Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
Vom Netzwerk:
im Frühjahr. Es sollte ja nur für eine gewisse Zeit sein, als Margot hochschwanger war und der alte Mann so krank. Sobald sich hier alles wieder eingespielt hat, fahr ich wieder nach Hause.“ Als sie Richards Miene sah, fügte sie erklärend hinzu: „Ich lebe nun mal in der Stadt, Richard. Ich möchte wieder unter Menschen und wieder arbeiten.“
    „Arbeiten kannst du hier auch“, wandte Richard ein.
    Josefine schüttelte den Kopf. „Ich möchte wieder nach Hause.“ Josefine druckste um die nächsten Worte herum. „Seit ich hier bin, hab ich wieder öfter Alpträume. Ich schlafe schlecht und tagsüber bin ich niedergeschlagen. So schwermütig war ich die letzten Jahre oft, aber im letzten Jahr war es viel besser geworden. Ich glaube, wenn ich wieder zu Hause bin, geht es mir wieder gut.“
    Richard sah sie betroffen an. „Worüber hast du denn Alpträume? Warum bist du denn traurig?“
    Josefine winkte unbehaglich ab. „Ach, es ist nichts. Ich träum vom Krieg. Ich weiß, das ist alles längst vorbei, und es sollte mich nicht so mitnehmen, aber …“ Josefine zuckte die Achseln. Richard ergriff ihre Hand und drückte sie tröstend. „Josefine…“ Sie entzog ihm ihre Hand und schnitt ihm das Wort ab. „Nein, Richard, es ist gut, wirklich.“ Als er wieder zum Sprechen ansetzte, winkte sie ab. „Vielleicht liegt es ja auch an der Jahreszeit. Alles ist so düster. Und dass die Menschen hier um einen herum alle sterben, ist vielleicht auch dran schuld. Auf jeden Fall möchte ich jetzt von was anderem reden.“ Sie atmete tief ein und sah ihn bestimmt an.
    Richard presste die Lippen zusammen und zögerte. Schließlich schüttelte er dann ergeben den Kopf.
    „Hier, iss noch ein Stück Kuchen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Josefine ihm noch ein weiteres Stück auf den Teller.
    „Josi, gleich ist nichts mehr für die anderen da“, protestierte Richard halbherzig, während er schon in das angebotene Stück Streuselkuchen biss.“
    „Ach was, ich hab ein ganzes Blech gemacht.“
    Richard schluckte seinen Bissen herunter und trommelte schließlich nervös mit dem Zeigefinger auf dem Tisch herum.
    „Was?“
    „Naja…du hast es eben ja selbst gesagt.“
    Als Josefine fragend die Augenbrauen hochzog, fuhr Richard ermutigt fort. „Ich weiß, du willst nichts davon hören und du glaubst mir nicht. Aber wie du schon selber gerade erwähnt hast, hier sterben in letzter Zeit verdammt viele Leute.“
    „Och, Richard. Jetzt fang nicht wieder damit an.“ Erregt verhalf sich auch Josefine zu einem weiteren Stück Kuchen und stach die Gabel in den Kuchen, als wollte sie ihn erstechen.
    „Jetzt hör mir doch mal zu, was ich dir schon die Tage im Café erzählen wollte“, fuhr er sie an.
    Seufzend deutete sie mit einem Winken ihrer Hand an, er möge fortfahren, während sie heftig kaute.
    „Also“, fing Richard auch sogleich an, schob seinen Teller beiseite und beugte sich ein Stückchen zu ihr hinüber. „Wo war ich im Café stehengeblieben? Dass die Anneliese bei uns war, richtig?“
    Auch Josefine schob ihren Teller von sich. „Also, schön! Nehmen wir mal an, es war wirklich die Anneliese. Was sollte sie bei euch gewollt haben?“ Fragend sah sie ihr Gegenüber an und beantwortete nach einem Augenblick ihre eigene Frage. „Vielleicht wollte sie mit dir über das Geld für Tonis Beerdigung reden.“ Josefine bemerkte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, als er sie nur anstarrte. „Äh, sie hat da so was erwähnt, letztens. Dass du angeboten hättest, auch was beizusteuern“, fühlte sie sich genötigt, erklärend hinzuzufügen. „Nicht, dass mich das was anginge.“
    Richard winkte ab. „Nein, ich hatte ihr bei der Beerdigung schon gesagt, dass ich ihr erst bei der nächsten Löhnung was geben kann. Das wusste sie. Außerdem hätte sie das doch sagen können, als ich sie gefragt habe, ob sie bei uns war“, erklärte Richard ungeduldig. Er sah Josefine beschwörend an. „Jetzt pass mal auf, was ich denke.“ Unbehaglich rollte er die Schultern. „Also, mein Vater, der war doch so wütend auf die Anneliese, wegen Toni. Weil sie nie ein gutes Haar an ihm gelassen hat.“ Als Josefine nickte, fuhr er fort. „Er hat also über sie hergezogen.“
    „Ja, und nicht nur er, wie ich mich erinnere.“
    „Jetzt fang nicht wieder davon an!“ Mit einer ungehaltenen Geste wischte er ihren Einwand wütend beiseite. „Mein Vater hat also angefangen, alte Geschichten aufzuwärmen. Von der Anneliese,

Weitere Kostenlose Bücher