Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I
Versuch machte, nicht wie ein begossener Pudel auszusehen. »Ehrlich gesagt, ich will ihn gar nicht. Sie können ihn gerne haben.«
Angelicas Züge fielen zusammen und sie fing zu schluchzen an. Ihre Worte blieben unverständlich, aber es war klar, dass sie verzweifelt und verängstigt war. Michael versuchte sie zu beruhigen, aber sie weinte nur noch heftiger.
Mary seufzte und sah auf die Kirchenuhr. Nach drei Minuten sagte sie mit knapper Stimme: »Das reicht jetzt. Hören Sie zu heulen auf, Miss Thorold.«
Erschrocken starrte Angelica Mary an – aber ihre Tränen versiegten.
Michael seufzte leidgeprüft. »Miss Quinn – Mary – Sie müssen mir glauben: Ich liebe Angelica und will nur das Beste für sie. Ich bin kein schäbiger Mitgiftjäger. Ich – ich habe sie schon lange geliebt, ehe ich etwas über ihre Familie und ihre gesellschaftliche Stellung wusste …« Es war die alte Geschichte; ein absolutes Klischee. Sie hatten sich in Surrey kennengelernt, als Angelica die Schule beendete, und sich lange und heimlich geschrieben, nachdem sie nach London zurückgekehrt war. Michael hatte sich bewusst um eine Stelle bei den Thorolds beworben, um näher bei ihr zu sein. Jetzt, nachdem der Druck auf Angelica immer größer wurde, George Easton zu heiraten, hatten sie beschlossen, dem heimlich zuvorzukommen.
Michaels Bericht war lang und bewegt, und als die Kirchenuhr zwölf schlug, unterbrach ihn Mary eilig. »Ich nehme Ihnen Ihre Aufrichtigkeit ab, Michael.« Er sah sie auf rührende Weise dankbar an. Sie wandte sich an Angelica. »Und ich bin realistisch: Wenn ich Ihren Eltern davon erzählen würde, würde das Ihre Entschlossenheit nur verstärken.« Sie hoffte, dass sie das Richtige tat. »Wenn Sie also heute heiraten wollen, kann ich als zweite Trauzeugin dienen.«
Zwei Augenpaare sahen sie erstaunt an. Zwei Münder klappten auf. Michael fand als Erster zu seiner Sprache zurück. Impulsiv ergriff er Marys Hände. »Mein liebes Mädchen – Gott segne Sie.«
Die formelle Zeremonie war so lang beziehungsweisekurz, wie es gesetzlich nötig war. Kaum hatte der Pastor das Unterschreiben der Urkunden überwacht, nahm er sein Gesangbuch, nickte und verschwand in der Sakristei. Mrs Bridges nahm ihren Obolus mit einem Knicks in Empfang, blieb aber in der Nähe. Sie wischte unsichtbare Stäubchen mit ihrem Taschentuch weg, bis Angelicas finsterer Blick sie aus dem Altarraum scheuchte.
Das frischvermählte Paar wandte sich Mary zu, gerötet und trunken vor Glück. »Mary, ich danke Ihnen von Herzen für diese großzügige Freundlichkeit.« Michaels Stimme bebte vor Rührung. »Ich bin sehr dankbar, dass Sie bereit sind, Ihre Stellung aufs Spiel zu setzen, um uns zu helfen.«
Mary lächelte. »Die Stellung wird ja sowieso auslaufen, nachdem Miss Thorold nun verheiratet ist.«
Angelica zwang sich zu einem steifen Lächeln. »Wir könnten versuchen, Ihnen beim Suchen nach einer neuen Arbeit behilflich zu sein.« Michael stieß sie an und sie setzte hinzu: »Miss Quinn, ich muss mich für meine Bemerkungen von vorhin entschuldigen … und für andere Vorkommnisse.« Sie deutete dezent und verlegen auf Marys Hand, die immer noch leicht verbunden war. »Ich hoffe, Sie können mir verzeihen.«
Das war viel mehr, als Mary erwartet hatte. »Es muss ein schöner Schreck gewesen sein, als ich da plötzlich aufgetaucht bin.«
Sie lachten alle erleichtert und für einige Minuten unterhielten sie sich ganz entspannt. Als die Turmuhr halb eins läutete, besann sich Mary darauf, zum Geschäftlichenzurückzukehren. »Wie sehen denn Ihre Pläne für die Zukunft aus?«
»Wir haben vor, die Heirat noch einige Zeit geheim zu halten«, sagte Angelica langsam. »Wenn Mama allerdings auf der Sache mit George Easton besteht, müssen wir sie einweihen. Aber nachdem Sie uns jetzt geholfen haben, werden Sie doch keinem was sagen, oder?«
Mary gab ihr Wort.
»Und dann ist da die Frage meiner Stellung«, fügte Michael hinzu. »Ich bemühe mich aktiv um eine andere. Nicht nur wegen unserer Heirat«, fügte er hastig mit einem Blick auf Angelica hinzu. »Ich mache mir seit einigen Wochen immer größere Sorgen um Thorold & Co. und hätte mich in jedem Fall nach etwas anderem umgesehen. Aber das hier« – stolz drückte er Angelicas Hand – »hat mir bei meinem Entschluss geholfen.«
Mary spitzte die Ohren. »Sorgen um Mr Thorolds Erfolg? Das kann doch nicht sein.«
Michael machte ein gequältes Gesicht. »Ach
Weitere Kostenlose Bücher