Ein verhaengnisvoller Winter
reingehen. Die Lisbeth geht gleich ins Dorf. Die suchen eine Putzfrau für die Sparkasse und heute kann sie sich vorstellen.“
„Ich wusste ja gar nicht, dass die Lisbeth eine Arbeit sucht.“ Verblüfft sah Josefine ihr Gegenüber an.
„Doch“, antwortete Anneliese herausfordernd. „Da kann sie sich was dazuverdienen, um ihre Zigaretten und den teuren Bohnenkaffee für ihren Ehemann zu bezahlen.“
Diesmal verkniff sich Josefine jeden Kommentar und nickte nur. Sie wollte die ältere Frau nicht noch weiter verärgern.
Leider war der Arzt an besagtem Mittag noch nicht ganz zufrieden mit Margots Zustand gewesen, und so dauerte es weitere anderthalb Wochen, ehe Margot endlich das Krankenhaus verlassen konnte.
„Ach, was bin ich froh, dass ich wieder zu Hause bin.“ Margot setzte sich vorsichtig auf den Küchenstuhl und streckte ihre Hände zum Ofen.
„Willst du dich nicht lieber ins Wohnzimmer in den Sessel setzen?“ Josefine steckte ihrer Cousine ein dickes Kissen in den Rücken.
„Nein, so ist es wunderbar, wirklich, Josefine.“
„Das war wirklich nett vom Herbert, dass er uns mit dem Auto abgeholt hat. Ich muss zugeben, dass ich gar nicht darauf gekommen wäre, ihn zu fragen“, bemerkte Josefine und sah die Nachbarin an, die mit hereingekommen war.
„Ja, Anneliese, da müssen wir uns bei dir bedanken. Was für ein Glück aber auch, dass du es mit den Schreiners so gut kannst.“
„Ach was“, winkte Anneliese ab. „Die Josefine hat mir gestern erzählt, du kommst heute raus und da der Herbert mich sowieso heute mit ins Dorf nehmen wollte, konnte er genauso gut auf dem Rückweg am Krankenhaus vorbeifahren.“
„Trotzdem. Das hätte er ja nicht tun müssen.“
„Der hätte mal was anderes sagen sollen! Schließlich hab ich den wochenlang bekocht und dem die Wäsche gewaschen, als die Hedwig damals wegen der Geburt vom Fritz so lange im Krankenhaus bleiben musste. Da kann der mir ruhig ab und an mal einen Gefallen tun. So, ich muss wieder rüber. Wenn ihr irgendwas braucht, ihr wisst ja, wo ihr mich findet.“
„Ja, Anneliese. Vielen Dank noch mal.“
Anneliese winkte ab und ging rüber.
„Und, Josefine, wie bist du zurechtgekommen, so alleine?“ Margot nahm die heiße Tasse Tee entgegen, die Josefine ihr aufgebrüht hatte und wärmte ihre Finger. „Du weißt gar nicht, was für ein schlechtes Gewissen ich habe, dass ich dich hierhergeholt habe, und dann haust du ganz alleine hier und musst dich um alles kümmern“ , fuhr sie fort.
„Ach was, spinnst du? Ich bin ja froh, dass ich dir helfen konnte. Und in der letzten Zeit war es halb so wild. Außerdem hatte ich hier genug Hilfe. Anneliese und Lisbeth sind immer zur Stelle und der Richard kam auch vorbei, um zu helfen.“ Josefine setzte sich zu ihrer Cousine. „So, Margot, hat Tante Uschi in dem Brief, den ich dir heute mitgebracht hatte geschrieben, wann du die Kleine holen kannst?“, fragte sie erwartungsvoll. Als sie sah, dass die andere Frau schluckte, wurde es ihr ganz anders. „Jetzt sag nicht, der Gabi geht es wieder schlechter!“, stieß sie ängstlich aus.
Margot zögerte. „Nein, Mama sagt, sie wird mit jedem Tag kräftiger, aber jetzt wo es so kalt ist und sie immer noch nicht ganz gesund ist, sollten wir ihr nicht die Zugfahrt und alles zumuten.“
„Oh.“ Josefine sah sie mitleidig an. Doch dann lächelte Margot.
„Aber sobald ich mich vernünftig bewegen kann, fahr ich nach Essen und geh meine Süße besuchen. Die kennt mich noch nicht mal.“
„Ja, aber bald hast du sie jeden Tag bei dir. Vielleicht ja schon Weihnachten. Und dann feiern wir hier schön zusammen“, sprach Josefine der anderen Frau Mut zu.
„Ja, vielleicht.“ Margot verzog schmerzlich das Gesicht und nippte an ihrem Tee.
„Lina, pass auf, die Margot ist noch nicht wieder ganz gesund.“ Lisbeth schnitt den Kuchen, den sie gebacken hatte, in Stücke und legte jedem ein Stück auf den Teller. „Und Franz, renn hier nicht so rum, du bist hier nicht zu Hause.“
„Ist schon gut, Lisbeth. Lass die Kinder doch rennen.“ Margot sah voller Vorfreude auf die Torte, die Lisbeth und Anneliese gerade rübergebracht hatten. „Oh, das sieht lecker aus.“
Josefine schenkte feierlich jedem eine Tasse Kaffee ein. „Das ist ja eine gelungene Überraschung. So ein leckerer Kuchen. Warum hast du vorhin nichts gesagt, Anneliese?“
„Dann wär’s ja keine Willkommensüberraschung gewesen.“
Als alle einschließlich der Kinder an
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