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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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zierte? Auf keine Fall wollte er sich in ihrer Gegenwart übergeben.
    Nach einer Pause bot sie ihm vorsichtig ihr Taschentuch an. Er nahm es zögernd an. Ihr lieblicher Zitronenduft half mehr, als er zugeben wollte.
    »Wie halten Sie das aus?«, murmelte er durch das Tuch.
    »Halte ich was aus?«
    »In Cheyne Walk zu wohnen. Wie halten es die Thorolds aus?«
    Mary überlegte. »Also, Miss Thorold hält es nicht gut aus. Mr Thorold sagt, der Fluss habe ihn reich gemacht, daher sagt er nichts Schlechtes über ihn. Und Mrs Thorold scheint der Gestank nicht zu stören.«
    »In den Zeitungen wird die Situation schon als ›Das große Stinken‹ bezeichnet, haben Sie das gehört?«
    »Die Themse riecht doch nie gut.«
    »Aber sie hat noch nie so schlimm gerochen«, entgegnete er. »Sogar die Fährmänner haben den Dienst eingestellt.«
    Es war richtig: Die übliche Betriebsamkeit der kleinen Flussfähren war nirgends zu sehen. »Stimmt es, was man über die Ursache des Gestanks sagt?«
    »Menschlicher Abfall, tote Tiere, verrottende Pflanzen, Abwasser aus Gerbereien und chemischen Manufakturen und Gott weiß was.« James hatte all das   – und noch mehr   – gesehen, als er bei der Tunnelausgrabung gearbeitet hatte.
    »Aber das alles ist doch seit Ewigkeiten in die Themse gelangt. Seit Jahrzehnten.«
    »Es ist schlimmer geworden«, sagte er. »Steigende Einwohnerzahlen bringen mehr Abfall mit sich. Und inzwischen sind es nicht mehr nur tote Katzen und anderer Müll. Alle Wasserklosetts in London werden direkt in die Themse entleert.«
    Mary schauderte. »Es ist also nicht die Hitze, die den Gestank verursacht; sie macht den normalen Gestank nur schlimmer.«
    James nickte. »Da muss bald eine Lösung gefunden werden. London wächst so schnell.«
    »Aber wie kann man den Fluss sauber bekommen? Und wo soll das ganze Abwasser hin?«
    »Die einfachste Lösung ist, es an andere Stellen zu leiten   – unterirdische Leitungen zu bauen, die das Abwasser fortbringen. Und man muss den Fabriken verbieten, alles ins Wasser zu befördern.«
    »Unterirdische Leitungen? Ich nehme an, da kommen Sie und Ihr Bruder ins Spiel!«
    Vorsichtig nahm er das Taschentuch von der Nase. »Oder Brunel. Oder die vielen anderen Bauunternehmer, die sich um die Arbeit reißen.«
    Abrupt wechselte sie das Thema. »Wo sind wir? Ich nehme mal an, dass es jetzt sicher genug ist, um auszusteigen.«
    Er hielt sie mit ausgestreckter Hand zurück. Ihr Streit kam ihm jetzt albern vor, aber er musste es wissen. »Mary, er war wirklich dort.«
    »Gray? Wann?«
    »Als Sie drin waren, kam Gray angeritten. Er ist durch die Haustür eingetreten. Danach waren Sie noch eine Weile drin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Geritten. Auf dem Rostbraunen, der draußen angebunden war?«
    »Genau!«
    »Aber warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Lassen Sie uns jetzt nicht wieder streiten, ja?«, meinte er grinsend.
    Sie lächelte offen und breit, was nur selten vorkam und ihr Gesicht veränderte. »Wir sind ja nicht handgreiflich geworden.«
    »Wofür meine Nase dankbar ist.«
    »Ihre Prellung heilt ziemlich rasch, wie ich sehe.«
    »Ja. Und Ihre Hand?«
    »Schon viel besser, danke.«
    Die Kutsche hielt an. Barker machte die Tür geräuschlos auf und klappte den Tritt herunter. »Lawrence Street, Miss Quinn.«
    Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie: »Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    »Ebenso.«
    ***
    Nach dem Abendessen zogen sich die Damen immer in den Salon zurück, während Thorold und Gray im Esszimmer Portwein tranken und noch etwas Stilton-Käse aßen. Mrs Thorold nickte meistens in ihrem Sessel ein und Angelica spielte Klavier. An diesem Abend kam Angelica jedoch überhaupt nicht zur Ruhe. Sie blätterte raschelnd ihre Noten durch, legte sie beiseite, setzte sich dann ans Fenster und sah trübsinnig vor sich hin. Den ganzen Tag war sie schon so gewesen.
    »Ich glaube, ich hole meinen Nähkorb«, sagte Mary schließlich. »Kann ich Ihnen etwas mitbringen?«
    Angelica wandte nicht mal den Kopf.
    Leise schloss Mary die Salontür hinter sich. Im Flur war es still. Die Bediensteten waren inzwischen in ihrem eigenen Bereich und aßen zu Abend. Die Esszimmertür unten stand offen. Das war nicht üblich, aber angesichts der Hitze verständlich. GelblichesGaslicht drang in den Flur, dazu leise, angeregte Stimmen.
    »Bei allem Respekt, Sir, Sie sollten sich das mit Brighton noch mal überlegen.«
    »Ich sagte Ihnen doch schon   – das ist nicht möglich.«
    Mary

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