiel ihr keine Antwort ein. Ein kleines Wunder.
    Er öffnete die Tür der Droschke und stieß sie hinein wie ein Bündel Wäsche, kletterte ihr nach und verschloss die Tür.
    Sie zog sich sofort zur Tür auf der anderen Seite zurück.
    Er stürzte sich auf sie, packte ihre schmalen Schultern und hielt sie fest. »Versuchen Sie es erst gar nicht. Sie kommen nicht raus, bevor ich es erlaube.« Er starrte sie drohend an und klopfte zweimal an die Decke der Kutsche, die sich ruckelnd in Bewegung setzte.
    Ihr Haar hatte sich beim Davonlaufen gelöst. Sie sah lächerlich jung aus. Und an ihrem Hemd fehlten fast alle Knöpfe   – die mussten wohl abgesprungen sein, als er sie daran festgehalten hatte. Ihre Wangen waren gerötet. Eilig hielt sie das Hemd vorne zusammen, sodass er rot wurde und den Blick abwandte. »Kann ich meine Jacke haben?«, flüsterte sie.
    Er reichte sie ihr, konnte sich jedoch nicht überwinden,sich zu entschuldigen. Wie ein Stein lag seine Zunge in seinem Mund. Stattdessen machte er sich geschäftig daran, die Vorhänge an beiden Fenstern vorzuziehen.
    Es entstand ein peinliches Schweigen, das Mary schließlich brach. »Ihre Nase blutet.«
    James blinzelte und fasste sich vorsichtig ins Gesicht. »Tatsächlich.« Er kramte nach seinem Taschentuch.
    »Ist sie   … gebrochen?«
    Er konnte nicht anders und verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. »Sie klingen hoffnungsvoll.«
    Sie stieß ein Lachen aus, das sie jedoch schnell wieder unterdrückte. »Ganz und gar nicht«, sagte sie rasch. »Ich hatte nicht vor   – das heißt, ich wollte schon kräftig zuschlagen, aber ich wusste nicht, dass Sie das sind   …« Sie verstummte.
    »Sieht

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