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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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nickte und konnte sich endlich die Person ansehen   – eine Frau, wie er erschrocken feststellte   –, die die Schusswaffe auf ihn richtete. Sie war groß und athletisch, ihr Blick kalt und direkt. Und sie kam ihm äußerst bekannt vor   …
    »Kommen Sie.« Sie winkte mit der Waffe nach ihm. »Zeit, mit dem Spielchen aufzuhören, junger James.«
    Plötzlich durchzuckte ihn die Erkenntnis, wer das war. »Mrs Thorold?«
    Sie lächelte grimmig. »Ganz recht.«
    Er starrte sie wie ein Idiot an. Sie trug die gleiche Frisur und die gleichen Sachen wie sonst, aber alles andere   – die Art, wie sie sich bewegte und sprach, selbst der Raubtierblick, mit dem sie ihn ansah   – war ihm völlig unbekannt. Selbst an dem Tag in Pimlico hatte man nichts von dieser totalen Verwandlung erraten können. »Haben Sie das alles angerichtet?«
    Sie lächelte. »Was sind Sie doch für ein kluger Junge. Jetzt drehen Sie sich um und nehmen Sie die Hände hoch.« Fragen überfielen ihn, doch ehe er eine stellen konnte, fuhr sie ihn an: »Los!«
    Ein Vorteil des überall verstreuten Papiermülls war, dass es leichter war, ihre Schritte zu hören. Sie nahm sich Zeit, sich einen Weg durch das Chaos zu bahnen. »Bewegen Sie sich.« Etwas wurde ihm in den Rücken gestoßen   – die Mündung der Waffe wahrscheinlich. Hände fuhren ihm in die Taschen, untersuchten seinen Bund und seine Weste. Sie zog seine Brieftasche aus der Brusttasche und warf sie beiseite. Versuchsweise drehte er den Kopf ein paar Zentimeter nach links, verharrte aber, als sich die Pistole tiefer in seinen Rücken bohrte. »Keine Mätzchen, junger Mann.«
    Wieder Schweigen, dann suchten die Hände den Schaft seiner Stiefel ab. Er war sehr versucht, nachhinten auszutreten. Seine Beinmuskeln spannten sich schon mal an, aber er würde auf keinen Fall schneller sein als der Revolver.
    »Kein Messer?« Ihre Stimme war spöttisch. »Sie sehen nicht aus, als würden Sie eine Schusswaffe tragen, aber Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie mit nichts als einer Brieftasche zum Schutz nach Limehouse gekommen sind!« Ein paar Spritzer Speichel sprühten ihm ans Ohr.
    »Ich bin Geschäftsmann. Warum sollte ich denn wohl bewaffnet sein?«
    »Ha, ich bin Geschäftsfrau, aber so dumm wäre ich nie«, höhnte sie.
    »Ich werde es mir merken.«
    Sie gluckste. »Tun Sie das. So.« Sie wechselte zu einem scharfen Befehlston. »Gehen Sie schön brav und langsam zur Tür und steigen Sie die Treppe hinauf. Ich bin hinter Ihnen und meine Pistole ist auf Ihren Hinterkopf gerichtet.«
    »Hände oben? Oder unten?« James’ Ton war erlesen höflich.
    »Was für feine Manieren«, spöttelte sie. »Kein Wunder, dass Angelica Sie mochte.«
    Er ließ die Arme sinken, riss sie aber wieder hoch, als sie ihn mit der Waffe anstieß. »Hände auf den Kopf.«
    James verließ das Zimmer und ging durch die muffige Diele auf das Treppenhaus zu. Als sie um eine Ecke bogen, fragte er: »Woher wussten Sie, dass ich hierherkommen würde?«
    »Sie sind sehr leicht zu durchschauen.«
    Er war gekränkt. »Wie das?«
    »Tja, Sie sind sofort angerannt gekommen, nachdem Sie die Nachricht gelesen hatten.«
    Quigleys Nachricht? »Woher haben Sie denn davon gewusst?«
    Sie lachte gellend. »Können Sie sich das denn nicht denken?«
    Sein Magen krampfte sich zusammen. Es war ja offensichtlich. »Sie haben das geschrieben, stimmt’s?«
    »Mit der linken Hand. Die unbeholfene Rechtschreibung war doch eine hübsche Note, was?«
    »Und das erklärt auch den Zeitverzug der Nachricht: Sie ist auf Samstagabend datiert, ich habe sie aber erst heute erhalten. Sie hätten Quigley jederzeit umbringen können, aber Sie mussten sichergehen, dass ich erst heute Nachmittag kommen würde.«
    »Und da sind Sie.«
    Als sie den ersten Stock erreichten, zögerte er, denn er wusste nicht, ob er sich nach rechts oder links wenden sollte. Das Haus wirkte wie eine Gruft oder ein Verlies. Aber vielleicht war das auch nur seine fantasiereiche Reaktion darauf, dass eine Pistole auf seinen Kopf gerichtet war. Wie auch immer, von den Bewohnern des Laskarenheims war nichts zu sehen. Er fragte sich, ob sie alle tot hinter den Türen lagen.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Guter Gott, sind Sie nervtötend. Weiter.«
    Er ging weiter in den zweiten Stock. »Na gut. Was will Mr Thorold von mir?«
    Sie lachte zufrieden. »Mein lieber Junge   – wer hat denn was von meinem Mann gesagt?«
    »Leugnen Sie, dass Sie seine Partnerin sind?«
    »Nach

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