Ein verhaengnisvoller Winter
nicht, ich stütze dich.“
„Ha. Du bist ein Wüstling und jetzt tu nicht so unschuldig. Ich bin ja nicht von gestern.“
„Weißt du, wie kalt es dir wäre, wenn ich dich nicht so halten würde?“
Mit leicht glasigem Blick sah Josefine ihn an.
„Also schön, ich geb zu, ich stütze dich ausgesprochen gerne. Jetzt gib doch zu, dass es gar nicht so schlecht ist, wenn ich dich im Arm halte.“
Seufzend lehnte Josefine ihren Kopf an seine Brust. „Ja, Richard, es ist gar nicht schlecht, wenn du mich so im Arm hältst.“ Wieder seufzte sie. „Es gefällt mir sogar viel zu gut“, murmelte sie schläfrig.
Richard war froh, da ss er heute nicht so betrunken war, dass er sich morgen an nichts mehr erinnern konnte. Denn er glaubte nicht, dass Josefine so etwas noch einmal von sich geben würde, sobald sie wieder nüchtern war. Er drückte sie noch etwas fester an sich und sah nachdenklich in die Dunkelheit und auf die Schneeflocken, die langsam vom Himmel fielen. Viel zu schnell waren sie auf dem Fagelhof angekommen und widerwillig entließ er Josefine aus seiner Umarmung.
Schwer lehnte Josefine sich mit dem Rücken a n die Haustür und sah zu Richard auf. „Danke fürs nach Hause bringen, Richard.“
„Gern geschehen“
„Es war ein schöner Abend.“ Verträumt lächelte sie ihn an.
Richard wusste, dass er das eigentlich nicht tun sollte, und da ss Josefine ihm morgen, wenn sie nüchtern war, bestimmt ganz schön was erzählen würde, aber er konnte einfach nicht anders. Langsam beugte er sich zu Josefine herunter und küsste sie zaghaft auf den Mund. „Gute Nacht, Josi“, sagte er schließlich leise und trat zurück.
„Gute Nacht, Richard“, wisperte Josefine, ehe sie sich umwandte und schließlich nach mehreren Versuchen, die Türe zu öffnen, im Haus verschwand.
Einen Moment starrte Richard auf die Stelle, an der Josefine gerade noch gestanden hatte, ehe er die kalten Hände in seinen Taschen vergrub und sich auf den einsamen Weg nach Hause machte.
Am nächsten Vormittag starrte Josefine ge dankenverloren vor sich hin, während die kleine Gabi an ihrer Schulter vor sich hin brabbelte. Abwesend streichelte sie über den kleinen, zerbrechlichen Rücken und atmete schwer aus.
„ Ja, ja, das kommt davon, wenn man zu tief ins Glas geguckt hat.“ Margot faltete eine gewaschene Windel zusammen und lachte vor sich hin.
Josefine war froh, da ss Margot ihre niedergeschlagene Stimmung auf ihren übermäßigen Alkoholgenuss schob. Bei dem Gedanken daran, was ihre Cousine denken würde, wenn sie den wahren Grund wüsste, schauderte Josefine. Gequält kniff sie die Augen zusammen. Wie konnte sie sich nur vom Richard küssen lassen? Nie, nie mehr würde sie etwas trinken. Richard, ohne Manieren, der die meiste Zeit in der Kneipe verbrachte und trank, dessen Ansichten im Großen und Ganzen mit denen seines Bruders und seines Vaters übereinstimmten und der womöglich seine Frau später genauso behandelte, wie die anderen Männer in seiner Familie es getan hatten. Nervös lief Josefine im Zimmer auf und ab und wiegte Gabi an ihrer Schulter. Es wurde wirklich Zeit, dass sie nach Hause fuhr und Zeit mit dem lieben Anton verbrachte. Gleich würde sie erst einmal die Briefe zur Hand nehmen, die er ihr geschickt hatte. Den zweiten musste sie immer noch beantworten, fiel ihr jetzt ein. Das würde sie gleich als nächstes tun. Und dann würde sie bald mal wieder am Wochenende nach Hause fahren. Und vom Richard, da würde sie sich fernhalten. Der gestrige Abend hatte ihr viel zu gut gefallen. „Ich glaub, ich fahr nächste Woche mal nach Hause, Margot.“
Margot sah überrascht von ihrer Wäsche auf. „Ach ! Ja, mach das. Du hast bestimmt Heimweh, was?“
„Ja “, Josefine zögerte. „Außerdem hat der Anton mir vor zwei Wochen geschrieben…“, Josefine hielt inne und zog eine Grimasse, als ihr bewusst wurde, dass sie den Brief vielleicht schon etwas eher hätte beantworten sollen. „Also, in dem Brief,“, fuhr sie fort, „ da hat er geschrieben, dass ihm der gemeinsame Abend damals, mit Rosemarie und unseren Freunden sehr gut gefallen hat und er gerne mit mir ins Kino gehen würde, wenn ich wieder mal nach Hause käme.“
„Na, das ist doch großartig, oder? Was bist du schon lange hinter dem Anton her.“
„Ja, also“, unangenehm berührt tätschelte Josefine hektisch das Kind auf ihrem Arm. „Hinterher ist etwas übert rieben. Aber er ist ja wirklich ein feiner Kerl.“ Als Margot sie nur
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