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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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wieder Richard anzugucken. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sie hatte Richard nur ein wenig entmutigen wollen, mit ihren etwas ausgeschmückten Erzählungen. Sie fühlte sich schrecklich, jetzt wo er sie so angewidert ansah. Zumal er sie vorhin noch so lieb angelächelt hatte. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass der Anton sie schon lange nicht mehr interessierte, aber das konnte sie einfach nicht tun. Sie mochte den Richard schon viel zu gerne und jetzt bot sich die Gelegenheit, dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen. Josefine schluckte und zwang sich, Richards funkelndem Blick standzuhalten. „Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst“, begann sie mit zitternder Stimme. „Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich nichts von dir will. Ich hab nicht um deine dauernden Aufmerksamkeiten gebeten.“ Josefine ignorierte die quengelnden Kinder. Als sie sah, wie Richards aufgebrachtes Gesicht blass wurde, hätte sie am liebsten alles zurückgenommen, aber sie durfte jetzt nicht schwach werden. „Ich will wieder in die Stadt. Zu meiner Familie. Ich will Leben und Spaß und ich will einen anständigen Mann aus einer anständigen Familie. Einen Mann, der kein Säufer ist, der Manieren hat und eine gute Arbeitsstelle.“ Josefine merkte, wie ihr langsam die Tränen kamen, und wütend auf sich selbst, sprach sie hektisch weiter. „Der was aus seinem Leben machen will. Bei dem ich mich nicht sorgen muss, dass er später sein ganzes Geld in die Kneipe trägt, statt Frau und Kinder zu versorgen. Und vor allem einen Mann, bei dem ich keine Angst haben muss, dass er irgendwann einmal mit seinen Fäusten auf seine Familie losgeht, weil er es nicht anders gelernt hat.“ Erschöpft holte Josefine Luft und versuchte sich zu fangen.
    Der blasse Richard stieß schließlich den angehaltenen Atem aus. Kopfschüttelnd sah er sie einen Moment an, ehe e r ein verächtliches Lachen ausstieß.  „Ich bin so blöd. Hier steh ich, und hab wirklich gedacht….“, begann er, ehe er wieder den Kopf schüttelte. „Aber du hast ja recht.“, setzte er erneut mit ruhiger Stimme zum Sprechen an. „Geh du zu deinem perfekten Anton und hab ein schönes Leben. Bleib am besten doch gleich in Essen. Ich hoffe, ich muss dich nie wieder sehen.“ Damit drehte er sich um und stapfte den Weg zurück, den sie gegangen waren.
    „Wo geht de nn der Onkel Richard jetzt hin? Der hat gar nicht Tschö gesagt.“
    Langsam sah Josefine von Richards entschwindender Gestalt auf die kleine Lina. „Er geht nach Hause“, schniefte Josefine und wischte sich die Tränen ab. So war es das Beste. Ganz bestimmt wollte sie niemals so enden wie Lisbeth oder die anderen Frauen, die sich von ihren Gefühlen haben leiten lassen, und deren Schicksal und das ihrer Kinder schließlich von den Launen ihrer Männer abhingen. Und bei den meisten war es bestimmt nicht so offensichtlich gewesen, wie in ihrem Fall, wo sie fast schon sicher wusste, wie es mit Richard enden würde. Josefine mochte viel sein, aber dumm war sie nicht. Noch einmal warf sie einen Blick in die Richtung, in der das Objekt viel zu vieler ihrer Gedanken entschwunden war, dann zwang sie sich, sich wieder auf die Kinder zu konzentrieren. „Na kommt, wir gehen mal langsam zurück nach Hause. Dann kommen die anderen bestimmt auch schon bald von Beerdigungskaffee.“ Während sie die Kinder anlächelte, fiel ihr ein, dass sie Richard noch nicht einmal die Neuigkeiten erzählt hatte, die sie herausgefunden hatte.

Kapitel 12
 
    Josefine saß, den Kopf auf ihre Hand gestützt, am Küche ntisch und rührte in ihrem Tee. Er war Montagabend und für heute gab es nichts mehr zu tun. Der Besuch zu Hause war nicht das gewesen, was sie sich versprochen hatte. Mama und Tante Uschi hatten sie dazu zu bewegen versucht, ihren Aufenthalt hier am Niederrhein doch noch etwas auszudehnen. Sie könne Gabi hüten oder selbst versuchen, in der Seidenweberei eine Arbeit zu finden. Schließlich war sie ja zur Zeit sowieso arbeitslos, da könne sie sich auch nützlich machen, wo sie gebraucht wurde. Dieses Gespräch hatte ihre gereizte Stimmung, mit der sie schon zu Hause angekommen war, nicht gebessert und als dann am Samstag schließlich Anton kam, um sie zum gemeinsamen Kinobesuch abzuholen, konnte sie es einfach nicht über sich bringen, mit ihm auszugehen. Sie hatte sich damit entschuldigt, dass sie sich nicht wohlfühlte, was im Grunde sogar der Wahrheit entsprach und als sie schließlich am Sonntag nach Hause

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