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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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anstrengend, so viele auf so engem Raum, aber ich möchte es nicht anders haben.“
    „Und Margot ist dageblieben?“
    „Ja, bis nach Weihnachten. Dann kommt sie mit dem Kind nach Hause.“
    Richard war vor einem alten Wohnhaus stehengeblieben und wand sich ihr zu. „Hier wohn ich.“ Unbehaglich rieb er die Handflächen gegeneinander. „Ich bring dich nach Hause, ich muss nur schnell nach meinem Vater sehen.“ Er sah sie entschuldigend an. „Ich würd dich ja mit reinbitten, aber mein Vater…“, sprach er schnell weiter. Auf keinen Fall wollte er, dass sie die runtergekommene Bude sah, in der sie hausten. In den letzten Tagen hatte Richard die täglichen Arbeiten noch mehr vernachlässigt als sonst. Er konnte froh sein, wenn er seinen Vater zwischen all dem schmutzigen Geschirr, der dreckigen Wäsche und den leeren Flaschen wiederfand. Aber nach ihm sehen musste er. Obwohl es ihm sonst egal war, wie oft und wie viel sein Vater sich besoff, hatte er heute Mitleid mit ihm. Er musste wenigstens nachsehen, ob dieser einsam und trauernd auf dem Sofa saß oder ob er sich in einen seeligen Rausch gesoffen hatte.
    „Ach was, lass nur, Richard. Kümmer e du dich um deinen Vater. Ich kann das Stück auch alleine nach Hause laufen.“
    „Nein, ich bring dich. Ich wollt auch noch nach Lisbeth sehen. Ich hab , bis auf ein paar Worte, noch gar nicht mit ihr geredet, seit Toni vorgestern gestorben ist.“
    „Richard“, Josefine berührte ihn am Arm, „ Guck du nach deinem Vater. Und Morgen kommst du und besuchst die Lisbeth.“
    Als er sie unentschlossen ansah, trat sie einen Schritt zurück. „Ehrlich, Richard. Heute war für euch ein anstrengender Tag. Und die Lisbeth läuft dir ja nicht weg.“
    „Also gut. Dann bis morgen, Josefine.“
    „Ja, bis morgen, Richard.“
     
    „Komm, Lisbeth, jetzt iss endlich was.“ Anneliese setzte sich den kleinen Heinz auf der Hüfte zurecht und schob ihrer Tochter das Brettchen mit dem Brot zu.
    „Ich hab keinen Hunger, Mama“, erwiderte  Lisbeth genervt.
    „Du musst aber was essen! Jetzt lass dich nicht so hängen. Du musst auch an deine Kinder denken.“
    „Ja, du hast ja recht.“ Lisbeth seufzte und biss in ihr Wurstbrot.
    Josefine saß am Küchentisch in der nachbarlichen Küche und be obachtete, wie Lisbeth ihr Frühstück herunterwürgte.
    Anneliese setzte Josefine den kleinen Heinz auf den Schoß und zog die Augenbrauen hoch. „Als wenn er der Beste aller Ehemänner gewesen wäre“, murmelte sie.
    „Hör auf! Das hab ich gehört. Der Toni hatte auch seine guten Seiten.“ Lisbeth ließ den Rest ihres Brotes auf das Brettchen fallen.
    Anneliese holte tief Luft, aber sagte nichts mehr. Sie schnitt die Marmeladenbrote für Lina und Franz in kleine Schiffchen und schob diese zu ihnen hinüber. „Und, Josefine, hast du schon was von Margot gehört?“, wechselte sie das Thema.
    „Nein, noch nicht. Aber sie ist ja auch noch keine Woche zu Hause. Da hat sie bestimmt anderes zu tun, als mir zu schreiben.“
    „Komm, mach dir auch ein Brot.“
    „Nein, danke. Ich hab schon gefrühstückt.
    „Und es macht dir wirklich nichts aus, auf die Kinder aufzupassen?“, fragte Lisbeth zum dritten Mal.
    „Jetzt hör aber auf, Lisbeth !“, empörte sich Josefine.
    „Na schön, dann mach ich mich jetzt fertig. “ Lustlos erhob sich Lisbeth vom Küchentisch.
    „Hast du auch alle Papiere?“, fragte Anneliese, während sie schon ihre Jacke holte.
    „Dass ihr dafür aber auch bis nach Krefeld müsst!“, sagte Josefine verständnislos.
    „Wir könnten die Witwenrente auch hier im Dorf beantragen, aber die haben uns schon gesagt, dass es gar nicht so einfach ist. Lisbeth hat zwar noch Kinder unter sechs Jahren, so dass sie Anspruch hat, aber trotzdem gibt es da so viel hin und her, da fahren wir lieber direkt in die Stadt und regeln das alles“, erklärte Anneliese. „Das hat mir die Hedwig geraten, die kennt sich mit Ämtern und so etwas aus.“
    „Nun, dann viel Glück.“
    „Ja, danke, das können wir auch brauchen. Ich weiß gar nicht, wie wir das alles bezahlen sollen, die Beerdigung und alles. Bin mal gespannt, ob der Richard sein Wort hält und auch etwas beisteuert, wie er uns kurz bei der Beerdigung versichert hat. Und wo der so große Stücke auf seinen Bruder gehalten hat.“
    Josefine fragte sich, ob sie Richard gestern verpasst hatte. Eigentlich hatte er ja vorbeikommen wollen. Aber dann hätte er doch sicher auch bei ihr vorbeigeschaut. „War der Richard

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