Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
Vom Netzwerk:
blieb mit einer Hand auf dem Treppengeländer stehen. Das war ja günstiger, als sie gehofft hatte.
    »Ich habe gemerkt, dass die Damen London nicht verlassen wollen, aber unter den Umständen   –«
    »Sie waren ja bei dem Gespräch dabei, Gray. Mrs Thorold war deutlich genug. Es geht nicht darum, was vorzuziehen wäre, es ist eine medizinische Notwendigkeit.«
    »Es gibt auch medizinische Gründe, warum man sie aus der Stadt bringen sollte, Sir. Könnte sie denn nicht in Brighton einen Arzt aufsuchen?«
    Schweigen. Dann: »Mischen Sie sich nicht in Dinge ein, die Sie nicht verstehen.«
    »Sir, ich   –«
    »Genug!« Die plötzliche Verärgerung in Thorolds Stimme war überraschend. »Ich habe Sie von meinem Entschluss in Kenntnis gesetzt; er ist unwiderruflich.«
    Grays Stimme war jetzt hart. »Ich war heute in George Villas, Sir.«
    Wieder Schweigen. »Was waren Sie?«
    »In George Villas in Limehouse. Wo das Imperial Baptist East London Asyl für verarmte asiatische Seeleute steht, Sir.«
    »Was wollten Sie denn dort, zum Teufel? Das geht Sie gar nichts an.«
    Michael Gray redete jetzt drängend auf ihn ein. »Ich habe ein paar Unregelmäßigkeiten in der Abrechnung vom letzten Quartal gefunden.« Er legte eine effektheischende Pause ein, aber Thorold wollte anscheinend nichts erwidern. »Ich habe mich gefragt, Sir, warum das Unternehmen zahlt für die   …«
    Die Schritte eines Bediensteten im Flur ließ die beiden Männer verstummen. Dann sagte Thorold mit kalter Stimme: »Wie ich schon sagte, das liegt außerhalb Ihrer Kompetenz, Gray. Wenn Sie Ihre Stellung behalten wollen, dann kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Bereich.«
    Schweigen.
    »Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Jawohl, Sir.«
    Mary verharrte noch einen Moment, aber die Unterhaltung war eindeutig beendet. Trotzdem, was für ein Glück. Sie eilte in ihr Zimmer und schloss auf. Einen Moment lang kramte sie herum, um nach einer Kerze zu suchen, da sagte eine raue Stimme plötzlich: »Ich hab ein Binsenlicht in der Tasche, Miss.«
    Mary unterdrückte einen Aufschrei. Als sie wieder sprechen konnte, wurde sie ziemlich heftig, so sehr hatte sie sich erschrocken. »Cassandra Day! Was um Himmels willen machst du in meinem Zimmer?« Ihre Finger schlossen sich um die Schachtel mit Schwefelhölzern. Als das Hölzchen aufflammte, sah sie, dass Cass auf dem Boden beim Waschtisch kauerteund die Knie ans Kinn gezogen hatte. Sie zwinkerte und blinzelte heftig, was darauf schließen ließ, dass sie eine Weile im Dunklen gesessen hatte. Mary nahm sich Zeit und zündete ein zweite Kerze an.
    »Nun? Was soll das?«, fragte sie knapp.
    »Nicht böse sein, Miss Quinn: Es ist wichtig.«
    »Was ist wichtig?«
    Cass richtete sich ungelenk auf und krampfte die Hände um die Schürze. »Etwas, das ich heute gehört hab. Ich wusste nicht, wie ich es Ihnen sonst sagen sollte.«
    »Vermisst man dich nicht in der Küche?«
    »Ich hab die Töpfe schon abgewaschen, Miss. Die Köchin hat erlaubt, dass ich gehe, um meine Schürzen zu flicken.«
    Wenn man sich diejenige ansah, die sie gerade trug, dann war das auch nötig. Mary nickte. »Na gut. Setz dich. Ich reibe deine Hände ein, während du mir erzählst, was du gehört hast.«
    Selbst in dem dämmrigen Licht konnte sie sehen, wie Cass vor Eifer rot wurde. Sie setzte sich vorsichtig auf einen Korbstuhl und passte auf, dass ihre Röcke nicht das saubere Bettzeug berührten.
    »So.« Mary entkorkte das kleine Salbengefäß. »Was bereitet dir Sorgen?«
    Cass reckte die schmalen Schultern und holte tief Luft. »Ganz früh heute Morgen hab ich in der Vorratskammer vom Butler das Tafelsilber poliert.«
    Mary runzelte die Stirn. »Das ist doch die Aufgabe von einem Hausdiener.« Sie aus der Spülküche zulassen   – ganz zu schweigen davon, ihr das hässliche, aber wertvolle Familiensilber zu überlassen   –, war ein schwerer Verstoß gegen die häusliche Ordnung. Wenn Cass dabei erwischt worden wäre, hätte man sie fristlos entlassen können.
    »Ich weiß, Miss. Es ist nur, weil die Köchin in William verliebt ist. Sie hat mir den Auftrag gegeben, während sie ihm ein warmes Frühstück gemacht hat.«
    »Hmm. Na gut. Du hast also das Silber geputzt. Wann war das?«
    »Die Uhr hat sieben geschlagen, kurz nachdem ich angefangen hab. Und als ich gerade fertig war, da ist Mr Gray in den Frühstücksraum runtergekommen. Die Verbindungstür ist auf gewesen, aber ich hab nicht gewollt, dass er mich sieht und

Weitere Kostenlose Bücher