Ein verhaengnisvoller Winter
eigen tlich hier, seit der Beerdigung?“
Anneliese knöpfte sich den Mantel zu und sah auf „Nein, und wenn der heute kommt, sieh zu, dass er wieder weg ist, wenn wir wiederkommen.“ Damit wandte sie sich ab und verließ die Küche.
„Was?“ Verdutzt sah Josefine der älteren Frau hinterher.
„Der und sein Vater, die erzählen schlecht über uns“, rief Lisbeth erklärend aus der Diele.
Ungläubig sah Josefine die beiden an.
„Ja, da kannst du gucken! Der Herbert war vorgestern Abend in der Wirtschaft, und da hat er das selber mitbekommen.“
Josefine wusste nicht, was sie davon halten sollte. Erst ließ er sich nicht bei seiner Schwägerin blicken, wo er am Mittwoch noch ganz erpicht drauf war, zu sehen, wie es ihr ging, und jetzt sollte er auch noch schlecht über die beiden reden? Das ergab doch keinen Sinn. Verwundert begann sie, den kleinen Heinz zu füttern.
Richard betätigte den Türklopfer zum zweiten Mal und trat schließlich einen Schritt zurück. Ratlos betrachtete er die beiden Häuser. Er war halb sechs abends. Wo konnten nur alle sein? Bei Lisbeth hatte er auch schon geklingelt und da machte auch keiner auf.
„Richard? Bist du das?“
Richard drehte sich um und sah Josefine mit den Kindern aus dem Stall kommen. Sie knipste gerade das Licht aus und schloss die Scheunentür.
„Ja, ich bin`s. Nabend Josi. Ich hab schon gedacht, es wäre keiner da.“ Erfreut trat Richard auf die anderen zu. „Na, ihr zwei“, begrüßte er die Zwillinge und nahm Josefine den kleinen Heinz ab. „Bist du mit den Kindern alleine?“
„Ja, Lisbeth und Anneliese sind nach Krefeld gefahren, um die Witwenrente zu beantragen. Sie meinen, wenn sie Glück hat, steht ihr Geld zu.“
„Da hattest du ja heute genug am Hals was? Hast du die Stallarbeit zusammen mit den Kindern gemacht?“
„Nein, ich hab ihnen nur die Tiere gezeigt. Den Rest mach ich nachher.“ Josefine führte ihn in ihre Küche. „Ich dachte, du wolltest gestern vorbeikommen?“, fragte sie, während sie zwei Tassen mit Milch für die Kinder füllte. Als er nicht antwortete, sah sie ihn fragend an.
„Ich musste arbeiten.“ Als sie ihn weiterhin nur stumm anblickte, ergänzte er: „Spätschicht.“
„Bekommen wir ein Plätzchen , Josefine?“, fragte Lina.
„Sicher, Süße“, lächelte sie und holte die Plätzchendose vom Schrank. „Die hab ich sogar nur für euch gebacken“, sagte sie, als sie den Zwillingen die Plätzchen reichte. Sie trat zu Richard und sah zu, wie Heinz nach dem kleinen Plätzchen griff, das sie ihm hinhielt. Dann reichte sie auch Richard eins. „Die Anneliese und die Lisbeth sind nicht gut auf dich zu sprechen“, sagte sie, als Richard das Gebäckstück annahm.
„Ach ja?“ Er biss ein Stück ab und kaute. Als er ihrem Blick auswich, und länger kaute als nötig gewesen wäre, wusste sie Bescheid.
„Möchtest du nicht wissen, warum sie wütend auf dich sind?“, fragte sie herausfordernd.
Richard schluckte umständlich das Plätzchen hinunter, ehe er antwortete. „Doch, natürlich.“
Wütend sah Josefine ihn an. „Man hat ihnen erzählt, dass ihr, du und dein Vater, im Dorf schlecht über sie redet.“
Als er schwieg, fuhr sie ihn wütend an. „Also stimmt es!“ Sie nahm ihm Heinz ab und ging mit ihm zur Spüle, um den Plätzchenbrei von seinem Gesicht zu wischen. „So sieht also die Unterstützung für deine Schwägerin aus?“ Sie nahm Heinz das zerquetschte Plätzchen ab und gab ihm ein neues. „Ich versteh dich einfach nicht. Vorgestern sagst du mir, du wolltest nach ihnen sehen und dann so was.“
„Also, Josi, du verstehst das ganz falsch. So ist es gar nicht gewesen“, verteidigte Richard sich halbherzig.
„Nenn mich nicht Josi! Und wie ist es dann gewesen?“
„Wer bist du eigentlich, du Moralapostel? Ich muss mich doch nicht vor dir rechtfertigen.“
Josefine schnaufte abfällig und setzte sich von ihm abgewandt zu den Kindern an den Essenstisch. „Komm, Lina. Jetzt ist es genug.“ Sie nahm die Keksdose und verschloss sie wieder mit dem Deckel. „Ihr habt gleich keinen Appetit mehr, wenn es Abendessen gibt.“ Sie ignorierte Richard, der immer noch wie ein Blödmann hinter ihr Stand und wartete darauf, dass er verschwand.
„Onkel Richard, hast du schon Josefines fettes Schwein gesehen?“, fragte Franz.
Richard kam zögernd zum Tisch und setzte sich dann zu den Kindern. „Oh ja, und hast du auch das Pferd gesehen und die Kuh?“, fragte Richard seine
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