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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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sie rasch in sein Privatbüro und schloss fest die Tür.
    »Was ist los?«, fragte Mary belustigt.
    »Ich will nicht, dass mein Bruder Sie erkennt.«
    »Ich bin doch nur eine Bedienstete«, sagte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er mich erkennen würde, selbst wenn ich ihn direkt ansehen und ihm meinen Namen sagen würde.«
    James grinste. »Oh, er erinnert sich gut an Sie. Nach dem, was Sie letzten Samstag über den Krimkrieg gesagt haben, hält er Sie für einen schlechten Einfluss, den man nicht auf hundert Meter an Miss Thorold herankommen lassen sollte.«
    »Oje.« Die Ereignisse dieses Vormittags würden Georges Meinung von ihr verfestigen.
    »Das ist alles, ›Oje‹?«
    »Was meinen
Sie
denn?«
    Sein Lächeln verschwand. Er sah sie eine Weile mit unergründlichem Blick an. »Ich glaube, Sie bedeuten Ärger«, sagte er langsam. »Aber Sie sind sehr interessant.«
    Mary spürte, wie sie unter seinem prüfenden Blick rot wurde. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, daher setzte sie sich und zog die Handschuhe aus.
    James räusperte sich. »Wie kommen Sie mit Ihren Nachforschungen weiter?«
    »Ich habe Kopien von Dokumenten gefunden, in denen es um finanzielle Unregelmäßigkeiten in Thorolds Unternehmen geht.« Sie zog die »geborgten« Seiten hervor. »Das sind nur ein paar Beispiele. Sie sollten aber genügen, um finanziellen Betrug zu beweisen   … zumindest so weit, um weitere Untersuchungen zu rechtfertigen.«
    James beugte sich interessiert über das erste Blatt. »Erzählen Sie mehr.«
    »Das hier ist eine innerbetriebliche Aktennotiz von der Versicherung Lloyd’s, die Thorolds Forderungen der letzten fünf Jahre auflistet. Für sich genommen wirkt jede Forderung ganz normal oder sogar bescheiden. Aber sie tauchen doch etwas häufiger auf als üblich, und zwar in regelmäßigen Abständen.«
    »Mit anderen Worten, Thorold hat entweder ständig Pech oder es handelt sich um Versicherungsbetrug.«
    »Genau.« Sie gab ihm eine zweite Seite. »Lloyd’s hat anscheinend mit einer eigenen Untersuchung begonnen. Sie wagen natürlich nicht, Thorold ohne Beweise zu beschuldigen, aber sie sind misstrauisch geworden und überprüfen die Vorfälle. Und jetzt wird’s interessant: Die Untersuchung wurde einem gewissen Joseph Mays übertragen. Vierzehn Tage später fängt Thorold an, einem J.   R.   Mays Schecks auszustellen. Hier und hier und hier.«
    James pfiff leise vor sich hin. »Eine ziemlich beträchtliche Summe alles in allem.«
    »Wie viel wird Joseph Mays bei Lloyd’s verdienen? Zweihundert Pfund im Jahr?«
    »Viel weniger, würde ich denken. Thorold hat sein Gehalt also mehr als verdoppelt.«
    Sie nickte. »Aber er profitiert immer noch. Die Zahlungen an Mays sind geringer als die Forderungen an die Versicherung.«
    »Glauben Sie, dass Thorolds Schiffe wirklich so oft sinken? Was mag bloß mit ihnen los sein?«
    »Vielleicht erfindet er das mit dem Verlust nur. Und kassiert doppelt.«
    James runzelte die Stirn. »Das wäre die einfachste Lösung   …«
    »Aber?«
    Er nahm sich Zeit für die Frage. »Aber wenn er sie nun wirklich untergehen lässt? Nicht absichtlich, aber indem er sie zu schwer belädt   – aus Gier oder Nachlässigkeit oder übertriebenem Profitstreben?«
    Während er das sagte, tauchte eine längst vergessene Erinnerung vor Marys Augen auf.
Ein Mann in einem Anzug, der in Poplar an der Tür ihrer Mutter steht. Ein Mann, der erklärt, dass ihr Vater umgekommen sei, weil sein Schiff in einem Sturm untergegangen ist. Ihre Mutter, die sich weigert, dies zu glauben.
Die beiden Erwachsenen hatten nicht gemerkt, dass sie jedes Wort verstanden hatte.
    Marys Gesicht wurde heiß und Tränen branntenihr in den Augen. Sie würde nicht weinen. Nicht hier, vor James.
    »Mary? Stimmt was nicht?« Seine Stimme war ungewöhnlich freundlich, was alles nur noch schlimmer machte.
    »N-nein, es ist nichts. Es ist nur ein bisschen warm hier drin.«
    »Stimmt.« Er legte seine Hand auf ihre. »Sind Sie sicher, dass es nur die Hitze ist?«
    Sie räusperte sich und entzog ihm ihre Hand. »Aber sicher. Wo waren wir stehen geblieben?«
    Er sah sie lange und unverwandt an, doch als sie abweisend zurückstarrte, zuckte er die Schultern. »Na gut. Ich habe vorgeschlagen, dass Thorold vielleicht die Schiffe zu schwer beladen hat und sie deshalb gesunken sind.« Er unterbrach sich und sah sie fest an. »Mary? Fühlen Sie sich auch wirklich wohl?«
    »Äh   … ja.«
Konzentriere dich!
»Wenn

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